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https://doi.org/10.11588/diglit.27164#0020
Das Nachleben der Antike im Mittelalter.
Kosten des Foringeftihles den in dieser Zeit erst erstarkten nenen
Gedanken einen lebendigen Ausdrnck zn geben. Kamn ist aber
die Frende, nene Gedanken zn bilden nnd einen selbständigen
frischen Jnhalt der Knnst znznfiihren, befriedigt worden, so regt
sich anch schon wieder der Formensinn, mit der Belebnng des
letzteren erwacht gleichzeitig — am Schlnsse des zwölften Jahr-
hnnderts — die Sehnsncht nach der Antike nnd der Eifer sie
wieder znr Geltnng zn bringen, der seitdem, wenigstens in
Jtalien, nicht mehr ansstirbt. So allgemein nnd tief wnrzelnd
ist dieser dem Alterthnme zugeneigte Sinn, dasz wir nm den
spätromanischen Banstil von den frnheren nnd späteren Knnst-
weisen zn nnterscheiden, kein anffälligeres Merkmal hervorheben
können, als die Nachahmnng antiker Formen.
Gar nicht selten mußten erst nrknndliche Nachrichten in
das Gefecht geschickt werden, nm dem Mittelalter das Anrecht
an einzelne Banwerke zu sichern. Jhr antikes Aussehen glanbte
man nnr dnrch antiken Ursprnng erklären zu können. So galt
das Florentiner Baptisterinm noch im sechzehnten Jahrhnnderte
als antiker Tempel. Und wenn es nicht anging, die Umwand-
lnng eines römischen Tempels in eine mittelalterliche Kirchc zu
bchanpten, so ließ man doch wenigstens die Baulente ans Rom,
der Bewahrerin antiker Knnsttraditionen, kommen. Karl der
Große z. B. bante mit Hilfe römischer Architekten Kirchen in
Flvrenz. Das sind Mhthen, reine Wahrheit dagegen, daß ver-
einzelte Banglieder nnd Ornamente in großer Zahl dem römi-
schen Altcrthnm abgelanscht wnrden. Freilich können dicse
Wiederholnngen nnd Nachahmnngen anch als dnnkle, nnbcwnßte
Erinnernngen, anf langen nnd verschlnngenen Wegen übermittelt,
angesehen werden. Wenn aber in Corvey nnd Paderborn, dort
im nennten, hier im eilften Jahrhnndert das ganze nber dem
antiken Sänlenban lastende Gebälke anf der Deckplatte der ein-
zelnen Rnndpfeiler, gleichsam abgeknrzt, reprodncirt wird, wenn
in der Jnstinnskirche zn Höchst sammtliche Kapitäle eincm rö-
mischcn lkorinthischen) Nknster gleichmäßig nachgebildet erscheinen
odcr an Gesimsen im Speierer Dome die Ornamentreihcn in
der glcichen Ordnnng wie an römischen Denkniälern ivicderkehren,
ivenn endlich da nnd dort z. B. in Hildesheim bcstimmte antike
Werke im Kleinen copirt werden, so kann man an der absicht-
lichen Nachahmnng der antiken Knnstweise nicht fnglich zweiseln.
Kosten des Foringeftihles den in dieser Zeit erst erstarkten nenen
Gedanken einen lebendigen Ausdrnck zn geben. Kamn ist aber
die Frende, nene Gedanken zn bilden nnd einen selbständigen
frischen Jnhalt der Knnst znznfiihren, befriedigt worden, so regt
sich anch schon wieder der Formensinn, mit der Belebnng des
letzteren erwacht gleichzeitig — am Schlnsse des zwölften Jahr-
hnnderts — die Sehnsncht nach der Antike nnd der Eifer sie
wieder znr Geltnng zn bringen, der seitdem, wenigstens in
Jtalien, nicht mehr ansstirbt. So allgemein nnd tief wnrzelnd
ist dieser dem Alterthnme zugeneigte Sinn, dasz wir nm den
spätromanischen Banstil von den frnheren nnd späteren Knnst-
weisen zn nnterscheiden, kein anffälligeres Merkmal hervorheben
können, als die Nachahmnng antiker Formen.
Gar nicht selten mußten erst nrknndliche Nachrichten in
das Gefecht geschickt werden, nm dem Mittelalter das Anrecht
an einzelne Banwerke zu sichern. Jhr antikes Aussehen glanbte
man nnr dnrch antiken Ursprnng erklären zu können. So galt
das Florentiner Baptisterinm noch im sechzehnten Jahrhnnderte
als antiker Tempel. Und wenn es nicht anging, die Umwand-
lnng eines römischen Tempels in eine mittelalterliche Kirchc zu
bchanpten, so ließ man doch wenigstens die Baulente ans Rom,
der Bewahrerin antiker Knnsttraditionen, kommen. Karl der
Große z. B. bante mit Hilfe römischer Architekten Kirchen in
Flvrenz. Das sind Mhthen, reine Wahrheit dagegen, daß ver-
einzelte Banglieder nnd Ornamente in großer Zahl dem römi-
schen Altcrthnm abgelanscht wnrden. Freilich können dicse
Wiederholnngen nnd Nachahmnngen anch als dnnkle, nnbcwnßte
Erinnernngen, anf langen nnd verschlnngenen Wegen übermittelt,
angesehen werden. Wenn aber in Corvey nnd Paderborn, dort
im nennten, hier im eilften Jahrhnndert das ganze nber dem
antiken Sänlenban lastende Gebälke anf der Deckplatte der ein-
zelnen Rnndpfeiler, gleichsam abgeknrzt, reprodncirt wird, wenn
in der Jnstinnskirche zn Höchst sammtliche Kapitäle eincm rö-
mischcn lkorinthischen) Nknster gleichmäßig nachgebildet erscheinen
odcr an Gesimsen im Speierer Dome die Ornamentreihcn in
der glcichen Ordnnng wie an römischen Denkniälern ivicderkehren,
ivenn endlich da nnd dort z. B. in Hildesheim bcstimmte antike
Werke im Kleinen copirt werden, so kann man an der absicht-
lichen Nachahmnng der antiken Knnstweise nicht fnglich zweiseln.