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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 2.1886/​87

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https://doi.org/10.11588/diglit.5975#0006
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Steinschnitt und der Metallurgie die Einflüsse älterer
Kulturvölker unverkennbar sind, entfaltet sich in der
Thomnalerei, deren Überreste erst in diesen Tagen
gesammelt erschienen sind; eine uralte Technik, die
eine besondere Anziehungskraft für uns hat.

Denn es sind wirkliche Anfange einer volkstüm-
lichen Kunst, erste Versuche figürlicher Darstellung
von einem mit offenem Auge und geschickter Hand
begabten Küstenvolk, das die Wellen, welche seinen
Strand bespülten, die Fische, Muscheln, Schnecken,
Polypen, Pflanzen seines heimatlichen Meers auf den
Thon malte. Bis jetzt erscheint, diese Thonware
vorzugsweise auf dem von Mykcnai einst, beherrschten
Ufergebiete heimisch, und wir dürfen darin vielleicht
die älteste Kunstübung des ionischen .Küstenvolks
der Agialecr erkennen, die bescheidenen Leistungen
einer urgriechischen Kunst, welche später durch die
textilen Vorbilder des Orients ihren Charakter ver-
änderte.

Der gesamte Küstenbezirk des Archipelagus tritt
uns mehr und mehr als eine gemeinsame Kulturwelt
entgegen; aufser den kleinen Inseln wird auch Cypern
sorgfältiger durchforscht, und Kreta beginnt aus
der Finsternis aufzutauchen, welche am schwersten
auf unserer Kenntnis griechischer Vorzeit lastete.

Jenseits des Meers ist es besonders Kleinasien,
dessen vorgeschichtliche Felsdenkmäler vollständiger
bekannt geworden sind und uns die wichtige Frage
näher rücken, was hier einheimische Kunst sei und
was vom Euphrat und von Ägypten eingeführt.

Am überraschendsten waren die Entdeckungen
in Athen. Denn nichts schien uns bekannter und
vertrauter als die Akropolis —■ und nun öffnet sich
auch hier der Boden, den wir für die ursprüngliche
Oberfläche hielten, und eine verschüttete Welt -
das Athen vor dem Perserbrande —■ tritt uns mit
zahlreichen Kunst- und Schriftdenkmälern entgegen.
 
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