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Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,2): Klöster — Nürnberg, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.27249#0053
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BISTHÜMER UND KLÖSTER, n. eeihe: klöstee.

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Wappen: Zwei Schilde: 1. Das Wappen der Jesuiten: in
G. die Buchstaben I. H. S ; auf dem Querarme des H.
steht ein Kreuz von welchem Strahlen ausgehen; unten
drei mit den Spitzen zusammenlaufende Nägel. 2. altes
Stiftswappen: 6 (1, 2, 2, 1) Lilien.

Hinter den Schilden wächst der heil. Petrus hervor,
welcher in der rechten Hand zwei ins Andreaskreuz ge-
legte Schlüssel, in der Linken ein Buch trägt (Taf. 63).

Chiemsee (Herrenwörth)

ursprünglich Benedictiner - Kloster, 776 von Herzog
Tassilo II. errichtet und dem Bisthum Metz unterwor-
fen. König Arnulf ertauschte das Kloster von dem Bi-
schof von Metz und schenkte dasselbe 891 dem Erzbischof
Dietmar von Salzburg. Erzbischof Conrad 1. führte 1131
regulirte Chorherren Augustiner-Ordens in das Kloster
ein, und erhob dasselbe zum Archidiaconat. Erzbischof
Eberhard II. errichtete in Chiemsee 1215 ein neues Bis-
thum (Hierüber das Nähere in der I. Reihe). Inzwischen
blieb das Stift in seinem vorigen Stand erhalten; dem
Propst von Chiemsee verblieb die Würde eines Salzburg’-
sehen Archidiacons, zugleich erhielt derselbe das Archi-
diaconat des neuen Bisthums („welches an denen zwei
Bischöflichen Stäben, die ein jeweiliger Propst in seinem
Wappen führet, zu sehen“). Das Domstift hatte die freie
Wahl des Propstes, der es regierte, während die Bischöfe
vom Erzbischof von Salzburg ernannt wurden und in der
Regel in Salzburg residirten.

Wappen.

„Floridus, das Hochlöbl Dom-Stüffts und Closters
Herre-Chiemsee Ord. Canon. Regul S. Augustini Regie-
render Probst und Archidiaconus Natus, wie auch Vice-
Comes Palatinus und Proto-Notar. Apost. Natus“ 1750.

Gespalten ; vorn aus dem Schildesrande hervorwach-
send eine Kirche, hinten ein Querbalken mit drei Rosen
belegt, oben und unten eine fliegende Taube mit einem
Oelzweige im Schnabel.

Ueber dem Schilde schwebt der Hut des Protonota-
riats mit einer Quaste, darüber die Inful. Hinter dem
Schilde stecken zwei Krummstäbe, wegen der beiden
Archidiaconate (Taf. 63).

Chiemsee (Frauenwörth).

Königliches Stift und Benedictiner-Frauen-Abtei, ge-
stiftet angeblich von dem Lombarden-König Tassilo,
Herzog von Bayern. Das Kloster soll 766 zu erbauen
angefangen und die Kirche 782 in die Ehre der Mutter
Gottes geweiht worden sein. Zimmermann schreibt im
Churbayr. geistl. Calender (II. S. 57): „Worbey zu wis-
sen, dass von der ersten biss auf gegenwärtige Zeit alle
succedirte gecrönte Abbtissinnen gewesen, ihnen auch
bey denen Confirmations-Actibus von Hoch-Fürstl. Saltz-
burgerischen (!) Obrigkeits-wegen. durch einen Abgeordneten
Bischöfen, neben anderen gebräuchigen Ceremonien, vor
dem Hoch-Altar nach Einreichung des Abbtey-Staabs,
die Cron solenniter und publice aufgesetzet
wird.“ Das Kloster wurde Anfangs dieses Jahrhunderts
aufgehoben.

W a p p e n

Von B. u. S. gespalten mit zwei Kleeblättern ver-
wechselter Tinktur, deren Stiele schräggekreuzt sind.

Maria Ludgardis von Ginsheim Aebtissin um 1750.

Zwei Schilde 1. Stift. 2. in B. ein Fisch (Aalt.

Auf dem Schilde ruht die Königliche Krone, daneben
steckt der Krummstab. (Taf. 63).

I. 5. II.

Chotieschau.

Im Jahre 1193 legte der selige Hroznata, ein Ab-
kömmling der alten Zupane vou Mellnik, den Grund zu
dem Prämonstratenserstifte Tepl (Teplä) in welches er
im Jahre 1197 selbst als Chorherr eintrat. Zur selben
Zeit wandelte Hroznatäs Schwester Judith den ihr von
ihrem Bruder geschenkten Wittwensitz Chotieschau in ein
Kloster der Prämonstratenserinnen um, deren geistliche
Leitung fortan durch einen Propst aus Tepl besorgt
wurde Die ersten Ordensschwestern wurden aus Doxan
berufen. Das Kloster wurde 1782 aufgehoben.

Das Wappen ist dem von Tepl sehr ähnlich: ein
Hirschgeweih. (Taf. 59).

Denkendorf

bei Esslingen in Württemberg, Propstei des Ordens vom
hl. Grabe zu Jerusalem gestiftet von dem Grafen Ber-
thold von Calw oder Beutelsbach. Der Stiftungsbrief ist
nicht mehr vorhanden und nicht bekannt. Dagegen nimmt
Papst Honorius II. in einer Bulle vom Jahre 1124 „auf
Bitten des Propstes Conrad und seiner Brüder ihre dem
h. Grab zu Jerusalem geweihte Kirche nebst den Schenk-
ungen, welche derselben ein erlauchter Mann, Graf Ber-
thold zu seinem Seelenheil gemacht hat,“ in den aposto-
lischen Schutz auf. Die Bulle bestimmt die freie Propst-
wahl, Befolgung der Regel des hl. Augustin, die freie
Wahl des Schirmherrn und die Unterordnung unter den
Bischof von Constanz. — König Conrad II. bestätigte
die Stiftung im Jahre 1139.

Denkendorf war in seiner Art für Württemberg ein
Unicuin Auch im ganzen Deutschland gab es nur we-
nige Niederlassungen dieses Ordens, über welchen wir
beim Ordenshaus am Zderas in Prag einige Einzelheiten
mittheilen.

Im Jahre 1535 wurde unter Herzog Ulrich von Würt-
temberg das Kloster aufgehoben und später ein evange-
lisches Seminar zur Heranbildung evangelischer Geist-
licher daraus gemacht, im J. 1810 unter König Friedrich
von Württemberg aber auch diese Anstalt aufgehoben.
In den Räumen des Klosters befindet sich heute eine
Senf-, Chocolade- und Liqueurfabrik! (Gütige Mittliei-
lung des Herrn Pfarrers Halm in Denkendorf )

W a p p e n.

Ein Doppelkreuz. Auf dem Schilde ruht die Inful,
daneben der Krummstab. (Taf. 64. j

1. Msttlsoliscfee Pröpste.

Conrad I., 1120 ernannt. Conrad II. 1139. Con-
rad III. 1160. Adelhard 1190. Conrad IV. 1207. Mein-
hard 1214. Wolfram von Neuhausen 1226 Hugo 1240.
Johannes 1262. Hugo Camerland 1280. Bernhard 1295.
Walpod 1305. Wolfgang von Neuhausen 1318. Hugo
Wehlin 1332. Conrad V. 1346. Friedrich Kayb von Ho-
henstein 1351 — 1397 Johann von Reramingen oder Rin-
gingen 1397 — 1431. Melchior von Ringelstein 1431 —
1461. Bernhard von Baustetten 1463. Heinrich Gutz-
mann von Ensingen 1467—77. Peter Wolff 1477 —1508.
Johann Hungar 1508. Martin Altweg 1516. Ulrich Fehl-
eisen 1521.

3» Evaugeläsclie Pröpsfc«?.

Bartholomäus Käs 1560 Jakob Schropp 1577. Jo-
hann Rücker lol8. Johann Stecher 1579. Andreas
Grammer 1595 Georg Schropp 1611. Johann Magirus
1612. Anselm Hagenloch 1619. Johann Wilhelm Heer-
brand 1650. Christian Zeller 1658. Christof Hengheer
1671 Eberhard Knoll 1678. Johann Jakob Müller 1689.
Johann Jakob Dietrich 1699. Johann Friedrich Hoch-
stetter 1706. Johann Eberhard Knoll 1720. Wilhelm

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