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Fr. Bilei

Ein beinahe evnstzunehmendes Spotteteignis: INTERNATIONALER FRAUEN-BOXKAMPF

Großer Sieg der Schweiz über Deutschland

Sie waren zu sechst angetreten. Jede der JBoxennnen vertrat eine Nation, und
damit man sie untereinander nicht verwechseln konnte, trugen sie beim Elitree
eine Schärpe mit den jeweiligen Landesfarben auf dem Leib. Es waren die
Farben Amerikas, Englands, Italiens, der Schweiz, der Sowjetunion (natürlich
mit Hammer und Sichel) und Deutschlands. Da man mit den Kämpfen nicht
warten wollte, bis sich New Germany unter einer neuen Fahne vereint haben
würde, andererseits es riskant erschien, mit der des Dritten Reiches im Ring
aufzukreuzen, löste man das Problem mit einer schwarz-weiß-roten Schärpe.
Die sechs Mädchen, die allabendlich in einem Berner Variete auftreten un(\
für Schweizer Fränklis zeigen, was ein Haken ist, boxten jeweils über drei
Runden. Die kleine Schweiz, die mit dem wuchtig wirkenden Deutschland
gepaart worden war, brauchte nicht einmal so lange, um die Germania zu

Boden zu zwingen. Das mag daran gelegen haben, daß das Schweizer
Publikum seine Landsmännin in Sprechchören anfeuerte, so daß die zierliche
Person ihr Letztes hergab. Als Deutschland restlos „fertig" aus dem Ring
geschleift wurde, brüllte das Publikum vor Begeisterung. Die kleine Schweiz
hatte die Enthusiasten sportlich und politisch völlig befriedigt.
Hinter dem Vorhang hatte sich die Germania jedoch sofort wieder erhoben
und war mit ihrer Gegnerin in die Garderobe geeilt, weil beide ein Rendez-
vous mit zwei feschen Bernern vereinbart hatten. Keine der beiden hatte
Schmerzen, denn alles war Bluff, auch die Sache mit den Nationalitäten —
alle sechs stammen aus Wien und jeden Abend hat die „Schweiz" aus reinen
Prestigegründen ihren Gegner zu Boden zu schlagen. Für fünf Fränklis pro
Kampf ... Egon G. Schleinitz

DER WINTER

(Schulaufgabe in einer Gymnasialklasse,
zum Übersetzen ins Französische)

Wir sind im Winter.

Das neue Jahr hat soeben angefangen (vient de...)
und mit ihm ist die Zeit gekommen, wo der Nor-
malverbraucher seine alte Militärdecke hervorholt,
um sie um seine Knie zu schlingen, wenn er am
Tische sitzt. F,s ist kalt (macht kalt), denn die
Kohle, die wir uns beschaffen können, ist zum
größten Teil Braunkohle (houille brune f.) und
brennt überhaupt nicht (pas du tout). Nur trübe
blinzelt die Glühbirne unter dem oft gewaschenen
Lampenschirm, und den Lautsprecher müssen wir
auf „stark" stellen, wenn wir etwas hören wollen,
denn der elektrische Strom ist schwach.
Des morgens, nach dem Erwachen, tun wir gut
daran (es ist vorzuziehen, daß. . .) noch eine
Weile im Bette zu bleiben, denn in ihm ist es
warm und es kostet nichts. Sobald wir unseren
Ersatzkaffee bereitet haben, trinken wir ihn vor
dem Gasherde stehend und essen dazu (mit ihm)
ein Stück Brotes (genitivus partitivus!). Denn auch
dieser strömt noch ein wenig Wärme aus. (Der
Gasherd nämlich.) Uns, in seiner Nähe verblei-
Lend, gewaschen habend, gehen wir auf Unterneh-
mungen aus (aventures f.). Entweder kaufen wir

in den Läden die Dinge ein, die uns zustehen; so
tuend vergeht (Futur) der Vormittag wie nichts.
Oder, sofern uns nichts zusteht, suchen wir einen
Vorwand, um uns in den Vorzimmern der Behörden
herumzutreiben. Denn auch dort ist es warm. Wir
erkundigen uns bei der Kohlenstelle, ob wir nicht
etwas mehr Brennmaterial erhalten könnten (Kon-
junktiv). Obwohl wir wissen, daß uns nichts ge-
geben werden wird, stellen wir uns gerne eine
Stunde vor dem Schalter an (wir lieben zu machen
den Schweif . . .). Denn in dem Räume ist es schön
warm! Sagt der Beamte zu uns: „Sie kriegen
nichts!" (kategorischer Imperativ), so gehen wir
lächelnd zum Wirtschaftsamt und sprechen dort
eine beliebige Bitte (Quelconque . . .) aus. Gewiß-
lich, auch dort müssen wir eine Stunde warten,
ehe man uns eine Absage erteilt (ehe sie uns er-
teilen . . .). Doch ist es im Wirtschaftsamt ebenso
warm wie in der Kohlenstelle. Dies freut uns.

Wo auch immer wir hingehen — sei es eine
Behörde welche auch immer es sei — sei es das
Vorzimmer welch auch immer Dienststelle es wolle
— es ist immer warm. Da wir in den Vorzimmern
warten dürfen, solarige wir wollen, ist dies ein
Segen für das Volk.

Bei den Unbelasteten ist es kalt; bei den Mit-
läufern und Minderbelasteten ist es wärmer; bei
den Aktivisten ist es am wärmsten. Denn diese

letzteren waren nicht so dumm wie wir. Sie haben
alle gute Beziehungen und verstehen, dieselben
spielen zu lassen. (Sie wissen wie zu machen sie
funktionieren . . .)

Trotzdem wollen wir (lasset uns . . .) niemals ver-
zweifeln, sondern stets eingedenk sein des Sprüch-
wortes: „Durch Irrtum lernen wir". Wenn wir
noch einmal auf die Welt kämen (Konjunktiv im-
perfect) würden wir zumindest Sympathisierer der
Nazipartei gewesen sein wollen (konditional), auf
daß wir in der darauffolgenden Demokratie besser
dastünden. (Infinitiv-Konstruktion.) W. F. K.

NEUE ERFAHRUNGEN

Wenn vier sich streiten, leidet der fünfte.
Müßiggang ist aller Demontage Ende.
Unrecht Gut gedeiht gehortet doppelt.
Wer den Pfennig nicht ehrt, zahlt bei Wäh-
rungsreform nie drauf.
Noch ist nicht aller Landtage Ende.

H'l _•» w/„'l (sonst geht .'em Ausland Deutschlands
eile mit Weile ^„esung zu Rx..

Viele Vetos sind des Friedens Tod.

Böse Beispiele verderben die Bizone auch nicht

:hr.

G. W. B.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein beinahe ernstzunehmendes Sportereignis: Internationaler Frauenboxkampf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bilek, Franziska
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 2, S. 17.

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