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SCHUL -KULTURPOLITIK

DENA BERICHTETE AM 8. MAI:

„Der CSU-Abgeordnete Georg Zitzler sagte auf einer Sitzung des
sozialpolitischen Ausschusses des bayerischen Landtags, 1100 Schul-
kinder aus dem Regensburger Stadtteil Kumpfmühl seien in den
Kellerräumen der Heil- und Pflegeanstalt .Karthaus' untergebracht,
die für diesen Zweck vollkommen ungeeignet seien. Die Art der
Unterbringung stelle geradezu eine gesundheitliche Gefahr für die
Kinder dar. Zitzler führte aus, die Kinder müßten sich während der
Schulzeit inmitten der geisteskranken Männer und Frauen aufhalten.
Unweit der Schulräume befänden sich die besonderen Abteilungen
für typhus-, tbc- und syphiliskranke Geistesgestörte."

Während sich die Kinder durch staatlichen Zwang inmitten der
geisteskranken Männer und Frauen aufhalten, fährt der Minister,
in dessen Verantwortungsbereich die Regensburger Schulverhältnisse
liegen, mit ruhigem Gewissen nach Rom, um, laut CND, mit italie-
nischen Stellen über die Errichtung eines italienischen philosophi-
schen Instituts in München zu verhandeln.

Während sich die Kinder inmitten von geisteskranken Männern und
Frauen aufhalten, stellt der gleiche Minister dem italienischen philo-
sophischen Institut Räume im Münchner Prinz-Karl-Palais zur
Verfügung.

Während sich die Kinder inmitten der geisteskranken Männer und
Frauen aufhalten, machen italienische Gelehrte im großen Festsaal
des Münchner Oberfinanzpräsidiums italienische Kulturpropaganda
— bayerische Kulturpropaganda macht der zuständige Minister in
der christkatholischen Bischofsstadt Regensburg.
Während sich die Kinder durch staatlichen Zwang inmitten der
geisteskranken Männer und Frauen aufhalten, läßt sich der Minister,
in dessen Verantwortungsbereich die Regensburger Schulverhält-
nisse liegen, vom Papst empfangen, um, laut CND, zu versichern,
daß das Konkordat in Bayern strikt befolgt werden würde. Das
Konkordat, liebe Kinder des Regensburger Stadtteils Kumpfmühl,
wurde, dies nicht nach CND, 1933 mit einem gewissen Adolf Hitler
abgeschlossen. Das Konkordat ist, soweit bekannt, der einzige mit
Hitler abgeschlossene völkerrechtliche Vertrag, der unangetastet
weiterhin gültig bleibt.

Während sich die Kinder durch staatlichen Zwang inmitten der
geisteskranken Männer und Frauen aufhalten, nimmt der Minister,

in dessen Verantwortungsbereich die Regensburger Schulverhält-
nisse liegen, mit ruhigem Gewissen eine Einladung zur Pan-Europa-
Konferenz im Haag an, um sich Reden anhören zu dürfen. Wenn er
in letzter Minute von der Reise Abstand nahm, so nicht deswegen,
um nach Regensburg zu fahren.

Lasset die Kindlein zu m i r kommen (und nicht in die Irren-
häuser), hat einmal jemand gesagt. Doch das ist schon lange her;
auch war der Jemand nicht Kultusminister. —r

AMTSBIATTABREISSKAIESDEB 1948

MONTAG: „Ab sofort werden 250 g Rosinen aufgerufen und die Vorbestellungen für
250 g Trockenmilch angenommen."

DIENSTAG: „Anstelle der aufgerufenen 250 g Rosinen müssen ersatzweise 200 g
Braunzucker ausgegeben werden, mit deren Aufruf am Samstag zu rechnen ist. Die
Vorbestellung von 250 g Trockenmilch wird in eine Vorbestellung von 125 g Kaffee-
Ersatz umgewandelt, die ab Mittwoch vorgenommen wefden kann."

MITTWOCH: „Ab sofort können anstelle der 125 g Kaffee-Ersatz 50 g Grieß zur
Vormerkung angenommen werden, da mit einem Eintreffen von Kaffee-Ersatz vor-
läufig nicht zu rechnen ist. Als Ausgleich ist eine zusätzliche Ausgabe von 50 g
Fett voraussichtlich ab Freitag geplant."

DONNERSTAG: ..Früheres Eintreffen des Braunzuckers macht die Verteilung der erst
für -Samstag vorgesehenen Ausgabe schon ab Freitag, doch nicht in dem vorgesehenen
Umfang möglich Es kommen 100 g zur Verteilung. Für die restigen 50 g ist als
Ausgleich mit der Zuteilung von 1 Frischei, ersatzweise 50 g Nährmittel ab Mitt-
woch nächster Woche zu rechnen."

FREITAG: „Noch nicht zur Vormerkung gebrachte 150 g Grieß können nicht mehr
beliefert werden. Ein Anspruch entfällt. Statt dessen wird eine zusätzliche Aus-
lastung in 50 g Margarine gewährt, deren Aufruf am Donnerstag nächster Woche
erfolgen wird. Zwischenzeitlich ist ab sofort die Einschreibung auf 150 g Rosinen
vorzunehmen."

SAMSTAG: „Infolge der Transportlage kann mit der für kommenden Mittwoch vor-
gesehen gewesenen Zuteilung von 1 Frischei, ersatzweise 50 g Nährmittel, in dieser
Periode nicht mehr gerechnet werden. Die für Donnerstag kommender Woche ge-
plante zusätzliche Auslastung mit 50 g Margarine anstelle der nicht mehr zur Vor-
merkung angenommenen 150 g Grieß entfällt zunächst. Weitere Anweisung ergeht
in übernächster Periode. Die seit gestern laufende Einschreibung auf 250 g Rosinen
muß ersatzweise in eine solche von 125 g Kaffee-Ersatz umgewandelt werden, dessen
Ausgabe noch unbestimmt ist."

Anmerkung der Red. Samstags nachts: Die Vormerkung für die Vorbestellung zur
Einweisung in ein Irrenhaus kann ab sofort vorgenommen werden. Zwangs-
(vorstellungs)jacken sowie sämtliche Einschreibungen und Aufrufe, auch ersatz-
weise, sind mitzubringen. J. Dünzl

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein prominentes Begräbnis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schlichter, Rudolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 10, S. 111.

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