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Slevogt, Max [Ill.]
Ali Baba und die vierzig Räuber: [ein Märchen aus Tausendundeine Nacht] — Berlin, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.25557#0009
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ÄCHrIGER
Sultan! begann
Schehersad-in
einer Stadt Per-
siens an den Gren-
zen deines Reichs
lebtenzweiBrüder,
von denen der eine
Casim, der andere
Ali Baba hieß. Da
ihrVaterihnennur
wenig Vermögen
hinterlassen und sie
dieses Wenige
gleichmäßig unter
sich verteilt hatten,
so sollte man dem
ken,ihrLeben müß-
te ziemlich gleich
gewesen sein;
allein der Zm
fall wollte es
anders.

Casim herra--
tete eine Frau,
die bald nach
ihrer Hochzeit

einen wohlausgestatteten Ladcn, ein relch gefülltes Warenlager und eine Menge liegender Güter erbte, so
daß er auf einmal ein wohlhabender Mann und einer der reichsten Leute in der Stadt wurde.

Ali Baba dagegen heiratete eine Frau, die eben so arm war als er selbst, wohnte sehr ärmlich und
hatte kemen andern Erwerb, um sich uud den Semigen den Lebensunterhalt zu verschaffen, als daß er in
einem nahen Walde Holz fälltc, das er dann auf drei Eseln, seinem einzigen Besitztum, m die Stadt
brachte und verkaufte.

Eines Tages, als Ali Baba wieder im Walde war und eben Holz gcnug gefällt hatte, um serne
Esel damit zu beladen, sah er auf einmal in der Ferne cinc gewaltige Staubwolke aufsteigen, die sich in

gcrader Richtung dem Orte uähertc, wo cr war. Er blickte sehr aufmerksam nach ihr hin und erkanntc

bald, daß es eine zahlreiche Reiterschar war, die raschen Schrittes herankam.

Obgleich man in der Gcgend nichts von Räubern sprach, so kam Ali Baba doch auf den Gedanken,
diesc Reiter könnten dcrglcichen sein, und beschloß daher, seinc Esel ihrem Schicksale zu überlassen und
nur seine eigene Person zu rctten. Er sticg also auf einen Baum, dessen Äste zwar nicht hoch, aber

außerordentlich dicht belaubt waren, und nahm darauf mit um so größerer Zuvcrsicht seinen Postcn ein,

als er vou da aus alles sehcn konntc, was unten vorging, ohne selbst gesehen zu werden. Der Baum
stand am Fuße eines von allen Seiten vereinzelten Fclsens, der viel höher als der Baum und so steil
war, daß man auf keine Weise hinaufsteigen konnte.

Die Reiter, sämtlich große und stattliche Leute, und sowohl mit Waffen als Pfcrden sehr gut
versehen, saßen an dem Felsen ab, und Ali Baba, der ihrer vierzig zählte, konnte nach ihren Gesichtern
und ihrem ganzen Anzuge nicht mehr zweifeln, daß es Räuber scien. Er täuschte sich auch nicht: es waren
wirklich Räuber, die abcr die Umgegend nicht im mindesten beunruhigten, sondern ihr Geschäft in weiter
Ferne trieben und hier bloß ihren Sammelplatz hatten. Er wurde iu seiner Meinung bestärkt, als er sie
weitcr beobachtete.
 
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