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Seneca, Oskar
Friedrich Weinbrenner: Jugend- und Lehrjahre — Heidelberg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.70229#0039
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konnte er sich anfangs einer Anwandlung von Kleinmut
angesichts der gewaltigen Baudenkmäler des Altertums
nicht erwehren, da ihn deren Größe an den eigenen Fähig-
keiten zweifeln ließ.
»Mehr als eine Nacht«, so berichtet er selbst,1 »brachte
ich deshalb mit Weinen und Gebet zu, daß mir Gott die
Kräfte und den Geist geben möchte, die mir noch fehlen-
den Kenntnisse einzuholen, damit ich dann ebenso etwas
Großes und durch alle Teile Überdachtes wie die alten Ge-
bäude fertigen möge.«
Dieser Zug ist wohl ebenso bezeichnend für Wein-
brenners weiche und zur Sentimentalität neigende Gemüts-
art, wie für den künstlerischen Ernst, mit dem er seine
Aufgabe erfaßte.
Das erste Jahr seines von 1792 bis 1797 währenden
Aufenthaltes verwandte er ganz auf das Studium der Stadt
Rom und ihrer nächsten Umgebung. Zahlreiche Ausflüge
und Studienreisen machten ihn in den folgenden Jahren
auch mit entfernteren Gebieten der Halbinsel vertraut; von
besonderer Bedeutung war sein zweimaliger Aufenthalt in
Neapel, dem er 1794 und 1796 je ein Vierteljahr widmete.
Herculanum und Pompeji, dessen Theater und Odeon ihn
hauptsächlich interessierten, wurden einer gründlichen Be-
trachtung unterzogen; ebenso Pästum, Caserta, die Ruinen
von Capua, Monte Casino. An einen auf Capri in froher
Gesellschaft genossenen Sonnenuntergang erinnert er sich
als an den »vielleicht schönsten und glücklichsten Abend«
seines Lebens.
In Rom lebte Weinbrenner ganz seinen Studien. Die
erste selbständige Arbeit, die er dort ausführte, war »die
1 Denkwürdigkeiten, S. 95.

Seneca, Weinbrenner.

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