immer mehr Bahn zu brechen, daß der Holzschnitt zu einer lebensvollen Eyb, Der
"Wiedergabe weit geeigneter ist als die Autotypie. Vor allem ist dies wohl reproduk-
der Fall bei aquarellierten Zeichnungen, also Malereien in Tusche und Guasche, tive Holz-
sodann auch bei Motiven, die irgend eine lebendige Bewegung, eine Scene schnitt,
darstellen.
Von Seiten einiger Künstler und Kunstgelehrten ist zwar auch gesagt worden,
daß einer rein künstlerischen Würdigung des reproduktiven Holzschnitts dessen
Manieriertheit im Wege stehe. Wir glauben, daß hier ein Wort der Auf-
klärung wohl am Platze sein dürfte.
Es ist vor allem falsch, wenn ohne weiteres behauptet wird, daß die Linien,
Striche, Punkte, Kreuzlagen usw., deren sich der Holzschneider zur Cha-
rakterisierung des Stofflichen bedient und bedienen muß, nur eine Manier
darstellen. Zugegeben, daß viele handwerksmäßig arbeitende Holzschneider
namentlich in der Darstellung der dunkeln Stellen durch die oft gedankenlose
Gruppierung der Stiche einem gewissen Manierismus verfallen, so kann man
damit doch noch nicht die Einzelelemente der Darstellung, die einzelnen Kreuz-
lagen, Punkte usw. an sich als manieristisch bezeichnen.
Nach unserem Dafürhalten sind das, wenn sie mit der richtigen Empfindung
angewendet werden, nichts anderes als Ausdrucksmittel, wie sie jeder repro-
duktiven Technik, der Radierung, dem Kupferstich wie dem Stahlstich, je nach
Art und Möglichkeit des betr. Materials, eigen sind, auf deren Anwendung der
ausführende Stecher oder Schneider niemals verzichten kann. Unter Manier
sind doch nur die unkünstlerischen Normen zu verstehen, welche der Holz-
schneider oder Radierer etc. bei der Charakterisierung eines Gegenstandes ge-
dankenlos wiederholt, „Kinkerlitzchen" — man gestatte uns diesen Ausdruck —,
die über die Schwächen seiner eigenen Empfindung hinwegtäuschen sollen.
Wo also mit künstlerischem Verständnis und unter Zuhilfenahme aller tech-
nischen Erfahrungen das Bild herausgearbeitet wird, kann doch von einem
Manierismus niemals die Rede sein. Ohne durchgebildete Technik ist eine Kunst
überhaupt nicht denkbar, im Holzschnitt so wenig wie in der Malerei.
Daß sich zurzeit eine Reihe von Künstlern mit dem Originalholzschnitt
beschäftigen, kann für die Wertschätzung des Holzschnittes nur vorteilhaft sein.
Sie lernen dadurch die Technik desselben kennen und bringen ihm auch
großes Interesse entgegen. Auch machen sie die Erfahrung, daß ihre ein-
fachen Schnitte, die oft nur in wenigen Schwarz-Weiß-Konturen und Flächen
gehalten sind, im Holzschnitt eine ganz andere Wärme des Tones und malerische
Weichheit zeigen als Autotypien nach ihren Zeichnungen. Doch will es mir
scheinen, daß der mit Absicht gepflegte Primitivismus verfehlt sei. Schon die
Theorie an sich, daß ein wirklich künstlerischer Holzschnitt stets auch den
Charakter des Materials, also des Buchs-, Birnbaum-, oder gar des Lang-
holzes zum Ausdruck bringen müsse, ist nicht einwandsfrei. Nach der Konse-
quenz dieser Auffassung wäre schließlich der Stahlstich, der uns heute einfach
widersteht, ein wirklich ideales Ausdrucksmittel, da er ja in seiner Linien-
führung in seiner ganzen Erscheinung die eisige Kälte des Stahles, des
Materials, dokumentiert.
Es läßt sich durch nichts beweisen, daß die Anwendung des Buchsholzes
eine ungesunde Ueberfeinerung des Holzschnittes mit sich bringe. Ich bin der
festen Ueberzeugung, daß Künstler wie Wohlgemuth, Dürer, gewiß das Buchs-
101
"Wiedergabe weit geeigneter ist als die Autotypie. Vor allem ist dies wohl reproduk-
der Fall bei aquarellierten Zeichnungen, also Malereien in Tusche und Guasche, tive Holz-
sodann auch bei Motiven, die irgend eine lebendige Bewegung, eine Scene schnitt,
darstellen.
Von Seiten einiger Künstler und Kunstgelehrten ist zwar auch gesagt worden,
daß einer rein künstlerischen Würdigung des reproduktiven Holzschnitts dessen
Manieriertheit im Wege stehe. Wir glauben, daß hier ein Wort der Auf-
klärung wohl am Platze sein dürfte.
Es ist vor allem falsch, wenn ohne weiteres behauptet wird, daß die Linien,
Striche, Punkte, Kreuzlagen usw., deren sich der Holzschneider zur Cha-
rakterisierung des Stofflichen bedient und bedienen muß, nur eine Manier
darstellen. Zugegeben, daß viele handwerksmäßig arbeitende Holzschneider
namentlich in der Darstellung der dunkeln Stellen durch die oft gedankenlose
Gruppierung der Stiche einem gewissen Manierismus verfallen, so kann man
damit doch noch nicht die Einzelelemente der Darstellung, die einzelnen Kreuz-
lagen, Punkte usw. an sich als manieristisch bezeichnen.
Nach unserem Dafürhalten sind das, wenn sie mit der richtigen Empfindung
angewendet werden, nichts anderes als Ausdrucksmittel, wie sie jeder repro-
duktiven Technik, der Radierung, dem Kupferstich wie dem Stahlstich, je nach
Art und Möglichkeit des betr. Materials, eigen sind, auf deren Anwendung der
ausführende Stecher oder Schneider niemals verzichten kann. Unter Manier
sind doch nur die unkünstlerischen Normen zu verstehen, welche der Holz-
schneider oder Radierer etc. bei der Charakterisierung eines Gegenstandes ge-
dankenlos wiederholt, „Kinkerlitzchen" — man gestatte uns diesen Ausdruck —,
die über die Schwächen seiner eigenen Empfindung hinwegtäuschen sollen.
Wo also mit künstlerischem Verständnis und unter Zuhilfenahme aller tech-
nischen Erfahrungen das Bild herausgearbeitet wird, kann doch von einem
Manierismus niemals die Rede sein. Ohne durchgebildete Technik ist eine Kunst
überhaupt nicht denkbar, im Holzschnitt so wenig wie in der Malerei.
Daß sich zurzeit eine Reihe von Künstlern mit dem Originalholzschnitt
beschäftigen, kann für die Wertschätzung des Holzschnittes nur vorteilhaft sein.
Sie lernen dadurch die Technik desselben kennen und bringen ihm auch
großes Interesse entgegen. Auch machen sie die Erfahrung, daß ihre ein-
fachen Schnitte, die oft nur in wenigen Schwarz-Weiß-Konturen und Flächen
gehalten sind, im Holzschnitt eine ganz andere Wärme des Tones und malerische
Weichheit zeigen als Autotypien nach ihren Zeichnungen. Doch will es mir
scheinen, daß der mit Absicht gepflegte Primitivismus verfehlt sei. Schon die
Theorie an sich, daß ein wirklich künstlerischer Holzschnitt stets auch den
Charakter des Materials, also des Buchs-, Birnbaum-, oder gar des Lang-
holzes zum Ausdruck bringen müsse, ist nicht einwandsfrei. Nach der Konse-
quenz dieser Auffassung wäre schließlich der Stahlstich, der uns heute einfach
widersteht, ein wirklich ideales Ausdrucksmittel, da er ja in seiner Linien-
führung in seiner ganzen Erscheinung die eisige Kälte des Stahles, des
Materials, dokumentiert.
Es läßt sich durch nichts beweisen, daß die Anwendung des Buchsholzes
eine ungesunde Ueberfeinerung des Holzschnittes mit sich bringe. Ich bin der
festen Ueberzeugung, daß Künstler wie Wohlgemuth, Dürer, gewiß das Buchs-
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