Textile Kunst. Chaldäa und Assyrien.
305
jenen den ersten Dynastien des alten Reiches angehörigen Grabfacaden
Aegyptens und wohl gewiss auch wie bei diesen sind wir berechtigt, hier
ein höchst alterthümliches Motiv der
dekorativen Baukunst zu erkennen.
Sieben Halbsäulen, richtiger Halb-
cylinder, dicht neben einander gedrängt
wie Orgelpfeifen oder vielmehr wie die
Pfähle eines Blockhauses, sind in eine
Art von Rahmen eingefasst und über
diesem erhebt sich in der Mitte eine
abgestufte Mauernische; neben dieser
sind die Mauern rechts und links mit
halbcylindrischen Kanälen durchbrochen,
als sollten diese etwas in sich aufnehmen,
etwa Mastbäume. Dieses Motiv wieder-
holt sich siebenmal auf derselben Fa^ade
und ist auf sorgfältig vorgemauertem
Ziegelgrunde aus Stuck mit der Maurer-
kelle und nach der Schablone sehr ge-
wandt ausgeführt: Spuren von Farben
haben sich nicht erhalten und jedenfalls
kann die Malerei hier nur dekorativ
gewesen sein, da kein Platz für Wand-
gemälde übrig gelassen ist. Ganz ähn-
lich verzierte Wände sind später auch
zu Chorsabad durch Herrn Place und
zu Nimrud durch Herrn Loftus entdeckt
worden, so dass an dem Alterthum dieses
Motives (als wenigstens gleichzeitig mit
andern, die später zu erwähnen sind)
nicht gezweifelt werden darf.
Nicht minder interessant, für unsern
speziellen Zweck und die Stilgeschichte
nämlich am meisten, ist eine zweite Eigen-
thümlichkeit, die in der Weise die (unge-
brannten) Ziegelkonstruktionen zu in-
krustiren und ihnen dadurch zugleich
Haltbarkeit und Zierde zu verleihen, hervortritt. An einem der
kleinen
Bauwerke, die von der allgemeinen Circumvallation umschlossen sind,
Semper, Stil. I.
20
Ansicht einer assyrischen Mauer.
305
jenen den ersten Dynastien des alten Reiches angehörigen Grabfacaden
Aegyptens und wohl gewiss auch wie bei diesen sind wir berechtigt, hier
ein höchst alterthümliches Motiv der
dekorativen Baukunst zu erkennen.
Sieben Halbsäulen, richtiger Halb-
cylinder, dicht neben einander gedrängt
wie Orgelpfeifen oder vielmehr wie die
Pfähle eines Blockhauses, sind in eine
Art von Rahmen eingefasst und über
diesem erhebt sich in der Mitte eine
abgestufte Mauernische; neben dieser
sind die Mauern rechts und links mit
halbcylindrischen Kanälen durchbrochen,
als sollten diese etwas in sich aufnehmen,
etwa Mastbäume. Dieses Motiv wieder-
holt sich siebenmal auf derselben Fa^ade
und ist auf sorgfältig vorgemauertem
Ziegelgrunde aus Stuck mit der Maurer-
kelle und nach der Schablone sehr ge-
wandt ausgeführt: Spuren von Farben
haben sich nicht erhalten und jedenfalls
kann die Malerei hier nur dekorativ
gewesen sein, da kein Platz für Wand-
gemälde übrig gelassen ist. Ganz ähn-
lich verzierte Wände sind später auch
zu Chorsabad durch Herrn Place und
zu Nimrud durch Herrn Loftus entdeckt
worden, so dass an dem Alterthum dieses
Motives (als wenigstens gleichzeitig mit
andern, die später zu erwähnen sind)
nicht gezweifelt werden darf.
Nicht minder interessant, für unsern
speziellen Zweck und die Stilgeschichte
nämlich am meisten, ist eine zweite Eigen-
thümlichkeit, die in der Weise die (unge-
brannten) Ziegelkonstruktionen zu in-
krustiren und ihnen dadurch zugleich
Haltbarkeit und Zierde zu verleihen, hervortritt. An einem der
kleinen
Bauwerke, die von der allgemeinen Circumvallation umschlossen sind,
Semper, Stil. I.
20
Ansicht einer assyrischen Mauer.