Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Siebmacher, Johann [Bibliogr. antecedent]; Seyler, Gustav A. [Oth.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,2): Klöster — Nürnberg, 1882

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27249#0014
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2

BISTHÜMER UND KLÖSTER, n. reihe: KLÖSTER.

dass der Ratli die Richtigkeit des oben beschriebenen
Wappens bestritt. Welchen Zweck konnte es jedoch für
den Rath haben, das Wappen eines seit mehreren Jahr-
hunderten aufgehobenen Klosters anzufechten? Wahr-
scheinlich wurde das Schwert in dem Wappenschilde
nach dem damaligen Standpunkte der Heraldik als Sym-
bol der Landeshoheit gedeutet, was der freien Reichs-
stadt wegen der gefährlichen Nachbarschaft der Mark-
grafen und der damals überall anhängigen Processe über
Landeshoheiten unbequem sein mochte.

Feuchtwangen. Chorherrenstift.

Ursprünglich Benedictiner - Abtei in Pranken, deren
Existenz schon für das 9. Jahrh. erweislich ist, und
welche von K. Karl dem Grossen gestiftet worden sein
soll. Die Reichssatzung vom J. 817 (Concil zu Aachen),
welche alle Klöster des Reichs in drei Klassen eintheilt,
setzt die Abtei Pruhelinwanc in die zweite Classe, zu
der damals auch Kempten, Ellwangen, St. Gallen gehör-
ten. Um das Ende des 12. Jahrh. wurde das Benedic-
tinerstift in ein Chorherrenstift umgewandelt. Die
Pröpste wurden vom Bischof von Augsburg ernannt
und waren meist zugleich Domherren zu Augsburg, da
sich der Propst meist am Bischofshofe aufhielt, war der
Dechant das eigentliche Oberhaupt des Capitels; die übri-
gen Dignitare waren der Custos und der Scholasticus.
K. Otto IV. bestätigt dem Stifte im J. 1208 alle von
Karl dem Gr. und dessen Nachfolgern erhaltenen Rechte,
ferner erhielt das Stift Privilegien von K. Rudolf 1284,
1289; von K. Albrecht f 1303, von K. Ludwig 1323,
1336. — Bischof Burkhard von Augsburg übertrug im
J. 1376 die Pflege des Stifts dem Burggrafen Priedrich V.
von Nürnberg, seit welcher Zeit die Burggrafen die
Schirmvogtei des reichen Stifts behaupteten. Markgraf
Albrecht, gen. Achilles, erhielt im J. 1446 von Papst
Eugen IV. das Patronat der Propstei und zweier Cano-
nicate. Im J. 1563 wurde das Stift aufgelöst und die
Güter als Staats-Eigentlium eingezogen. (Jacobi, Ge-
schichte der Stadt und des ehemaligen Stifts Feucht-
wangen. Nürnberg 1833).

W a p p e n.

Drei Nägel, welche mit den Spitzen zusammenlau-
fen und mit einer Schleife umwunden sind (nach Jacobi’s
Beschreibung). Das Wappenbild bezieht sich auf eine
Reliquie des Peuchtwanger Stiftsschatzes: einen Nagel
vom Kreuz Christi. (Taf. 2 No. 1).

Reihenfolge der Pröpste des Stifts.

Rudolf von Hirnheim 1312.

Walter von Stein 1333.

Walter von Bopfingen 1359.

Konrad Russ 1363.

Otto von Suntheim 1376. 1381.

Johann von Pappenheim 1383.

Beringer Hall 1425—34.

Johann Kautsch 1435.

Priedrich Pflanz 1439.

Leonhard Gessel 1447, zugleich Generalvicar in Augs-
burg.

Karl von Seckendorf 1465, f 1505 als Dekan in Bam-
berg.

Johann Horn 1472—1477.

Georg von Schaumberg 1483.

Georg von Kindsberg (Günsberg) 1489.

Johann Knorr (Knorz) 1494.

Hans von Ehenheim 1533.

Joseph Feierabend, Licentiat, fürstl. Rath in Ansbach
(seit der Reformation) 1539—1543.

Dr. Valentin Kueffer bis 1551

Sigismund Hosenthaler, Hofmeister des Markgr ifen
Georg Friedrich, zugleich Dechant des St. Gun ber-
tus-Stifts in Ansbach.

Hesdenheim

am Hahnenkamm, ein Benedictiner-Kloster, gestifte; um
750 von Wunibald, aus königlichem Stamm von England,
Bruder des Bischofs Wilibald von Eichstätt. Wuiiibald
selbst war der erste Abt. Vorübergehend (etwa 800—
1150) hatten Chorherren das Kloster inne. Unter der
Regierung des Markgrafen Georg des Frommen von Bran-
denburg-Ansbach wurde die Reformation im Kloster ein-
geführt Abt Balthasar Rösmer res. die Abtei im Jahre
1537, worauf sich der Convent auflöst. — Zu der Abtei
gehörte die Propstei Marienbronn. Stieber schreibt in
seiner Nachricht von dem Pürstenthum Brandenburg-
Onolzbach (Schwabach 1761) folgendes:

„Noch findet sich weiteres ein anderes und vertnuth-
lich besonderes Wappen eines dasigen Abts, welches über
dem Eingang der untern Thür angemalilet, und in zweien
neben einander stehenden Schilden bestehet, deren jed-
weder von einem gelben Löwen gehalten wird, auf deren
ersteren im schwarzen Feld ein von der rechter zur
linken schrägs abliegender grüner Streif, und auf solchen
drei gelbe Rosen, auf dem andern aber im rother Feld
drei übereinanderstehende gelbe Löwen, dann über beiden
Wappen-Schilden oben eine schöne Abts-Mütze oder In-
ful zu sehen, deren vordere Seite mit einem Strich nach
der Länge herab in zwei gleiche Theile getheilet, in
deren erstem oder zur Rechten Wunibald, und in dem
andern Walburgis, beide kniend und betend vorgestellet,
die Mütze aber von einem durchgesteckten Abtstai ge-
halten wird.“

Ich gebe das Wappen auf Taf. 2 No. 2. Der zweite
Schild mit den drei Leoparden ist das vermeintliche
Wappen des Stifters Wunibald (England); auch dis Dom-
kapitel zu Eichstätt und das Walburgis-Kloster dortselbst
führen diesen Wappenschild.

Heilsbronn.

Reiche Cisterzienser-Abtei in Pranken, gestiftet 1132
von Bischof Otto I. von Bamberg, dem berühmten Apo-
stel der Pommern. Zur Dotirung der Stiftung haben
Rapoto und Conrad Grafen von Abenberg und las Ge-
schlecht der v. Heideck in der namhaftesten Weise bei-
getragen. Im J. 1138 nahm Kaiser Conrad RI. das
Kloster in seinen und des Reichs besonderen Schutz.
Papst Innocenz II. führte 1141 den Cisterzienser-Orden
in Heilsbronn ein und nahm das Kloster in den Schutz
des heil. Petrus und des heil. Stuhls, dergleichen auch
von verschiedenen Concilien, Cardinälen und Bischöfen
geschah.

Die Schutzherrlichkeit wurde 1333 von Kaiser Lud-
wig IV. zunächst auf 4 Jahre, sodann weiters 1347 von
Kaiser Carl IV. den Burggrafen von Nürnberg übertra-
gen. Mit dieser Berechtigung oder Verpflichting der
Burggrafen ist die Vogtei nicht zu verwechseln, von
welcher das Kloster seit seiner Stiftung befreit war. Auch
ein gesonderter Gerichtstand war eines der ältesten Pri-
vilegien der Abtei.

Im 15. Jahrh. bestand die Absicht, die Abtei in
ein Chorherrenstift umzuwandeln; es 'kam jedoch nicht
zur Ausführung dieses Planes, und das Kloster verblieb
in seiner seitherigen Verfassung bis in die Zeit der Re-
formation. Abt Johann Schopper erwählt 1529, errich-
tete im Kloster eine lateinische Schule für 12 arme
Knaben und legte dadurch den Grund zu dem späteren
Gymnasium. Das evangelische Kircheuwisen wurde 1555
vollständig im Kloster eingeführt, jedoth hatte dasselbe
dem Titel einer Abtei bis auf Johannes' Mehlfif irer, den
letzten Abt, welcher 1611 succedirte urd nach 2 ierstörung
 
Annotationen