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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 2.1886/​87

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https://doi.org/10.11588/diglit.5975#0030
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30

Zimmern. Der Aufgang zum oberen Stockwerk ist
erhalten und in demselben ein mit Marmor verkleidetes
Badezimmer. Ob das Atrium ein Hadrianischer oder,
wie Lanciain meint, ein Severianischer Bau ist, ist
noch eine offene Frage, doch neigt der Vortr. sich
der Auffassung zu, dafs, wie der Tempel, so auch das
Atrium samt den benachbarten Gebäuden der sacra
via unter Severus ihre letzte Gestaltung erhalten haben.
Den Abschnitt über den Dienst der Vestalinnen teilt
Jordan in die Erörterung über die Tracht derselben
und ihren Dienst in Tempel und Haus. Eine Anzahl
Statuen der Virgines Vestales Maximae und Ehren-
basen (im ganzen 30) sind im Atrium gefunden worden;
auf letzteren werden im ganzen 12 Virgines Vestales
Maximae genannt: 2 aus dem ersten, keine aus dem
zweiten Jahrhundert, 10 ans den Jahren 201—380
n. Ohr. Die "Weihenden sind teils Priesterkollegien
und einzelne Priester, teils Verwandte, Freigelassene
und sonstige Personen, welche von den Vestalinnen
Wohlthaten oder Fürsprache erhalten hatten. Die
Statuen klären über manche Eigentümlichkeiten der
Tracht auf. Alle Vestalinnen tragen um den Kopf
breite, aus sechs parallelen Streifen bestehende Binden,
welche hinten in Bänder endigen, das Zeichen der
castitas, das auch bei den römischen Frauen in einem
Verhüllen des Haares bestand. Den Schleier zeigt
nur eine Statue, bei den andern ist der Kopf entweder
unverhüllt oder das Obergewand über denselben Hin-
zogen. Strumpfartige Schuhe ohne erkennbare Sohlen,
aus welchen der grofse Zeh hervortritt; verhüllen die
Füfsc. Was den Dienst der Vestalinnen anlangt; so
zieht Jordan aus Mauorresten, welche, Tempel und
Atrium aneinanderschlossen, den Schlufs, dafs dieselben
ähnlich wie Nonnen in Klausur gelebt haben. Zur
Aufnahme des zu Dienstzwecken zn verwendenden
Wassers, welches nicht Leitungswasser sein durfte,
 
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