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Sonntags-Blatt: Gratisbeilage zum General-Anzeiger für Heidelberg und Umgegend — 1894

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Nr. 19 - Nr. 22 (6. Mai - 27. Mai)
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Aonntags-Zlatt

Hrcttis-Weilage
zum
Neuen
Geiikral-Anzeiger für Hei-klbrrg und Umgrsend.

Sonntag de» 6. Mai

1894.


Nacht ihr Bild ihm wie im hellsten. Sonnen-

Lord Rosebery,
der neue englische Premierminister.

Ein Tag
„Ein Tag
weilt durch die kleinen grünlichen Fenster ihres Zimmers,
da« die Aussicht in den Wald hatte.

Zehntes Kapitel.
Leise Zweifel.
war seit der Abreise des Grafen verstrichen.
erst," sagte Prinzeß Anna und sah gelang-
„Wenn er nicht hier

Die Thür ging ungestüm auf, und Lisbeth meldete, daß
draußen ein Mann aus der Post sei, Wagen und Pferd
wären für den Herrn Grafen bereit.
Graf Holke dankte für die Botschaft und erhob sich.
„Schon Zeit?" fragte er erstaunt. „Aber — sonderbar,
woher weiß man denn, daß ich hier bin?"
„Der Postmeister Hoch steht immer vor der Thür, er
hat Sie sicher mit mir in das Haus gehen sehen," meinte
Herr Leisner und stand gleichfalls auf.
„Die Zeit ist rasch vergangen, aber ich freue mich, Herr
Leisner, daß wir uns so Gott will,
in nicht allzu langer Zeit Wiedersehen
werden."
Als Graf Holke so aufrecht stand,
in seiner vollen schönen Größe, seiner
vornehmen Haltung, glitt Barbara's
Blick mit Bewunderung zu ihm auf,
und als er ihr mit freundlichen Worten
für die herzliche Aufnahme dankte, da
war all ihr Zorn gegen vornehme
Leute geschmolzen und sie betrachtete
ihn als das Ideal eines Mannes.
Denn obgleich Tante Barbara bereits
zweiundvierzig Sommer zählte, war
ihr Herz doch noch nicht ganz erkaltet.
Agnes war seit der Erzählung
ihres Onkels vollkommen verändert, ihr
Besicht hatte wieder jene Heiterkeit an-
genommen, die nur die Jugend in
wllem Maße empfindet und ausstrahlt.
Als der Graf ihr Lebewohl sagte
und sie dabei forschend ansah, lächelte
sie ihm freundlich zu, und dieses
Lächeln glitt in sein Herz,so leise und doch so sicher, daß
un Dunkel der
licht leuchtete.

Die Stiefschwestern.
Roman von Fr. Henkel.
Fortsetzung.) - (Nachdruck verboten.)
Er stieß mit dem Grafen an, und Beide leerten die
^wsex auf einen Zug.
Barbara war durch diesen Ausspruch ihres Vetters
^t°rt wieder angeregt, an den Baron von Schleeh zu denken.
„Nun, Herr Graf," fragte sie, ist denn der Plan, dem
llten Schleeh nach Stetten das Geleit zu geben, nock) vns-
^ührt worden?"
„Ja, gewiß, Fräulein Barbara,
waren dort," sagte Graf Holke.
Agnes sah auf, und ihre Blicke
^hmen wieder jenen ängstlich fragen-
-sa Ausdruck von heut Mittag an, als
denen des Grafen begegnet waren.
„Stetten," sagte Herr Leisner
hielt die Hand einen Augenblick
seine Augen. „Es ist ein präch-
Ms Stück Vergangenheit, das kleine
Schlößchen, ich kenne es wohl."
„Haben Sie dem alten Herrn
5"erthümer abgekauft?" fragte Graf
Volke.
7.. „Nein, das nicht," erwiderte Herr
^sner. „Ich habe Mcdicin studirt
war ein paar Jahre ausübender
kchzt; da hat mich der Zufall einmal
- ^geführt. Die Frau des alten Barons
^lte sich den Arm verbrannt, ich
^Urde gerufen —"
„Margarethe", sagte Graf Holke.
Herr Leisner sah rasch auf.
. „Wie denn? Kannten Sie — doch wohl nicht möglich,
Mn sie ist jung gestorben, kurz nach der Geburt des Knaben,
jetzt öfter zu uns kam."
„Lebten die Leute wohl glücklich zusammen? Der Alte
^ahlt damit," fragte Graf Holke.
x „Sie war ein zartes Mädchen," erwiderte der alte
Junggeselle. „So jung, so unerfahren, eine Waise, vornehmer
Ackunft und reich. Glücklich? Sie beklagte es nicht, als
H ihr sagte, daß ihr Kind leben würde, aber sie —"
 
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