Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67642#0573
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Textile Kunst. Schlussbemerkungen. 525
Der Rückstand war noch braun, aber heller, und lösete sich in schmelzen-
dem Borax mit gelber Farbe, die beim Erkalten verschwand , auf (Eisenoxyd).
Kochende Salpetersäure lösete den Rückstand grösstentheils unter Aufbrau-
sen auf (Kohlensäure).
Aus der neutralisirten Auflösung schlug kleesaures Kali, auch bei grosser
Verdünnung, Kalk nieder. Also: kohlensaurer Kalk.
Schwefelsäure gab in der verdünnten Auflösung keinen Niederschlag (Ab-
wesenheit von Blei).
Ammoniak gab einen schwachen bräunlichen, Blutlaugensalz einen dunkel-
blauen, Schwefelwasserstoffammoniak einen schwarzen Niederschlag, also
E is en o xyd.
Das in Salpetersäure unauflösliche wurde mit kaltem Wasser behandelt;
salzsaurer Baryt und kleesaures Kali gaben schwache weisse Niederschläge,
also Gyps.
Der Gyps wurde durch Kochen mit kohlensaurem Natrum zersetzt und mit
Salzsäure behandelt, wodurch sich alles bis auf einen geringen kohligen Rück-
stand auflösete, also reiner Gyps ohne Kieselerde.
Um die Natur des organischen Bestandtheiles zu prüfen, wurde die ge-
pulverte Farbe mit Aether, Alkohol, Wasser und verdünnter Aetzlauge gekocht.
Ersterer zog gar nichts aus, Alkohol nur eine Spur, Wasser etwas mehr, in-
dem es sich gelblich färbte und einen geringen verbrennlichen Rückstand
hinterliess, ohne jedoch das Pulver im Geringsten zu entfärben. Die verdünnte
Aetzlauge wirkte nicht viel stärker.
Eine Auflösung von kohlensaurem Natrum griff aber stärker ein, indem
sie sich stark braun färbte, während das Pulver heller wurde. Säuren fällten
den organischen Bestandtheil aus dieser Auflösung nicht. Noch mehrere Ver-
suche, den organischen Bestandtheil zu isoliren, um seine Natur genauer zu
bestimmen, gaben keine bestimmteren Resultate: am meisten scheint er mit dem
Humus, und zwar in Verbindung mit Kalk, übereinzukommen. Zum Theil war
der Kalk aber schon in der unverbrannten Farbe mit Kohlensäure verbun-
den, indem verdünnte Salzsäure ein schwaches Brausen bewirkte. Ammoniak
schlug aus dieser Auflösung eine Verbindung von Kalk mit einer organischen
Materie nieder, und liess salzsauren Kalk aufgelöset.
Nach diesen Versuchen besteht die Farbe aus humussaurem Kalk (umbra-
ähnliche Dammerde) , kohlensaurem Kalk, schwefelsaurem Kalk (Gyps), Eisen-
oxyd; wovon der Gyps wahrscheinlich als Bindemittel der färbenden Substanz
zugesetzt ist.
Hamburg, 3. August 1834.

Wilhelm Semper, Chemiker.
 
Annotationen