Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 12.1892

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27916#0040
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
38

Mitteilungen des Instituts VI 5; von Cohausen,
Der römische Grenzwall.

Zu Schuchhardts Mitteilungen über die Kastelle
an der Hase äufserte sich Herr von Alten, wenn
auch noch zurückhaltend in Bezug auf die Sicher-
heit römischen Ursprungs der Kastelle, voller Ver-
trauen in die von Schuchhardt bei der Untersuchung
befolgte Methode, welche zu weiterer Verfolgung den
richtigen Weg zeige.

Herr Beiger sprach über das gvrjgcc daxxvXov
in Arkadien, dessen Kamen das Resultat der mytho-
logischen Umdeutung eines ursprünglich etwas ganz
anderes bedeutenden Monumentes ist. Wenn das
Wunder des Glaubens liebstes Kind ist, so nehmen
die zweite Stelle die Orte ein, welche der Schauplatz
des Wunders waren. Sie sind als ein übrig geblie-
benes Stück Wirklichkeit von der längstvergangenen
Begebenheit dem bewundernden Nachkommen stets und
in allen Religionen von hohem Wert gewesen. Ja,
die fortspinnende Sage begnügt sich nicht mit den
wirklich nachweisbaren Lokalitäten, sondern sucht
und findet den Ort selbst für die kleinsten Einzelzüge.

Sie geht sogar noch weiter. Wenn in der Gegend,
wo das gefeierte Ereignis sich abspielte, Denkmäler
alter vergessener Zeit sich finden, welche an sich
gar nichts mit der Sage zu thun haben, so werden sie
doch von den später lebenden Geschlechtern in sie
mit hineingezogen, und die Fäden dieses mythologi-
schen ,Alteweibersommers1 knüpfen sich auch an
dieser ganz fremde Monumente an.

Das gröfste und älteste Beispiel, zugleich eines
der instruktivsten, ist der klingende Memnonskolofs
zu Theben. Aus dem inschriftlich an dem Kolosse
selbst bezeugten Könige Amenophis III. haben die
Griechen den Helden Memnon, den Sohn der Eos, ge-
macht, und aus dem Klingen des Steines seine der
Mutter entgegengebrachte Morgenklage. Die rlirist-
 
Annotationen