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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1912

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Literarische Beiträge
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Schmidt, Robert: Das Hamburgische Ratssilber und ähnliche Arbeiten aus alter und neuer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.19991#0032
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der Städte pe natürlich faft nur flct>tA find der-
artige «Öeräte technifd) abfolut unmöglich, da
ein Ausfüllen aus folgen, immerhin nic^taUju
umfangreichen <5efäßen an der £afel nicht
durchzuführen ift. Die oben erwähnte Silber-
terrine toat für den Prioatgebraudj beffimmf
gewefen; und die einsige 6owle, die (icfj fonft
im Hamburger Ratsfilber beendet, »eröanHt
ihre <Entffeljung nur der pietätoollen, donPene-
werten £aune eines wohlhabenden, Punft-
liebenden iTlägens. Sie n»urde »or wenigen
fahren oon Alexander Schönauer ausgeführt
nadj einem Entwurf, den ©otffried Semper,
der geniale Künffler und Sohn der Stadt, in
den 1860 er fahren ge3eid>net hat. (S. J\bb. 9)
3n Anlehnung an ältere formen hat er damit
bei oöUig freier, indioidueller ?lusgeffaltung
ein ÜJerP oon froh bewegtem Umriß und geiff-
foll erfundenen Details erfonnen, das der
©oldfdjmied in liebeooller tterfenPung in die
^rt des Künftlers, nadjempßndend und mit
fdjonendfter Sorgfalt ergänzend, in edlem
itletall hat auferftehen laffen. Diefem töerPe
geht es nicht fo, wie den meiften Arbeiten der
1870er und 1880er Jai>te, die in faft fPlaoifcher
Hadjahmung der alten Vorbilder der Ke-
naiffance ftd) nicht 3" neuen, eigenen $orm-
gedanPen auffdjwingen Ponnten, fo daß die
©efäße und Geräte wohl ein lehrreiches Kom-
pendium alter Htotioe, aber Pein lebensoolles
Zeugnis eigenffen, freifchaffenden ©elftes
darffeüen.

W\t> man aber, ohne die {Tradition hochmütig
3U 3erreißen, unter ehrlicher Verwertung alter
bewährter demente, doch in oöllig modernem
Sinne, in abfolut felbftändiger formfprache
fchaffen Pann, das 3eigen die Arbeiten Sd)ön-
auers, deJTen ideenreichem Kopf und deffen
gefdjicPter t>and die neuen Stü<fe des f>am-

Hbb 9. Silberne Oomle, nnrt) einem Enlrourf oon GolffrieO 5emper (um I860)
miügefüljrt "on fllernnDer Sifjännutt. Rus Dem fjmnburmfrljen üntsfilber.

Hbb. 8. 5ilberne lerrine, rjnmburrjifrfje arbeit com Jaft« J820.
Bus dem Ijnmburgifhjeri Rntsfilber.

burger Kafsfilbers mit wenigen Busnahmen
entflammen. Schönauer, eingeborener Jltünch-
ner, hat in der tberPffatt des hochbegabten $r.
oon ntiller in JTtündjen feine £ehr3eit durch-
gemacht, und ließ (ich nod) einem Studien*
aufenthalt in Paris 1895 in Hamburg nieder.
Der Jllut des jungen, unbePannten Künftlers
wurde bald belohnt, denn nach Pur3er <5eit fah
man in Hamburg, wo das <Öoldfd)miedehand-
werP, wie faft überall, in (ängft ausgefahrenem
©eleife fidf) fortbewegte, ein, welch eine frifcfye
Kraft aus feinen Arbeiten fprad); nad) einigen
Aufträgen, die er für wohlhabende Privatleute
3U erledigen hatte, übertrug ihm auch der Se*
nat bald die Ausführung größerer «Ehrengaben
für ftegaften, Hennen ufw., in denen er feine
Pünftlerifche (Erfindungsgabe und fein tedj-
nifches Können im beften £id)fe3eigen Ponnte.
Und fo blieb es nicht aus, daß er, als eine
tteufchaffung des Katsfcha^es ins jFtuge ge-
gefaßt worden war, berufen wurde, die meiften
diefer oon den Aufgliedern des Senats ge*
ftifteten Arbeiten aus3uführen. j®>
Kannen und $eden, Schalen für (ßbft und
ftuf fäfce, die, mit Ölumen gefüllt, lediglich 3um
Schmucf der «Tafel dienen follfen, das waren
die Hauptaufgaben, die an ihn geftellf wurden,
und die er in unermüdeter Abwechslung fdjuf.
(Abb.10-12) Das iff ja das befondersRei3»olle
an der <5oldfd)miedePunft, daß fie wegen der
oielen üerarbeitungsmoglidjPeiten, die durch
das «Dießen, das Lämmern und Schneiden,
 
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