Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Seneca, Oskar
Friedrich Weinbrenner: Jugend- und Lehrjahre — Heidelberg, 1907

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70229#0042
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
36

befriedigenden Studien in Rom, das er damals zu seinem
dauernden Aufenthaltsort zu machen gedachte, abbrechen
zu müssen. So suchte man ihn vergeblich in die Dienste
des Königs von Neapel zu ziehen, obgleich die dort leben-
den deutschen Künstler, die ihn, Hackert an der Spitze,
bei seinem mehrmaligen Aufenthalt kennen und schätzen
gelernt hatten, sich eifrig darum bemühten.
Einen besonderen Reiz des damaligen Lebens in Rom
bildete der rege Verkehr der der gleichen Nationalität an-
gehörenden Künstler untereinander. Auch Weinbrenner
trat mit hervorragenden Mitgliedern der damaligen Deutschen
Kolonie, wie Angelika Kauffmann, Reinhard1, Rhode, Koch,
Voogd, Rehberg und Hirt in Beziehungen. Das Ansehen,
das er in diesen Kreisen genoß, wird auch dadurch be-
zeugt, daß Gelehrte von so anerkanntem Ruf wie Zoega2 3
und Fernow3, denen er selbst vielfache Erweiterung seiner
Kenntnisse verdankte, sich nicht scheuten, auch ihrerseits
von dem jungen Architekten zu lernen; um diesen be-
deutenden Theoretikern noch eine eingehende Erläuterung
der Thermen des Titus, Caracalla und Diocletian und
anderer antiker Bauten an Ort und Stelle zu geben, ver-
längerte Weinbrenner, schon im Begriff Rom zu verlassen,
seinen Aufenthalt um mehrere Wochen.

1 Von seinem freundschaftlichen Verkehr mit dem berühmten Land-
schafter zeugt eine unter seinen Skizzen im Großherzoglichen Kupferstich-
kabinett befindliche Sepiazeichnung, darstellend den »Fall des Oinos io
Tagereisen hinter Athen, unweit Aiovvoia«. Auf der Rückseite: »Erinnern
Sie sich zuweilen Ihres wahren Freundes Reinhart. Rom den io. Maj 1797.«
2 Georg Zoega, geb. 1755 in Dahier in Schleswig, gest. 1809 in Rom,
der berühmteste Archäolog der Zeit.
3 Karl Ludwig Fernow, 1763 —1808, der bekannte Kunstheoretiker
und Biograph Carstens’, kam 1794 nach Rom, folgte 1802 einem Ruf als
Professor nach Jena und starb als Bibliothekar der Herzogin Amalie.
 
Annotationen