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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 16.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.28568#0094
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Zur Beruhigung der Schaudernden sei’s gesagt,
dafs die alte Kunst auch nach dem Fortschritt, den
ich der kleinasiatischen Malerei zugeschrieben habe,
von dem, was wir ‘Naturalismus’ nennen, noch gar
weit entfernt war.

Darüber sei noch ein Wort gestattet, wobei ich
wiederum nur die Schlachtenbilder und zunächst noch
einmal jenes, nach der allein erhaltenen Bekrönung
so glücklich rekonstruierte attische Reiterdenkmal in
Betracht ziehe.

Nach rechts hin sprengten auf diesem Relief die
athenischen Reiter, die linke Hälfte des Bildes füllend;
ganz links aber steht der Name des Phylarchen Anti-
phanes. Bei einer perspektivisch dargestellten, rechts-
hin gerichteten Reiterlinie war der am meisten links
dargestellte Reiter zwar scheinbar der hinterste, aber
doch der rechte Flügelmann und zugleich der einzige,
der unverdeckt dargestellt werden konnte. Dennoch
schien es gar zu zweideutig zu sein, wenn der Führer
der Truppe auf der äufsersten Kante angebracht er-
schiene. Deshalb ist die Vermutung ausgesprochen
worden, dafs vielleicht Antiphanes beim Beginn des
Kampfes gefallen sei, so dafs seine Darstellung hinter
der Front dem Künstler zu einem besonderen Motive
und zugleich zur Andeutung des Schicksals der
übrigen geholfen hätte. Das wäre die wahrheits-
getreue Darstellung eines ganz bestimmten
Vorgangs. Aber wir können, wie ich glaube, mit
Zuversicht behaupten, dafs die Absicht so realistischer
Darstellung, die uns in dieser Zeit befremdlich er-
scheinen würde, dem Künstler durchaus fern gelegen
hat. Rechts von den zehn Namen, die auf den des
Phylarchen folgen, steht auf dem Akroter: sv Ko-
QMVsiai Nsoxlsidyc. Die Schlacht bei Koroneia ward
geschlagen ganz im Anfang des Archontats des Eubu-
lides, im August. Unter dem Archontat des Eubulides
 
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