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SIMPL-BRIEFKASTEN

Ist das alles! Seien Sie nicht undankbar und machen
Sie der UN keine Vorwürfe wegen des geringen prak-
tischen Ergebnisses ihrer Tätigkeit und der unverän-
dert unfreundlichen Weltlage. Die Abgeordneten haben
in weniger als einem Vierteljahr mehr als zehn Millio-
nen Worte gesprochen — machen Sie das erst mal
nach! Unter den gesprochenen Worten befinden sich
auch die russischen Vetos — wie oft die Worte Frie-
den, Freiheit und Sicherheit vorkamen, wird erst noch
ausgezählt.

Rasche Heilung? Nein, Alfred Loritz hat keine Wall-
fahrt noch Lourdes unternommen — seine Krücken fie-
len kurz nach Verlassen des Gerichtssaales von selber
von ihm ab, so daß er, der im Gerichtssaal nur von
kräftigen Männern gestützt, stehen konnte, nach weni-
gen Tagen schon wieder vor versammeltem Volk zu
reden vermochte. Leider ist ihm jedoch während der
ihm aufgezwungenen Schweigezeit eines Jahres nichts
Neues eingefallen, der Kampf gegen die Polizei scheint
seine ganze Phantasie verbraucht zu haben!

Leser aus Illinois. Sie irren, lieber Mr. G. Deuischland
huldigt nicht in allem den Bräuchen finstersten Mittel-
alters, einen gewissen Kulturzustand hat dieses Hirten-
land schon erreicht und einige Dinge, die sie selber
angehen, verstehen die Deutschen schon ein bißchen.
Sie, lieber Leser, teilen die Missionars- und Reform-
freude vieler Ihrer Landsleute, die alles, was längst
naturgewachsen ist, in der Schnellretorte nochmals neu
und besser herstellen möchten. Auch das> von Ihnen so
beanstandete Zunftwesen ist längst abgeschafft, die
Möglichkeit freier Konkurrenz auch ohne plötzliche ab-
•solute und ungeprüfte Gewerbefreiheit durchaus geg?ben.

Ist es eine Tragödie, Kind berühmter Eltern zu sein?

Manchmal liegt die Tragödie ganz auf Seiten der
Eltern. So soll sich der alte Reichspräsident Ebert be-
reits mehrmals im-Grabe umgedreht haben, seit dem
„Regierungsantritt" seines der SED anheimgefa'lenen
Sohnes Friedrich Ebert als Ost-Bürgermeister von Berlin.

Wohl ein Kuckucksei? Ganz richtig, so könnte man das
Blatt der „parteilosen Katholiken", die „Münchner All-
gemeine" durchaus nennen. Denn erst wurde sie von
den Kanzeln herab den Gläubigen zum Abonnement
empfohlen, später vom Bischof von Regensburg nicht
mehr zum Verkauf an den Kirchentüren (!) zugelassen
Sie strebt nach dem Blauen Band der raschesten Fahrt
von Schlagzeile zu Schlagzeile, kämpft für die Rein-
erhaltung des Andenkens an Eva Braun und für die
rasche Verhaftung des bayerischen Justizministers
Wenn Waffentragen nicht auch Lizenzträgern verboten
wäre, könnte man sie schlicht ein „Revolverblatt" nennen.

Genormte Wassersuche. Es ist abzuwarten, ob Sie wei-
terhin als Rutengänger tätig sein dürfen, nachdem alle
Wassersucher und Rutengänger sich zu einem s'traffen
Berufsverband zusammenzuschließen gedenken. Die Rute
darf zwar aus- aber nicht über die Vereinsgesetze schla-
gen. Es ist zu hoffen, daß die organisierte Wassersucht
weiterhin ausgebaut und so die Errichtung einer Welt-
wasserliga angestrebt werden kann, deren Krönung ein
Weltwasserkopf darstellen könnte.

Exportkaufmann. Machen Sie sich doch keine Sorge
Die deutsche Qualität bürgt für die Möglichkeiten des
Exportes, dem seitens der britischen Exportfachleute die
aufnahmefähigen volksdemokratischen Märkte des
Ostens geöffnet bleiben sollen. Ueber die westlichen
Absatzgebiete finden erst noch weitere Demontagen
(zu deutsch: „Verhandlungen") statt.

Ein bißchen arg groß! Sie irren — bei diesen Todes-
anzeigen handelt es sich nicht um Unterschied der
Stände, sondern um Unterschied des Geschäftes. Die
gleiche Zeitung, die auf Seite 1 ihrem Leser vorjam-
mert, sie könne ihn der traurigen Papierlage wegen
leider nur unvollständig über wichtige politische De-
batten unterrichten, wird ihm ohne Rücksicht aufs Pa-
pier gern achtmal die gleiche Todesanzeige in Groß-
format vorsetzen, wenn nur acht verschiedene Stellen
achtmal für die großformatige Mitteilung vom Tod des
gleichen Mannes bezahlt haben.

Handwerksmeister in B. Richtig, die Qualität unseres
Handwerks — in den letzten Jahren beim Schuhsohlen,
Kleiderflicken und anderem durchschlagend bewiesen —
darf nicht durch Wegfall der Meisterprüfung gesenkt
werden. Ganz Ihrer Meinung, daß für Friseure, die
neue Verfahren für Dauer-Wellen anwenden wollen,
das Seemannsexamen für kleine Fahrt verlangt wer-
den muß.

Elektrizitätsbenutzer erster Klasse. Selbstverständlich
gibt es Verbraucher von geringer Vertrauenswürdigkeit.
Zu diesen gehören Sie, der Sie eine neue Ausbauwoh-
nung beziehen. Damit daher Ihr Stromverbrauch über-
' wacht werden kann, werden die Ziähler vertrauenswür-
diger städtischer Beamter ausgebaut und in neuen Woh-
nungen angebracht. Die städtischen Angestellten sind
laut Stadtratsbeschluß vertrauenswürdig und pflicht-
bewußt genug, zu kleinen pauschalen Preisen möglichst
viel im Dunkeln zu sitzen.

„DER SIMPL" erscheint Im Monat zweimal

Bezugspreis pro Monat DM 1.— zuzügl. 6 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „DER SIMPL" (Freitag-Verlag), München 23, Werneck-
straße 15a. Fernruf: 362072. Postscheckkonto: Der SIMPL, Mün-
chen Nr. 91999. — Herausgeber: Willi Emst Freitag. — Red.
M. Schrimpf. — Sprechstunden: Dienstag und Donnerstag von
9 bis 12 Uhr. — Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Freiumschlag ist
beizulegen. — Anzeigen nach Preisliste 1 vom 1. 9. 1948. An-
zeigen-Verwaltung: Neue Haasenstein & Vogler Gesellschaft füi
Wirtschaftswerbung m.b.H.. München 1, Roman-Mayr-Haus (Kau-
fingerstr. 1/2). — Klischees: Brend'amour, Slmhart & Co., Gra>
phischc Kunstanstalt, München. — Druck: Süddeutscher Verlag
GmbH., München 2, Sendlinger Str. 80. — Auflage: i 000. —
Copyright by Freitag Verlag 1946. — Fublishcd under Military-
Government Information Control License No US-E-148.

Die USA schickten dreieinhalb Millionen Bibeln nach
Japan, die dort reißenden Absatz ianden. Allerdings
zeigten die Japaner sehr „irdische" Interessen für die
Heilige Schrift, denn sie hatten entdeckt, daß sich deren
Blätter vorzüglich als Zigarettenpapier eignen.

AUS BREMEN

Während in der Bremer Bürgerschaftssitzung das
Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte in wirt-
schaftlichen Fragen lebhaft debattiert wurde,
unterbrach Bürgerschaftspräsident August Hage-
dorn entrüstet die Sitzung und verbot das Be-
nützen von Operngläsern, mit denen mehrere Zu-
hörer die Vertretei des Volkes unter die Lupe
genommen hatten.

Vielleicht, war den Gästen während dieser Sitzung
so opemhaft zumute, daß es eine automatische
Handlung war.

*

Daß der schon längst totgesagte Amtsschimmel
noch immer freudig und lebensbejahend wiehert,
beweist die amtliche Flüchtlingskommission, die
sich ein starkes Stück mit den kürzlich aus Däne-
mark heimkehrenden Flüchtlingen leistete. Ein
Flüchtlingstransport von 200 Personen war von
Flensburg über Hamburg — etwa 50 Kilometer
von Bremen entfernt — nach München geleitet
worden, um dann von dort wieder nach Bremen
umdirigiert zu werden. W. Ludwig

IHRE WUNSCHE UND HOFFNUNGEN

EIN INTERVIEW AM NEUJAHRSTAG

Es gelang mir, am Neujahrstage bei einer Reihe
der meistgenannten Persönlichkeiten unseres poli-
tischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens
vorzusprechen und — jeweils in einen einzigen
Satz zusammengefaßt — ihre Wünsche bzw.
Hoffnungen für das soeben begonnene Jahr zu
erfragen. Hier sind ihre Antworten:

PRÄSIDENT TRUMAN:

„Ich bin sicher, daß wir auch im neuen Jahre nicht
aufhören werden, die Berliner zu bewundern."

BOTSCHAFTER MURPHY:
„Ich wünsche mich auch im neuen Jahr ausschließ-
lich auf die mir übertragene Beratung des Generals
Clay zu beschränken und hoffe, daß Sie dafür
Verständnis haben werden; weniger kann ich
Ihnen nicht sagen."

GENERAL CLAY:

„Mit Murphy, den ich soeben gesprochen habe,
bin ich der Uberzeugung, daß auch dieses Jahr
für uns im Fluge vergehen und nach Erprobung
einiger Neukonstruktionen zu Transportleistungen
führen wird, die von keinem Glückwunsch mehr
erreicht werden können." (Der General lud mich
nach kurzer Verständigung mit Murphy zu einer
Tasse Bohnenkaffee ein.)

MR. GALLUP:

„Ich wünsche sehr, daß uns in diesem Jahr eine
neue Präsidentenwahl erspart bleibt, und möchte
annehmen, daß die Volksmeinung nach wie vor
veränderlich sein wird."

ALOIS SCHLÖGL:

„Ich bin überzeugt, daß die Füchse,' die ich gegen-
wärtig zum Eiersuchen auf den bayerischen Bau-
ernhöfen abrichten lasse, hinter dem Erfolg meiner
prachtvollen Probemelker nicht zurückbleiben
werden."

FRANZ HALDER:

„Bei allem Pessimismus, der mich bekanntlich be-
reits der deutschen Widerstandsbewegung gegen-
über auszeichnete, neige ich doch zu der Meinung,
daß sich meine Berufsaussichten im Laufe dieses
Jahres wieder etwas bessern werden."

MARSCHALL SOKOLOWSKI:
„So oder so."

DR. BRAMUGLIA:

„Vermitteln Sie dem deutschen Volk meine auf-
richtige Bereitschaft, mit meinen Vorschlägen bis
an das Ende der Luftbrücke zu gehen."

THEO LINGEN:

„Ich bezweifle leider, ob es unter den veränderten
Verhältnissen meinen Bemühungen um einen ein-
heitlichen Kunststil noch einmal gelingen wird,
ein von mir selbst verfaßtes Theaterstück selbst
zu inszenieren, selbst zu spielen und selbst zu ver-
filmen ..." Frank Franklin

W. Schäfer

Gelt, da siaunste!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die USA schickten dreieinhalb Millionen Bibeln nach Japan"; "Gelt, da staunste!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Die USA schickten dreieinhalb Millionen Bibeln nach Japan, die dort reißenden Absatz fanden. Allerdings zeigten die Japaner sehr "irdische" Interessen für die Heilige Schrift, denn sie hatten entdeckt, daß sich deren Blätter vorzüglich als Zigarettenpapier eignen. // Bildunterschrift: "Gelt, da staunste!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schäfer, Wolfgang
Croissant, Eugen
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Der Simpl, 4.1949, Nr. 1, S. 7.

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