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Sieglin, Ernst von; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 1,1): Die Nekropole von Kôm-esch-Schukâfa — Leipzig, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27160#0265
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KAPITEL XVII

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nicht bloss für einen Griechen, sondern zugleich für seine ägyptische Dienerschaft be-
stimmt war, was in unserer Nekropole ja die Regel bildet. Der Ka des Eingeborenen
erhielt dadurch seine besondere Totenpforte. Interessant ist der tektonische Aufbau von
Altar b, die regelmässige Abwechselung griechischer und ägyptischer Bauglieder: griechische
Tür, Rundstabgerüst mit Hohlkehle, Balkenfries oder Zahnschnitt, ägyptisches Bogen
segment mit der Sonnenscheibe als Andeutung der gewölbten Decke, die Zinken des
Altaraufsatzes und zuoberst ein letzter Zahnschnittfries, dessen Deckglied nicht erhalten
zu sein scheint — ein Konglomerat von Elementen, welches für den Mischlingscharakter
der alexandrinischen Architektur der hellenistischen Epoche sehr bezeichnend ist. Der
ganze Aufbau ohne den Zinkenaufsatz erinnert an die über den Gräbern errichteten

Abb. 181. Pylonenartige Altäre in Gestalt von Grabkapellen.
(Alexandrien, Museum.)

Kapellen der Pharaonenzeit7s und offenbar sind es auch Nachbildungen wirklicher Kapellen
oder kapellenartiger Altäre, die über den Gräbern errichtet wurden. Denn der Grabkult
verlangte im allgemeinen zweierlei: einmal — zur Bezeichnung der Grabstelle — über
derselben einen im Dreien stehenden Altar, eine Kapelle oder ein Heroon und sodann den
besonderen, für das Totenopfer notwendigen Altar in der Kammer des Toten.79 Dass
es in Aegypten Zinkenaltäre gab, die wie Pylonen oder Kapellen im Freien in die Höhe
ragten und durch Treppen oder Leitern erstiegen werden mussten, lehren einige der
Felsenbilder bei Assuan (Abbildung 182), die Eiinders Petries" bekannt gemacht hat.
Andererseits geben uns gewisse kleine Landschaftsbildchen aus Pompeji, von denen
eines oben in Abbildung 1 1 (Seite 17) wiedergegeben worden ist, eine Vorstellung, wie
solche hochragende Altäre mit ihren Türen und Fenstern, mit dem Stufenuntersatz und
der Mauereinfassung, mit anschliessenden Bäumen und Votivpfeilern den Anblick von
 
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