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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.67642#0066
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16

Drittes Hauptstück.

Gleiche Ursprünglickeit und gleiche Bedeutung haben die
.Reihungen von Federn, die, wie jene Blätterkränze, wohl um-
schliessen, aber nicht binden und fesseln.
Ein verwandtes, aber eine andere Nuance des Grundbegriffes
ausdrückendes Symbol ist die Reihung regelmässiger und nach
den Gesetzen der Eurhythmie geordneter fester Körper (der Perlen

oder Knöchel, Stcpoi aaTQayalwTo'i) auf eine Schnur. Sie ist
weder nach Oben noch nach Unten hinweisend, also in dieser
Beziehung neutral; die Fessel ist hier nur thätig, um die Einhei-


durch begrüssenile Frauen und Knaben Blumenbouquets gereicht werden. Andere
schmücken ihren Hals mit Lotuskränzen.

Man erkennt aus diesen ägyptischen Wandgemälden, so wie gleicherweise
aus den Sculpturen und Bildern der Griechen den eigenthümlich architektoni-
schen, d. h. rhythmisch geregelten Charakter der antiken Kränze ; die natura-
listische, mehr moderne Romantik des Bouquet-und Kränzewesens fand bei den
Alten nur dort, wo sie bezeichnend ist (bei bakchischen Aufzügen z. B.), Anwendung.
Dagegen bestanden die meisten aus Blu-
men, Früchten und Blättern zusammen-
gesetzten Combinationen der Alten in ein-
fachen oder alternirenden Reihungen,
nämlich Blätter wurden einfach mit dem
Stilende neben einander auf einen Halm
oder einen Faden gereiht, oder man
fädelte Blumen auf, gleich Perlen, wie
beistehende Figur zeigt. Andere Kränze
stellten Flechtwerk und gedrehte Wülste
dar. Es gab doppelte und dreifach, wohl
auch mehrfach gedrehte Kränze; jede
Gattung derselben hatte ihre bestimmte
symbolische Bedeutung.
MtCffcS ts vaQHLßßa) ts t^isIihus nvnla> ßTScpcivcov iXtv-Tsav.
Die dreifach gewundenen Kränze aus kreisförmig sich verschlingendem
Epheu und Narkissos. Chaeremon Trag, beim Athenäus 1. c.


Es wäre für das Verständniss mancher Typen der Baukunst der Alten von
Wichtigkeit, den herrschenden Charakter ihrer Kränze und den Sinn, den sie
gewissen Modifikationen derelben beilegten, zu kennen. Das angeführte Ka-
pitel des Athenäus und des älteren Plinius viertes Kapitel des IG. Buchs sind
Hauptstellen für den angeregten Gegenstand.
 
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