Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,2): Klöster — Nürnberg, 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27249#0016
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

BISTHÜMEE UND KLÖSTER. n. keihe: klöster.

Reichsmatrikel eingetragen war *). Schutzhülle des
Papstes Urban IY. d. d. VI. Id. Julii 1264. Kaiser Si-
gismund befahl 1426 das Kloster von Reichs wegen dem
Schutze des Nürnberger Rathes. Papst Sixtus ertheilte
1475 dem Abte das Recht Urkunden zu vidimiren. Der
Abt Friedrich Pistorius (1521—1525), ein Anhänger der
Reformation, übergab am 12. Juli 1525 das Kloster den
Almospflegern des Raths zu Nürnberg gegen eine Leib-
rente oder sonstige Versorgung für sich und seine Con-
ventualen, trat in den Ehestand; beschäftigte sich als
Corrector für Druckereien und starb 1554.

Wappen: Auf einem Dreiberge ein rechts sprin-

gendes Reh, welches mit einem auf dem Rücken hinein-
und auf der Brust herausgehenden Pfeile durchschossen
ist. -— Es erscheint zuerst auf dem Siegel des Abtes

Mauritius (1405—1418). Unsere Abbildung (Taf. 4) ist
den herrlichen Siegeln des letzten Abtes Friedrich ent-
nommen, deren silberne Stempel zu den trefflichsten Lei-
stungen der Nürnberger Industrie auf diesem Gebiete
gehören, und noch heute im k. Archive zu Nürnberg be-
wahrt werden.

Reihenfolge der Reichsäbte von St. Egidien.

Charus 1140.— Declanu3 1150.— Martinus 1225.—
Gregorius 1245. — Mauritius 1261. — Malachias
1288. — Jacobus 1307. — Donatus 1310. —
Magnus 1326. — Trinotus 1331. — Donaldus
1332. — Nicolaus 1340. — Gregorius, Georgius
1348. — Alanus 1351. — Gregorius 1352. —

Finianus 1368. -—• Wilhelmus 1382. -— Donaldus

1390. — Imams 1396. — Philippus 1402.

Mauritius, f 24. Sept. 1418.

Bertholdus 1416 gegen Abt Mauritius erwählt, gelangte
nicht zum Besitz.

Georg Moeringer von Happurg, erw. 1418 soll die Ab-
tei 1429 resignirt haben, während er nach anderen
Nachrichten 1428 gestorben sein soll.

Heinrich von Gülpen. Decretorum Doctor, f 22. Aug.
1435.

Georg Moeringer 1435.

Leonhard 1458.

Georg Moeringer 1459.

Sebald Helmansperger (Melber) 1465.

Johannes Sechler (Sessler) 1473.

Johannes Rodenecker 1475.

Wolfgang Summer 1504, res. 1520.

Friedrich Pistorius (Mosthanns) 1521; übergiebt die
Abtei bei der Religions -Aenderung am 12. Juli 1525
dem Rathe zu Nürnberg, heirathet und f 24. März
1554.

Bürbach und Lüders

vereinigte Benedictiner - Klöster im Ober-Elsass, von de-
nen Murbach auf die Bitte des heil. Pirminius von dem
Herzog Eberhard in Schwaben und Eisass, dem Bruder
der h. Ottilie, 724 gestiftet worden ist. Durch die dem
Kloster zugewendeten reichen Schenkungen wurde der
Abt so mächtig, dass er 1260 Pferde unterhalten und
einen grossen Lehnshof aufweisen konnte. Zu seinem
Gebiete gehörte selbst die Stadt Luzern, welche später
an Herzog Albert I. von Oesterreich, nachmaligen Kaiser

*) Geizkoüer sagt: „Die Abtei St. Gilgen oder

Egidien in Nürnberg, deren Anschlag anno 21. 1 zu
Ross und 13 zu Fuss gewesen, und anno 45 und 51
umb 6 zu Fuss geringert worden ist.“

Vergl. Kiefhaber, hist. dipl. Beschreibung der Niirn-
bergischen Klostersiegel. (Nbg. 1797) S. 16 ff. — Wal-
dau, vermischte Beiträge etc. (Nbg, 1787) II. S.74ff.—
Müllners Annalen S. 349 ff.

vertauscht wurde. Zu den Zeiten Kaiser Karl IV. er-
wirkte der Abt Rudolf Stohr von Stohrenburg von Papst
Paul III. eine Bulle, vermöge deren die Abteien Mur-
bach und Lüders mit einander vereinigt wurden.

Lüders war ebenfalls eine uralte Benedictiner-Abtei,
deren bereits bei den Landestheilungen zwischen den
Söhnen Ludwig’s des Frommen im 9. Jahrh. Erwähnung
geschieht. Sie gerieth dann in Verfall und wurde von
einem Grafen des Eisass Eberhard und dessen Söhnen
Eberhard und Hugo wieder aufgerichtet wie der neue
Stiftungsbrief des Kaisers Otto vom J. 959 zu Quedlin-
burg gegeben, besagt.

Die vereinigten Abteien gaben auf den Reichstagen
im Fürstenrath ein gemeinsames Votum ab; sie präten-
dirten den Vorrang über Kempten und Ellwangen, wor-
über sich auf dem Reichstag zu Regensburg 1654 ein
Präcedenzstreit entspann. Unter der Hoheit des Abtes,
der den Titel Fürstliche Gnaden führte, standen:
Murbach, Lüders, Gebweiler, die Residenz Lauterbach,
St. Amarin u. a. m. In das Stift wurden nur Edelleute,
die 16 Ahnen beschwören konnten, als Novizen aufge-
nommen.

In dem Mtinster’schen Frieden wurde den vereinigten
Abteien die Reichsunmittelbarkeit Vorbehalten. Jedoch
wurden sie von der Krone Frankreich de facto vom
Reiche abgewiesen und das Capitel verpflichtet, dass es
dem Könige von Frankreich drei Personen präsentire,
aus welchen der König den jeweiligen neuen Abt erwäh-
len würde. Schliesslich wurde die Abtei 1764 von Papst
Clemens XIII. auf Ansuchen der Krone Frankreich säcu-
larisirt und dann aus derselben zu Gebweiler ein Capitel
adelicher Chorherren errichtet.

Wappen.

Das Wappen der Abtei Murbach ist ein aufsprin-
gender 44; Windhund mit g. Halsband, welcher auf dem
gekrönten Helme wachsend wiederholt ist. — Die Abtei
Lüders führte im b. Felde einen aus einer s. Wolke her-
vorgehenden Arm in r. Kleidung mit s. Aufschlägen und
Schwurhand. (In älterer Zeit nur Schwurhand, ohne
Wolken). — Der Arm wächst aus der Krone des Helmes
hervor,

Johann Ulrich Stohr von Stohrenburg 1542.

Quadrirt mit Mittelschild: in R. ein s. Schrägrechts-
balken belegt mit drei b. Eisenhüten. Lüders 1. u. 4.
Murbach 2. u. 3.

Auf dem Schild ruht die Inful. Hinter dem Schilde
stecken zwei Krummstäbe. (Taf. 5).

Johann Ulrich von Raitenau 1570—1587,

Quadrirt mit Mittelschild: in S. eine 4J: Kugel.
(Raitenau). Lüders 1. u. 4. Murbach 2. u. 3. Inful und
Krummstäbe wie vorhin. (Taf. 5).

Andreas von Oesterreich, Cardinal

Er war der älteste Sohn des Erzherzogs Ferdinand I.
und der Philippine Welser, geh. 1558. Bereits im Alter
von 17 Jahren erhielt er (1576) von Papst Gregor XIII.
den Cardinaishut mit dem Titel von S. Maria Nova, vom
Kaiser das Protectorat des H. R. Reichs. 1580, 5. Mai,
wurde er Coadjutor des Bischofs Johann Thomas von
Brixen, Freih. v. Spaur. Im J. 1587 wurde er an Stelle
Johann Ulrichs v. Raitenau zum Administrator der fürst-
lichen Stifter Murbach und Lüders erwählt, 1589 zum
Bischof von Constanz 1591 auch noch zum Bischof von
Brixen. Der Cardinal starb zu Rom den 12. Nov. 1600,
nachdem ihm der Papst selbst das heil. Abendmahl ge-
reicht hatte.

Auf Taf. 5 geben wir das Wappen, welches Cardi-
nal Andreas als Administrator von Murbach und Lüders
führte, nach einer Münze.

Geviert mit Mittelschild.

1. Drei r. Schräglinksbalken in S. mit einem g. Pfahl,
wegen der Markgrafschaft Burgau. 2) Von S. u. R.
 
Annotationen