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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0047
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ALEXANDER DER GROSSE UND PTOLEMÄER

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steht dem Typus des Sieglinschen Kopfes Nr. 7 mit seinem runden Kinn und den vollen
Wangen am nächsten1. Ein Kopf in den Uffizien (Dütschke 111, Nr. 518; Amelung,
Führer Nr. 157; Arndt, Porträts 2 19/20), von dem sich nach Amelungs Angabe eine
Wiederholung im Louvre befindet und den er (Bull. Comm. 1897, 116ff.) bereits als
alexandrinisch bezeichnet hat, nähert sich mit seiner in drei Stufen aufgebauten
Lockenfrisur und der Bindentracht schon dem Kopfe der Kleopatra Thea in dem
Typus der Libye, behält aber auch das in der Mitte gescheitelte und glatt zur Seite
gestrichene Haar über der Stirn noch bei. Der komplizierte, von den Binden unter-
stützte Aufbau des Haares wirkt durchaus rokokomässig; eine gewisse akademische
Glätte und Leere überzieht das breite, volle Gesicht mit dem sinnlichen Mund und
den weit geöffneten Augen. Die hier dargestellte Frau wird nach dieser Auffassung
ihres Porträts nicht vor der Mitte des 2. Jahrhunderts gelebt haben.

Wesentlich jünger ist der von Amelung auch alexandrinisch genannte Kopf (E. A.
179/80), einstim römischen Kunsthandel, bei dem ein Lockentoupet über dem
natürlichen Stirnhaar und ein Bündel aus drei grossen und einer kleinen Locke vor
den Ohren mit einer überladenen archaistischen Frisur verbunden sind. Der archa-
istische Lockenputz mit den drei in eine Binde gesteckten Strähnen gehört schon
der frühaugustischen, vielleicht noch der republikanischen Zeit an (vgl. z. B. den
Medusenkopf auf dem Relief bei v. Rohden, Architekton. Terrakotten 14ff., Tafel 26,
und den Kopf im Lateran mit seinen Wiederholungen, E. A. 2192 - 2194), aber
die Züge des Gesichts, die wellige Anordnung der Haare am Oberkopf und der
Haarschopf im Nacken tragen deutlich das Gepräge der claudischen Epoche. Wir
haben also kein alexandrinisch-griechisches Bildwerk mehr vor uns, sondern wohl
das Porträt einer Isispriesterin aus der frühen Kaiserzeit, für die auch der bronzene
Schmuck der Lotosblüte im Haar über der Stirn bezeichnend ist.

Der einzige, sicher hellenistische Kopf, der in seiner Frisur der Kleopatra Thea
auf den Münzen entspricht, ist der überlebensgrosse Marmorkopf aus Rom in Berlin
(Beschreibung 331; Arndt, Porträts 217/18), der nach Technik und Stil, dem weichen

1 Wenn Breccia, Alexandrea, den 182 Fig. 90 abgebildeten Marmorkopf aus Alexandria (Inv. 3275) als Berenike II,
Gattin des Ptolemaios III Euergetes, ansieht, so scheint mir neben der den Ptolemäerinnen fremden Anordnung des
Stirnhaares auch die ganz verschwimmende Bildung der Augen und der weiche Umriss des Untergesichts für eine spätere
Datierung, etwa die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts, zu sprechen. Eine Ähnlichkeit mit den Münzbildern der Berenike II
ist nicht vorhanden. Die gedrehten Locken fallen von den Schläfen an in zwei Reihen übereinander bis auf die Schultern.
Im Haar ruht ein halbmondförmiges Diadem; die Pupillen sind dicht unter dem Rande des oberen Augenlides leicht ein-
getieft. Der von Reinach, Recueil de Tetes antiques Tafel 271/72 wiedergegebene Kopf, der in Pompeji in der Nähe
des Isistempels gefunden ist, stellt eine Isispriesterin mit deutlichen Porträtzügen dar und steht in der Haartracht dem
Kopf in den Uffizien nah. Hingewiesen sei noch auf den Frauenkopf aus Teil Timai (Edgar, Le Musee Egyptien 1915 III
Tafel II Fig.2), nach Binde und Stirnschmuck wohl der einer Ptolemäerin aus dem Ende des 3.Jahrh., und auf das
Köpfchen aus Skyros, Collection Raoul Warocque 1904 II 35 Nr. 162, das auch dem Kopf in den Uffizien verwandt ist.
 
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