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Seyler, Gustav A. [Oth.]; Siebmacher, Johann [Bibliogr. antecedent]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,2): Klöster — Nürnberg, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.27249#0018
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BISTHÜMER UND KLÖSTER, n. REIHE: KLÖSTER.

penbilder betrifft kann dasselbe fast durchaus als mass-
gebend bezeichnet werden. Zwischen den Schilden des
Stiftes sehen wir hier im Schild und auf dem Helm
das Privatwappen des Abtes: ein Greif, welcher in den
Yorderpranken eine Kanne hält. Neben diesem Schilde
rechts sehen wir den Adlerschild, hinter welchem ein die
Inful haltender Engel steht. Links den Schild mit der
Jungfrau im Schiffchen, hinter welchem ein das Pedum
tragender Engel. In den unten, rechts und links neben
dem mittleren Schilde, entstehenden Winkeln sind zwei
kleine nackte Engelsfiguren angebracht. (Taf. 8).

Schliesslich gebe ich noch ein Wappen aus der neue-
sten Zeit, das des Abtes Theodorichs Hagn 1859 (Taf. 9).

Halbgespalten und quergetheilt: 11 der Adler, 2) die
Jungfrau im Schiffchen, 3) in B. eine s. Hausmarke
Hinter dem Schilde senkrecht der Prälatenstab, darauf
ruht die Inful und darüber schwebt ein gr. Hut mit
zwei Quasten.

Der gegenwärtige Abt Johannes X., Zasser, Ritter
von Zollheim führt sein Familienwappen mit den Attri-
buten seiner Würde, Inful und Stab. (Taf 9).

Das Priorat Lambach führt ein besonderes Wappen:
die Mutter Gottes mit dem Kinde. (Taf. 9)

Prag. Gefürstetes frei weltliches Engliches Stift.

Marie Gertrud, geh. von Guttenberg. verwittwete von
Berlepsch kam, nachdem sie am churpfälzischen und
Pfalz-Neuburg’schen Hofe die Würden als Hofmeisterin
und Oberhofmeisterin bekleidet hatte, 1690 mit der Her-
zogin Maria Anna von Neuburg, welche mit König Carl II.
von Spanien vermählt ward, an den spanischen Hof.
Der König ernannte sie zur Donna d’honore der Königin,
welche Stellung sie 12 Jahre hindurch innehatte und als
„Königliche Favoritin“ grosse Schätze sammelte. Sie
erhielt auch 1695 für sich und ihren Sohn und dessen
Descendenten die reichsgräfliche Würde. 1700 verliess
sie Spanien auf das Drängen einer Hofpartei der einge-
borenen Spanier, von dem König zum Abschied reich
beschenkt, ging nach den Niederlanden, wo sie dem
Herzog von Croy die freie Reichsherrschaft Müllendonck
abkaufte. Hiernach trat sie in das in der Neustadt Prag
für Fräulein vom Stande 1701 von Susanna Helene von
Bedaridy, geh. v. Goltsch gestiftete weltliche Englische
Stift, in welchem die ehrgeizige Dame die erste gefür-
stete Aebtissin sein wollte. Sie erhielt auch in der That
von Kaiser Joseph den 22. Sept. 1706 aus der Reichs-
kanzlei die Confirmation mit anhängender goldener Bulle,
durch welche dieses neu errichtete freie weltliche Englische
Stift zu einem Kaiserlichen Freien Stift, gleich Essen,
Buchau u. s. w., und die Gräfin von Berlepsch sammt
den nachfolgenden Aebtissinnen in den Reichfürstenstand
erhoben wurden.

Wappen.

Die gefürstete Aebtissin, Marie Gertrud, Gräfin von
Berlepsch führte folgendes Wappen:

Ein gevierter Rautenschild mit dem unveränderten
Wappen Berlepsch, jedoch Feld 2. u. 8. mit verwechsel-
ten Farben. Ein goldener Mittelschild enthält die Figur
eines Engels, welcher ein Kiud in der linken Hand führt
und mit der Rechten auf die im Obereck befindliche von
Strahlen umgebene Inschrift: Gott allein zeigt.

Der Schild ist von einer Ordenskette umgeben, von
zwei schwarzen Adlern gehalten, von einem fürstlichen
Mantel umgeben, dem Fürstenhut bedeckt und dem Prä-
latenstab senkrecht hinterlegt. (Taf. 9).

Es beruht wohl auf einer fundationsmässigen Be-
stimmung, wenn auch die Nachfolgerinnen der Gräfin
Berlepsch, das Wappen der ersten Aebtissin mit einer

kleinen Veränderung die sich vielleicht durch Zufall ein-
geschlichen hat, weiterführen.

So führte Maria Gabriela, „des Heil. Röm. Reichs
gefürstete Aebtissin des Frey-Weltlich-Englischen Stiffts
der H. H. Engel“, geh Gräfin von Czernin, erwählt 1738,
introducirt 22. April 1739, folgendes Wappen:

Zwei Rautenschilde:

1) Der vorhin beschriebene Rautenschild; jedoch ent-
hält der quergetheilte Mittelschild oben eine fünffache
Quertheilung von Schwarz und Gold; unten die Figuren
des Engels u. s. w wie oben beschrieben.

2) Das Familienwappen der gefürsteten Aebtissin:
gespalten 1) in Roth eine silberne Radfelge, 2) gespalten
von Roth und einer siebenfachen Quertheilung von Blau
und Silber.

Ordenskette, Schildhalter, Fürstenmantel, Fürstenhut,
Krummstab wie oben, (Taf 10).

frlelk

ursprünglich ein Stift weltlicher Chorherren, gestiftet
von dem Markgrafen Leopold dem Erlauchten von Oester-
reich, im letzten Viertel des 10. Jahrhunderts. Aus un-
bekannten Gründen wurde das Stift im J. 1089 in ein
Kloster Benedictinerordens umgewandelt, und von Lam-
bach aus bevölkert Am 16 April 1110 erhielt die Ab-
tei durch eine Bulle des Papstes Pascal II. die Exemtion,
welche Kaiser Joseph im J. 1782 aufhob. Von 1786 —
1790 hatte das Kloster Commendatar-Aebte. 1778 wurde
von Abt Urban im Stifte eine Hauptschule errichtet, die
später nach St. Pölten verlegt, von dem Abt Ignaz Payr-
huber jedoch wieder nach Melk zurückgebracht wurde.
Der gegenwärtige Abt Alexander Karl hat einen gross-
artigen Bau aufführen lassen, welcher dazu bestimmt ist,
ein Convict für 140 Zöglinge aufzunehmen. (Zusammen-
gestellt auf Grund der gütigen Mittheilungen des Herrn
Professors Dr. Berthold Hoffer in Stift Melk). — Für
die Wappengeschichte benützte ich — mit Ausnahme des
Wappens auf Taf. 12 die Abhandlung meines sehr ge-
ehrten Freundes Alfred Grenser: „die Wappen der Aebte
des Stiftes Melk in Niederesterreich.“ In: Jahrbuch
des heraldisch-geneal. Vereines Adler II. Jahrg. Wien
1875.

Wappen.

Das Wappen des Stiftes Melk sind zwei in Form
eines Andreaskreuzes übereinander gelegte und durch
einen gemeinschaftlichen Griff verbundene Schlüssel.
(Taf. 11 Nr. 3). Das Wappen kommt zum ersten Male
in dem Siegel des Abtes Ottokar von Streitwiesen 1324
—1329 vor. Es ist entlehnt dem Symbole des heiligen
Petrus, des ältesten Patrons der Stiftskirche. Die Far-
ben des Wappenbildes waren ursprünglich s. in (ff- Seit
etwa 1650 bis Abt Ulrich Hauer (1763 — 1785) g. in R.
oder B. Endlich constant g. in B.

Johann Radenbrunner (l-°60 — 1371) war der
erste Abt, welcher neben dem Stiftswappen sein Fami-
lienwappen im Siegel führt. (Taf. 11). Der Schild des
Stifts steht zur Rechten, der Familienwappenschild zur
Linken. In diesem Arrangement zeigt sich während des
nächsten Jahrhunderts keine wesentliche Aenderung. In
dem Siegel des Abtes Wofgang I. Schaffenrath (1483—
1497) erscheint, wahrscheinlich durch einen Fehler des
Stempelschneiders das Familienwappen an erster Stelle.
(Taf. 11).

Urban I. Perntaz 1564—1587.

Zwei Schilde, über welchen die Inful mit durchge-
stecktem Krummstab ruht: 1) Stiftswappen, 2) querge-
theilt; oben in G. eine ££ Bärentatze, unten im ££ zwei
g. Querbalken. (Taf. 11).

Caspar von Hofmann 1587—1623.

Quadrirter Schild 1. u. 4. Stiftswapppen 2. u. 3.
 
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