Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PSYCHOLOGIE

VON BILLY ROSE

„Ist es Ihnen eigentlich schon eininal passiert,
daß Ihnen ein .Geschnappter' leid getan hätte?"
fragte ich Mike Romano, meinen Lieblings-
detektiv.

„Nur ein einziges Mal", brummte Mike.
Ich winkte dem Kellner. „Zwei Kaffee und eine
Doppelportion Käsekuchen mit Kirschen für mei-
nen Freund!"

„Artie Blake war eigentlich ein anständiger Kerl",
sagte Mike nachdenklich und griff zerstreut nach
einem Zahnstocher. „Wahrscheinlich würde er
heute noch in Chicago friedlich die Taschen
seiner Nebenmenschen ausräumen, wenn er micti
nicht .Plattfuß' geheißen hätte. Das geht mir näm-
lich auf die Nerven. Nicht einmal der göttliche
Valentino hatte eine elegantere Flosse ..."
„Ich weiß, ich weiß", fiel ich ihm ins Wort und
schielte verstohlen unter den Tisch. Sie waren
platt wie Pfannkuchen. „Wie eine Gazelle . .."
„Zu schade, daß ihm der .Plattfuß' Herausgerutscht

ist. Er wäre heute noch ruhig bei seinem Ge-
werbe."

„Sie sagen, er habe Ihnen leid getan. Wieso?"
„Je nun", sagte Mike. „Artie ist ein zarter Junge
und das Leben im Kittchen wird ihm nicht be-
kommen. Zudem hatte er Klasse. Er stieg nur
solchen Leuten in den Sack, von denen er genau
wußte, daß sie es vertragen können. Seine Hände
waren von jeher mein Schwärm — nicht gerade
klein — eher Pianistenhände. Als er sich zu seiner
Laufbahn entschloß, machte er sich eine Attrappe
mit unzähligen Glöckchen, an der er so lange übte,
bis es ihm gelang, eine Brieftasche herauszu-
ziehen, ohne daß es auch nur im geringsten ge-
bimmelt hätte. Ein richtiger Künstler. Nach acht-
jährigem Training war er der Polizei von Chicago
hoffnungslos entwachsen.

Jedes Jahr k_am Artie nach New York, um seinen
Urlaub zu verbringen. Wir belästigten ihn nicht
im mindesten, denn vor Jahren hatte er mir ver-
sprochen, in den Ferien nicht zu .arbeiten'. Und
sein Wort pflegte er unter allen Umständen zu
halten. Artie hatte zwei Leidenschaften: Gäule
und Musik. Seine Nachmittage^ verbrachte er

regelmäßig bei den Rennen, seine Abende bei
den großen Konzerten in Carnegie Hall.
Im vergangenen Herbst ejhielten wir aus Chicago^
den üblichen Tip, daß sich Artie am Broadway
herumtummeln würde. Ich ging zum Penn-Bahn-
hof, um ihm wie alle Jahre einzuschärfen, seine
vermaledeiten Finger nicht in anderer Leute
Taschen zu stecken. Aus einem unerfindlichen
Grund ging aber Artie der Hut hoch und er ver-
bat sich diese Einmischung in sein Privatleben.
Er gebe in New York wie jeder andere Tourist
sein Geld aus und habe daher den gleichen An-
spruch auf höfliche Behandlung. Ich spürte seine
Gereiztheit und war schon daran, mich zu ent-
schuldigen, als es ihm herausfuhr . . ."
„Plattfuß?"

Mein Gegenüber grunzte. „Jede andere Beleidi-
gung hätte ich übersehen, aber das ... nein . ..
nicht einmal von meinem Chef..."
„Und wie haben Sie es ihm heimgezahlt?"
„Mit Hilfe der Psychologie", sagte Mike. „Ich
wußte, daß er unter allen Umständen sein Ver-
sprechen halten würde, in New York keine
Dummheiten zu machen. Ich ließ ihn beschatten.
Wie immer hatte er den Nachmittag beim Rennen
verbracht und am Abend ging er ins Konzert in
Carnegie Hall. In der Pause rauchte er im Foyer
eine Zigarette. Ein Gentleman im Cut bat ihn
um Feuer. Sie kamen ins Gespräch und gerieten
in Feuer über die Leistung des Ersten Geigeis
und die Sensibilität seiner Finger. Der Gentleman
rühmte sich, selber so feinnervig zu sein, daß
er es fühle, wenn ihm eine Ameise über die
Rockaufschläge krabble. Diese Aufschneiderei
ging Artie an die Berufsehre. Es war, als hätte
man Joe Louis, dem großen Boxer, ein Kinn ge-
zeigt und gesagt, niemand könne dort eineri
Haken landen."

„Der Gentleman im Cut war wohl einer Ihrer
Leute?" erkundigte ich mich.

„Sie machen Fortschritte", lachte Mike, „Charlie
Jackson "von der Mordabteilung."
„UnJ klaute ihm Artie die Brieftasche?"
„Ja. .. Und doch hat er sein Versprechen ge-
halten", sagte Mike und schob melancholisch die
letzten Kuchenkrümel zusammen. „Er zog zwar
Jacksons Brieftasche heraus, ohne daß dieser es
bemerkte, aber geschnappt wurde er erst, als er
sie ihm wieder hineinstecken wollte."

Deutsch von Helma Flessa

Manchmal

Manchmal hat man doch ein wenig Heimweh ....
Nicht nach Haus. — Dazu ist man zu klug.
Nach ein paar von jenen Kleinigkeiten,
die man immer in der Tasche trug:

Ein Bild, ein Buch, ein Brief, ein kleiner Zettel
mit den drei Worten von des Liebsten Hand.
Ganz ohne Wert für unsre Weltgeschichte,
und doch verglüht in ihrem großen Brand.

Manchmal hat man doch ein wenig Sorge . . .
Nicht um sich. — Dazu ist man zu jung.
Nur um die gewissen Kleinigkeiten,
die uns lieb sind als Erinnerung: »

Ein Bild, ein Buch, ein Brief. Die Eintrittskarte
von einem Abend, der so wunderschön.
Das möchte man auf jeden Fall behalten.
Ob das die großen Männer je verstehn?

Manchmal hat man doch ein wenig Freude . ..
Nicht am Sein. — Dazu ist man zu alt.
Nur an den paar großen kleinen Dingen,
die der Seele liebster^Auf enthalt:

Ein Bild, ein Buch, ein Brief und eine Rechnung
von jenem Kleid, das er so gerne sieht;
ein Blick, ein Wort, ein Lächeln und zuweilen
die Melodie von einem kleinen Lied ...

H. Hartwig
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zwischen Wasserwellen und Schellfisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Zwischen Wasserwellen und Schellfisch wird man heute hin und her gerissen!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wisbeck, Jörg
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 14, S. 160.
 
Annotationen