VORLÄUFIGER RESTAURATORISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHER BESTANDSBERICHT 57
beerdigt wurde.256 Die Inschrift der Jahreszahl 1487, die Bunz „im Innern der Figur der Maria
• •• mit Rothstift“257 28 geschrieben gefunden haben will, konnte bislang nicht nachgewiesen wer-
den. Bauer erwähnt auf der Rückseite des Verkündigungsreliefs die Inschrift „englich
grues“.253
Ursprünglich war das Retabel mit einer dunklen Öllasur monochrom gefasst und lediglich
die Pupillen der Augen und die Lippen waren mit einer farblichen Lasur überzogen.259 Die hel-
le Oberfläche ist die Folge der konservatorischen Maßnahmen (1899, 1913) und der Entfer-
nung des weißen Außenanstrichs nach 1832, so daß sie nachweislich nicht ursprünglich ist.260
Die ersten nachweislichen Reparaturen am Retabel wird man mit der Inschrift von 1758 in
Verbindung bringen können. Der Creglinger Schreiner Mathäus Michael Ulshöfer starb am
17.12.1792 und wird am 25.05.1747 im „Meisterbuch des ehrbaren Schreiner, Gläßer und
Schloßerhandwerks“ erwähnt.261 Seine Arbeiten am Retabel zu erurieren bleibt einer notwen-
digen restauratorisch-naturwissenschaftlichen Untersuchung Vorbehalten.
Die figürlichen Teile des Retabels sind abgesehen von einigen Verletzungen sehr gut erhal-
ten und gehören zum ursprünglichen Bestand. Dagegen wurden einige tektonischen Glieder,
insbesondere im Gesprenge über der Krönungsgruppe, seit dem 19. Jahrhundert ergänzt oder
gänzlich erneuert. Zur ersten Lithographie des Retabels (Abb. 5), die 1844 veröffentlicht wur-
de, bemerkt der Autor, daß „die zierliche Pyramide die sich über ihm [Schmerzensmann] er-
hebt, ... leider in der Wirklichkeit [fehlt] und ... hier vom Zeichner zugefügt“ ist.262 Noch
Schönhuth hebt hervor, daß „manches Fehlende am Altar im Geist der alten Kunst zu ergän-
zen“ wäre.263 Im Holzschnitt von Bunz von 1862 (Abb. 6), der im Gegensatz zur Lithographie
-ein treues Bild des Kunstwerkes“264 sein soll, fehlt der Baldachin über dem Schmerzensmann.
Eine Fotografie (Abb. 7) aus der Zeit um 1870 bestätigt, daß der Holzschnitt von Bunz mit
großer Wahrscheinlichkeit dem Zustand des Altares Mitte des 19. Jahrhunderts sehr nahe
kommt. Auf einer Fotografie des Retabels, die 1884 von Weber265 veröffentlicht wurde, ist ein
Baldachin über dem Schmerzensmann abgebildet, der möglicherweise von dem inschriftlich
verzeichneten G. Hoffmann ergänzt worden war, aber sich von dem heutigen Baldachin unter-
scheidet.266 Diese Baldachinbekrönung des Schmerzensmannes wurde 1952 von der Firma
Hammer in Ulm durch Wolfrath Maler erneuert, wie die eingeschnitzte Inschrift am Baldachin
bestätigt. Beetz und Kühne vermuten, daß einige Ergänzungen am Gesprenge während der
Renovierung um 1880 unter dem Landeskonservator Paulus und andere von der Firma Ham-
MÄGERLEIN 1989 [wie Anm. 68], Für die Quellennachweise der Inschriften bin ich Frau Claudia Heuwinkel zu herzli-
ehern Dank verpflichtet.
2S8 Bunz 1862, S. 239f.
2S* Bauer 1863, S. 304.
261) Beetz/KÜHN 1977, S. 4.
26] Vgl, Beetz/Kühn 1977, S. 6.
262 MÄGERLEIN 1989 [wie Anm. 68],
2a Jahreshefte 1844, S. 3.
26< Schönhuth 1846, S. 55.
26s Bauer 1963, S. 314.
,6s Weber 1884, Abb. zwischen S. 34/35.
'Auf der Zeichnung (Abb. 8) von Herwegen 1883, S. 131, ist der Baldachin nur rudimentär eingezeichnet.
beerdigt wurde.256 Die Inschrift der Jahreszahl 1487, die Bunz „im Innern der Figur der Maria
• •• mit Rothstift“257 28 geschrieben gefunden haben will, konnte bislang nicht nachgewiesen wer-
den. Bauer erwähnt auf der Rückseite des Verkündigungsreliefs die Inschrift „englich
grues“.253
Ursprünglich war das Retabel mit einer dunklen Öllasur monochrom gefasst und lediglich
die Pupillen der Augen und die Lippen waren mit einer farblichen Lasur überzogen.259 Die hel-
le Oberfläche ist die Folge der konservatorischen Maßnahmen (1899, 1913) und der Entfer-
nung des weißen Außenanstrichs nach 1832, so daß sie nachweislich nicht ursprünglich ist.260
Die ersten nachweislichen Reparaturen am Retabel wird man mit der Inschrift von 1758 in
Verbindung bringen können. Der Creglinger Schreiner Mathäus Michael Ulshöfer starb am
17.12.1792 und wird am 25.05.1747 im „Meisterbuch des ehrbaren Schreiner, Gläßer und
Schloßerhandwerks“ erwähnt.261 Seine Arbeiten am Retabel zu erurieren bleibt einer notwen-
digen restauratorisch-naturwissenschaftlichen Untersuchung Vorbehalten.
Die figürlichen Teile des Retabels sind abgesehen von einigen Verletzungen sehr gut erhal-
ten und gehören zum ursprünglichen Bestand. Dagegen wurden einige tektonischen Glieder,
insbesondere im Gesprenge über der Krönungsgruppe, seit dem 19. Jahrhundert ergänzt oder
gänzlich erneuert. Zur ersten Lithographie des Retabels (Abb. 5), die 1844 veröffentlicht wur-
de, bemerkt der Autor, daß „die zierliche Pyramide die sich über ihm [Schmerzensmann] er-
hebt, ... leider in der Wirklichkeit [fehlt] und ... hier vom Zeichner zugefügt“ ist.262 Noch
Schönhuth hebt hervor, daß „manches Fehlende am Altar im Geist der alten Kunst zu ergän-
zen“ wäre.263 Im Holzschnitt von Bunz von 1862 (Abb. 6), der im Gegensatz zur Lithographie
-ein treues Bild des Kunstwerkes“264 sein soll, fehlt der Baldachin über dem Schmerzensmann.
Eine Fotografie (Abb. 7) aus der Zeit um 1870 bestätigt, daß der Holzschnitt von Bunz mit
großer Wahrscheinlichkeit dem Zustand des Altares Mitte des 19. Jahrhunderts sehr nahe
kommt. Auf einer Fotografie des Retabels, die 1884 von Weber265 veröffentlicht wurde, ist ein
Baldachin über dem Schmerzensmann abgebildet, der möglicherweise von dem inschriftlich
verzeichneten G. Hoffmann ergänzt worden war, aber sich von dem heutigen Baldachin unter-
scheidet.266 Diese Baldachinbekrönung des Schmerzensmannes wurde 1952 von der Firma
Hammer in Ulm durch Wolfrath Maler erneuert, wie die eingeschnitzte Inschrift am Baldachin
bestätigt. Beetz und Kühne vermuten, daß einige Ergänzungen am Gesprenge während der
Renovierung um 1880 unter dem Landeskonservator Paulus und andere von der Firma Ham-
MÄGERLEIN 1989 [wie Anm. 68], Für die Quellennachweise der Inschriften bin ich Frau Claudia Heuwinkel zu herzli-
ehern Dank verpflichtet.
2S8 Bunz 1862, S. 239f.
2S* Bauer 1863, S. 304.
261) Beetz/KÜHN 1977, S. 4.
26] Vgl, Beetz/Kühn 1977, S. 6.
262 MÄGERLEIN 1989 [wie Anm. 68],
2a Jahreshefte 1844, S. 3.
26< Schönhuth 1846, S. 55.
26s Bauer 1963, S. 314.
,6s Weber 1884, Abb. zwischen S. 34/35.
'Auf der Zeichnung (Abb. 8) von Herwegen 1883, S. 131, ist der Baldachin nur rudimentär eingezeichnet.