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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1914

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Literarische Beiträge
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Meyer, Karl: Findlinge als Bau- und Denksteine in Schleswig-Holstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.22173#0041
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a Ii) »

fcbauten, dann bat er fcblecbt geflunkert.

Bei den felfcnfockcln der Bauernbäufer
find häufig nur an den Geben ganjc find-
linge verfetjt, in den fllauerfläcbcn aber
gcfpaltcne, quadermäßig jugeriebtete
Steine. Die rundlichen, weit vortretenden
Bloche an den Gehen dienen dann gleich-
zeitig als Prclirtcinc. Sobald die Hrcbi-
tchtur der I)äufcr jarter durchgebildet ift,
wie es bei den F)äufern des 18. Jahrhun-
derts und der erften I)älfte des vorigen
Jahrhunderts jutrifft, find die Sochcl in
der Regel aus fauberen Quadern in gleich-
mäßiger Schiebt jufammengefetjt. Die
Hlten hatten ein feines Gefühl dafür, daß
bei einem Kunftwcrh, wie es im Gegcnfatj
?ur Datur jedes F)aus darftellt, der
fllcnfcb allen teilen gleichmäßig den
Stempel feiner I)errfcbaft über die Datur
aufdrücken muß, foll eine einheitliche
feböne löirkung entfteben. Sie erkannten,
daß ein Sockel aus rohen, viclcckigcn
Steinen nicht ?u Cifencn, Säulen und 6e-
bälkcn paßte. Recht erfinderifeb halfen
fic fieb, wenn das fllaterial oder die
Mittel fehlten, um für den Sockel gleich-
mäßig hohe Quadern aus den harten f ind-
lingen herauszuhauen. Dann überftrieben
fie nämlich die rohen, unregelmäßigen
f indlinge und die erften Backfteinfcbicbten
oder noch einen Streifen des Putjes mit
Cccr, fo daß ein febwarjes, gerade be-
grenztes Sochelband entftand. Die Schlöffer
von Gravenftein und Huguftenburg jeigen,
daß, fo einfach diefes Hilfsmittel ift, es
Heb doch einer vornehmen, wenn auch
etwas ländlichen Hrcbitehtur barmonifcb
einfügt. Durch den Ceeranftricb gebt
felbftverftändlicb ein Ceti der Schönheit
des Granits verloren, aber dafür wird ein

gefährlicher fllißhlang vermieden, der
fonl't die faffade geftört haben würde.

CClie für die freie Candfcbaft Scbles-
wig-I)olfteins die die f eider umfäumenden
Knicks dwahteriftifcb find, fo für die
Dorfftraßen des Candes die eigenartigen
Steindämme als Ginfricdigungen der
I)öfe.

Dicfc Befriedigungen befteben nur
feiten ganj aus Steinen, meiftens vielmehr
aus einem Grddamm, der nur an der
Hußenfcite mit Steinen verkleidet ift. Je
nach dein verfügbaren fllaterial find in
den verfebiedenen Candfcbaftcn Scbleswig-
I)olfteins befondere Bauweifen für diefe
Dämme ausgebildet worden. Huf den fric-
fifeben Jnfcln, wo fieb neben wenigen
großen f indlingen viele kleine finden, find
junäcbft lauter große Steine aufrecht an-
einander gereiht. Darüber bin laufen
Schichten kleiner rundlicher Steine, die
entweder alle nach einer Seite oder auch
abwecbfclnd nach links und rechts geneigt
find. Das Ganje deckt eine Rafenplattc
ab. Huf dem fllittelrückcn und im OTten
des Candes gab es große, fpaltbare Steine
ftets fo reichlich, daß die fllauer aus einem
gleichartig jugeriebteten fllaterial ju-
fammengefetjt werden konnte. Bei forg-
fältiger Husfübrung werden die Steine
winkelrccbt geftoßen, fo daß faft fauberes
Quaderwcrh entftebt; meift aber begnügt
man fieb mit einem einfachen Cyhlopen-
verband. Die mit 6rde binterfüllte
fllauer, deren fugen offen bleiben, krönt
ein jicrlicbcs Staket oder eine dichte Dorn-
und Cigufterbcche. I)äufig liegt in dem
hügeligen Candc natürlich der I)of höher
als die Straße. Dann wird der Steinwall
jur Stütjmauer einer ^erraffe. Hm ftatt-

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Stpinfftiunn am nltrn jFrir&ljof in fltnaburg
 
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