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Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,2): Klöster — Nürnberg, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.27249#0034
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22

BISTHÜMER UND KLÖSTER, n. reihe: klöster.

gesetzt. Genau nacli 70 Jahren, am 17. Sept. 1874,
wurde das Kloster durch Beschluss des in Solothurn ver-
sammelten grossen Rathes aufgehoben. Der (am 13. März
1873) letzterwählte Abt ist Carl II. Motschi.

Das Kloster war von seiner Stiftung bis ins 15.
Jahrh. exemt, kam jedoch während der Reformationszeit
gänzlich unter die Jurisdiction des Bischofs von Basel,
von der es erst Ende des 17. Jahrh. durch den Beitritt
zur Schweizerischen Congregation der Benedictiner theil-
weise befreit wurde. Die Abtei hatte niemals den Für-
stentitel, übte aber über die jetzige Amtei Thierstein die
weltliche Gerichtsbarkeit bis Ende des 15. Jahrh.

Wappen.

Das älteste Wappenbild des Stiftes, — im p+ Feld
auf einem Dreiberg zwei in der Regel schrägrechts ge-
legte Beinknochen eines Menschen —■ erscheint meines
Wissens zuerst in einem Siegel, welches uns als „Abtei
Beinwil unter dem Schutz von Solothurn“ bezeichnet
wird und aus dem J. 1519 stammt. Dasselbe enthält
einen quergetheilten Schild, oben r., unten die Knochen
(unter einander und ohne Dreiberg) (Taf. 37). Demnächst
erscheint es in dem Siegel des Frater Urs Buri, Benedic-
tiners von Rheinau und Administrators in Beinwil. Das
Siegel trägt die Jahreszahl 1622 und enthält den Schutz-
patron der Abtei St. Vincentius, der in der Rechten einen
Palmzweig trägt und sich auf den Abtei Wappenschild
— in dem jedoch der Dreiberg fehlt — stützt, mit der
Linken den Privatwappenschild des Administrators —
einen Blumenranken — hält (Taf. 37).

Gegen Ende des 17. Jahrh. wurde der Wappenschild
der Abtei um nicht weniger als fünf neue Felder ver-
mehrt, welche die Wappen der früheren Schirmvögte resp.
Stifter des Klosters enthalten. Die Anordnung der Fel-
der, wie sie damals beliebt wurde, war weder regelmässig
noch rationell:

Ein quadrirter Schild mit Mittelschild. Der Haupt-
schild führt im 1. Felde in R. zwei Fische aufrecht und
abgewendet ausgebogen (Pfirdt). 2. in G. ein b. Adler
(Froburg). 3. in dem b.-bordirten und mit Sternen be-
streuten, s. Felde ein jj: Löwe (Egisheim und Dagsburg).
4. in S. ein r. Schrägrechtsbalken. Der Mittelschild ist
ebenfalls quadrirt und enthält — (wir legen der Beschrei-
bung das Wappen*) des Abtes Esso II. Glutz 1695—•
1716 zu Grunde) — in 1. eine knieende r. Hindin in G.
(Grafen von Thiersheim), in 4. Beinwil, 2. und 3 das
Familienwappen des Abtes, in G. ein aus drei Lj;
schwarzen Kreuzen zusammengesetzte, gestürzte Krücke
(Taf. 37).

Indessen variiren die verschiedenen Wappendarstel-
lungen ebensowohl in den Farben wie in der Gestaltung
der Wappenbilder, wie sogleich ein Wappen desselben
Abtes II. zeigt, von dem ich jedoch nicht behaupten will,
dass es älter oder jünger sei, als das eben beschriebene.
Dasselbe entspricht genau dem oben beschriebenen Mit-
telschilde, jedoch enthält es im 1. Felde statt der Hindin
ein zurückblickendes Lamm, welches im linken Vorderfuss
ein Kreuz schräglinks hält. Das 4. Feld ist hier blau
statt schwarz (Taf. 37).

Abt Hieronymus I. Altermatt (1745—1765) führt
wieder eine Hindin mit einem Kreuze, wie oben beschrie-
ben, und das 4. Feld schwarz (Taf. 38).

Bei dem Wappensiegel des Abtes Placidus Acker-
mann (1804—1841) finden wir die Knochen des 4. Feldes
durch einen Kranz gesteckt, — sonst conform (Taf. 38).

Das hübsch gravirte Amtssiegel desselben Abtes zeigt
eine noch mehr durchgreifende Aenderung. Der Schild

*). Entnommen der Festschrift der Schweizerischen
Benedictiner-Congregation, gedruckt in der fiirstl. Kloster-
Buchdruckerei St. Gallen 1702.

ist quadrirt, zeigt in 1. einen widersehenden Hirsch
mit einer Kirchenfahne im rechten Fusse; 2. in
Schwarz der Kranz schräglinks von den beiden Knochen
durchsteckt. 3. ein neues Bild, wahrscheinlich eine
Abbildung des Mariasteiner Gnadenbildes, die heil. Jung-
frau mit dem Kinde. 4. Privatwappen des Abtes. Auf
dem Schilde steht ein Weihrauchfass, darneben rechts ein
Krummstab, links die Abtsmütze. Den Schild halten zwei
Heilige (Taf 38).

Da die Wappensiegel der folgenden Aebte mit dem
vorigen im Wesentlichen übereinstimmen, so gebe ich nur
noch das Wappen des Abtes Bonifacius Pflüger (1841 —
1850 , welches besonders gefällig ausgeführt ist. Das
Privatwappen desselben Abtes (Taf. 38) enthält in B.
einen Pflug, darüber ein schwebendes Kreuz.

Der letzte Abt, Carl Motschi (seit 1873) führt neben
dem Amtssiegel, das sich von dem letzt beschriebenen
nicht unterscheidet, ein, wie es scheint, mehr in Privat-
angelegenheiten benütztes weiteres Siegel, das 2 Schilde
enthält, rechts den Beinwil’schen mit den durch einen
Kranz schrägrechts gesteckten Knochen, links seinen Pri-
vat-Wappenschild, hinter jedem Schild ein Krummstab,
dazwischen die Abtsmütze (Taf. 38).

Embrach, Propstei.

Weltliches Chorherrenstift (im Bisthum Constanz),
welches im 12 Jahrh. Graf Hunfried von Kyburg, Dom-
herr zu Strassburg gestiftet haben soll.

Johann Stumpf schreibt in seiner Schweizer Chronik
(1606):

„Heinrich Brenwald von Zürich ward Propst zu Em-
brach Ao 1517 am 16. Jan Dieser hat hernach Ao 1525
(als sich der Religion halb zweyung vnd vnruw zutrug)
dem Bürgermeister vnd Rath der statt Zürich, mit be-
willigung des Capitels, das Gestift vbergeben fürter
zu beschirmen vnd durch ein ordenlichen Schaffner zu
verwalten . . . Der letzt Propst zoch gen Zürich, da er
Burger war. Ein fleissiger Historicus vnnd vnverdrossner
ergründer Helvetischer Antiquiteten, von welchem ich
(als von meinem sonders günstigen Herren, freundlichen
lieben Yatter vnnd Schwäher) mehrtheil Helvetischer Hi-
storien, disem Buch eyngeleybet, empfangen, vnd mich
seiner fleissigen arbeit hierinn nit wenig gebraucht hab.“

Wappen.

Das Wappen der Propstei Embrach waren zwei ins
Andreaskreuz gelegte Schlüssel. Von zwei Pröpsten giebt
Stumpf das Wappen, nämlich:

Heinrich Neithart aus Ulm res. 1473.

Quadrirter Schild. 1. und 4. Embrach. 2. und 3.
Neithart: ein aus XX Dreiberg hervorgehendes Lt Drei-
blatt (Taf. 39).

Heinrich Brennwald, der letzte Propst, geh
21. Sept. 1478, erwählt 16. Jan. 1517, res. ll>25, f
26. Juli 1551.

Quadrirt: 1. und 4. Enbrach. 2. und 3. von S. und
Lj: schrägrechts getheilt mit 2 brennenden Aesten ver-
wechselter Tinktur (Taf. 39).

Fischingen.

Benedictiner-Abtei im Kanton Thurgau, deren Exi-
stenz seit dem J. 1135 urkundlich nachweisbar ist. Wohl-
thäter des Stifts waren die Grafen von Toggenburg. Die
Abtei trat der im J. 1602 gestifteten Benedictiner-Con-
gregation, als die siebente im Range bei. Zu den rei-
chen Besitzungen des Stiftes gehörten: das Amt Tannegg,
die Statthaltereien Lommis und Spiegelberg, der Freisitz
Wildern etc.
 
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