Textile Kunst. Die Decke.
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Verbindung mit dem gebrochenen Roth gegen das Grün, das sich als
Dominante auf beiden kontrastlich abhebt; in dem zweiten Falle ver-
bindet es sich mit dem Grün gegen das Roth, das sich in dieser Ver-
bindung als Dominante, zu dem Grüngrau als Basis und dem Grün als
Mittelton verhält.
Wunderbar wie die Natur mit ihrer allbesänftigenden Harmonie
gleichsam eigenhändig nachhilft und „einfällt“, wo Menschen zuerst ihr
eigenes Stück zu spielen versuchen.1 Wie die Muster der Teppiche zu-
erst und am stilgerechtesten aus der Natur der Rohstoffe und der, im
Prinzipe überall dieselbe bleibenden, Kunst, durch das Verflechten von
Fäden Gewänder zu bereiten, oder der vielleicht noch ursprünglicheren
Kunst hervorgingen, dergleichen Hüllen dadurch zu gewinnen, dass Thier-
felle oder Baumrinden in regelmässigen Stücken durch kunstvoll und
dekorativ behandelte Nähte zusammengefügt wurden, ebenso verdanken
diese ursprünglichen Produkte der Industrie die Harmonie der Farben,
die wir an ihnen bewundern, hauptsächlich dem Prinzipe, die an sich
natur.farbigen Fäden zu beizen und mit ungeheizten derselben
Art abwechselnd zu verwenden. Auf diese Weise wird das Ganze
durch den natürlichen Grundton des ungefärbten Rohstoffes zusammen-
gehalten.
In dieser Beziehung sind die Produkte der kanadischen Indianer
lehrreich. Das sehr ursprüngliche und gefällige System der Ornamentirung
besteht bei ihnen in zierlichen und schönfarbigen Federstickereien oder
auch diesen nachgebildeten Malereien auf Holzrinden und auf Leder,
womit sie ihre Geräthe, Nachen, Kleidungen und Teppiche bereiten. Die
rothbraune Farbe der thierischen und vegetabilischen Häute ist bei ihnen
die Basis ihrer Polychromie. Doch üben sie auch das Mattengeflecht
aus Stroh mit grosser Geschicklichkeit und natürlichem Geschmacke,
wobei das Strohgelb die Basis der Polychromie bildet. Bei ihnen wie
bei den Negern, die bei ihren Geflechten das Dunkelfarbige, Schwarze,
im Kontraste zu dem Weiss, bevorzugen, schliesst sich zugleich die de-
korative Kunst harmonisch an die natürliche Körperfarbe der Menschen an.
Nach ganz gleichem Prinzipe verfährt der Chinese, der seine Farben-
1 Wo die Natur, die Feindin aller unaufgelösten Dissonanzen, durch den Wahn
und den Ungeschmack der Menschen gleichsam aus ihrem Rechte getrieben worden
ist, dort weiss sie durch die Zeit ihre Herrschaft wiederzugewinnen, indem sie das
grelle und ungeschlachte Menschenwerk mit Staub, Russ und Rost über zieht, ihm Arme,
Beine und sonstige stilwidrige Extremitäten abschlägt, es als moosumwachsene Ruine
mit sich selbst in Harmonie setzt.
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Verbindung mit dem gebrochenen Roth gegen das Grün, das sich als
Dominante auf beiden kontrastlich abhebt; in dem zweiten Falle ver-
bindet es sich mit dem Grün gegen das Roth, das sich in dieser Ver-
bindung als Dominante, zu dem Grüngrau als Basis und dem Grün als
Mittelton verhält.
Wunderbar wie die Natur mit ihrer allbesänftigenden Harmonie
gleichsam eigenhändig nachhilft und „einfällt“, wo Menschen zuerst ihr
eigenes Stück zu spielen versuchen.1 Wie die Muster der Teppiche zu-
erst und am stilgerechtesten aus der Natur der Rohstoffe und der, im
Prinzipe überall dieselbe bleibenden, Kunst, durch das Verflechten von
Fäden Gewänder zu bereiten, oder der vielleicht noch ursprünglicheren
Kunst hervorgingen, dergleichen Hüllen dadurch zu gewinnen, dass Thier-
felle oder Baumrinden in regelmässigen Stücken durch kunstvoll und
dekorativ behandelte Nähte zusammengefügt wurden, ebenso verdanken
diese ursprünglichen Produkte der Industrie die Harmonie der Farben,
die wir an ihnen bewundern, hauptsächlich dem Prinzipe, die an sich
natur.farbigen Fäden zu beizen und mit ungeheizten derselben
Art abwechselnd zu verwenden. Auf diese Weise wird das Ganze
durch den natürlichen Grundton des ungefärbten Rohstoffes zusammen-
gehalten.
In dieser Beziehung sind die Produkte der kanadischen Indianer
lehrreich. Das sehr ursprüngliche und gefällige System der Ornamentirung
besteht bei ihnen in zierlichen und schönfarbigen Federstickereien oder
auch diesen nachgebildeten Malereien auf Holzrinden und auf Leder,
womit sie ihre Geräthe, Nachen, Kleidungen und Teppiche bereiten. Die
rothbraune Farbe der thierischen und vegetabilischen Häute ist bei ihnen
die Basis ihrer Polychromie. Doch üben sie auch das Mattengeflecht
aus Stroh mit grosser Geschicklichkeit und natürlichem Geschmacke,
wobei das Strohgelb die Basis der Polychromie bildet. Bei ihnen wie
bei den Negern, die bei ihren Geflechten das Dunkelfarbige, Schwarze,
im Kontraste zu dem Weiss, bevorzugen, schliesst sich zugleich die de-
korative Kunst harmonisch an die natürliche Körperfarbe der Menschen an.
Nach ganz gleichem Prinzipe verfährt der Chinese, der seine Farben-
1 Wo die Natur, die Feindin aller unaufgelösten Dissonanzen, durch den Wahn
und den Ungeschmack der Menschen gleichsam aus ihrem Rechte getrieben worden
ist, dort weiss sie durch die Zeit ihre Herrschaft wiederzugewinnen, indem sie das
grelle und ungeschlachte Menschenwerk mit Staub, Russ und Rost über zieht, ihm Arme,
Beine und sonstige stilwidrige Extremitäten abschlägt, es als moosumwachsene Ruine
mit sich selbst in Harmonie setzt.