Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik (3.1948)

Aus dem Tageslauf eines Ministers

Anmerkung der Redaktion: Wir möchten, durch Erfahrung gewitzt, ausdrücklich betonen, 1. daß folgende
Bilderserie als reine Gaudi zu betrachten ist, .2. daß die festgehaltenen Vorgänge hur geringen Realitätswert
besitzen und 3. daß jedoch die Summe der dargestellten Handlungen durchaus dem Bild entspricht, das sich
die Redaktion im Laufe der letzten zwei Jahre unwillkürlich von einem bayerischen Kultusminister hat machen müssen.

07.00 Uhr: Dieser Minister z. B. gehört in Anbetracht der langen Zeit, 11.30 Uhr: Zwischen zwei Sitzungen erkämpft er sich noch eine halbstündige Sitzung beim
die er allmorgendlich zur Bartpflege benötigt, vermutlich zu den Früh- Bildhauer, da die Büste bis zur Einweihung der wiederaufgebauten Universitätsaula fertig
aufstehern. werden muß.

12.50 Uhr: Da er sich nun einmal für ein um 14 Uhr stattfindendes Staatsbegräbnis 16.15 Uhr: Auf dem Rückweg vom M G. führt ihn der Weg bei dem Maler vorbei,
umkleiden muß, benützt er die Gelegenheit, schnell eine für die römische Presse der den Auftrag bekam, für den gioßen Konferenzsaal der noch zu schaffenden
autorisierte Aufnahme von sich machen zu lassen, Föderation franco-allemande entsprechende Gemälde anzufertigen

18.00 Uhr: Wenn alle Angestellten das Ministerium verlassen haben, findet 22.10 Uhr: Und so kann es vorkommen, daß er zur Entspannung am Abend seiner Privat-

der humorbegabte Minister bisweilen die Muße, sich an den kulturellen Sekretärin noch geschwind eine heue Strafanzeige gegen den Simpl diktiert.

Leistungen der Künstler und Zeitschriften zu ergötzen. r Zeichnungen: Fr. Bilek

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