374 Die Wege und Ziele dcr gegenwärtigen Kunst.
bener Reichthum fnhrt zu hastigen Genüssen und weckt eine Un-
rnhe, welche nur durch surtwahrend nene Reize beschwichtigt
wird. Unsere Maler endlich wnrden nicht zwischen der Fnrcht,
sich in längst ansgesahrenen Geleisen zu bewegen nnd dem nn-
sicheren Tasten nach nenen Zielen und Aufgaben so rathlvs
dastehen, wenn in ihrer Umgebntig eine einheitliche Bildnng,
eine harmonische Gedanlenwelt herrschte.
Wer hente ein Bild nnserer Cultnr zu entwerfen versncht,
hat mit der Wahl und Vertheilnng der Farben seine bittere
Noth. Weiß nnd Schwarz, Hellste Lichter und schwerste Schatten
stoßen unmittelbar an einander; sie auf einen Ton zu stimmcn
erscheint unmöglich. Wie die politischcn Machtverhültnisse un-
heimlich gespannt sind, über die rechte wirthschaftliche Ordnnng
bitterer Streit sich erhebt, so stehen sich anf dem Gebiete der
Bildnng alte und nene Mächte seindselig gegenüber. Zwie-
spältig nnd verworren erscheinen auch namentlich die Anschau-
ungcn, von welchen die Thütigleit der Phantasie ihren Ausgang
nimmt, welchen die Künstler ihre Jdeale entlehnen.
Beispiele mangelnder Einheit und Klarheit, sowie eines
folgetvidrigcn Berfahrens bieten alle Knnstgebiete. Man sollte
meinen, daß nach eincm Bestande von mehr e^s dreihnndert
Jahren das protestantische Bekenntniß nnd die ihm cntsprcchendc
Cnltusform sich soweit gefestigt haben, daß anch der richtige
Typus für die Cnltnsstätte, das Kirchengebäude bereits gefnn-
den wnrde. Man sollte ferner überzengt sein, daß dieser Typns
wenigstens negativ lüngst begrenzt sei. Verstand nnd Gemiith
nnserer protestantischen Väter haben mit den Anschannngen des
späteren Mittelalters gebrochen. Naturgemäß dürfte das letz-
tere auch unsere Phantasie nicht vorwiegend beherrschen. Und
trotzdem wird in einslußreichen Kreisen der gothische Dom auch
als protestantisches Kirchenideal gepriesen. Diese den mittel-
alterlichen Bauformen dargebotene Huldigung erscheint um so
anffallender, als viele im siebzehnten Jahrhundert in Uebcrein-
stimmung mit dem üblichen Stile errichtete Kirchen das pro-
testantische Cnltnsbedürfniß im wesentlichen befriedigten. Wir
rühmen, um noch andere Beispiele anzuführen, die Entwickelnng
unseres Farbensinnes, wir dringen daranf, daß der Farbe ihr
volles Recht widerfahre, bemühen uns, sie anch in dem Gebiete
der Plastik einzubürgern. Ans unserer Gartenbanknnst aber
bener Reichthum fnhrt zu hastigen Genüssen und weckt eine Un-
rnhe, welche nur durch surtwahrend nene Reize beschwichtigt
wird. Unsere Maler endlich wnrden nicht zwischen der Fnrcht,
sich in längst ansgesahrenen Geleisen zu bewegen nnd dem nn-
sicheren Tasten nach nenen Zielen und Aufgaben so rathlvs
dastehen, wenn in ihrer Umgebntig eine einheitliche Bildnng,
eine harmonische Gedanlenwelt herrschte.
Wer hente ein Bild nnserer Cultnr zu entwerfen versncht,
hat mit der Wahl und Vertheilnng der Farben seine bittere
Noth. Weiß nnd Schwarz, Hellste Lichter und schwerste Schatten
stoßen unmittelbar an einander; sie auf einen Ton zu stimmcn
erscheint unmöglich. Wie die politischcn Machtverhültnisse un-
heimlich gespannt sind, über die rechte wirthschaftliche Ordnnng
bitterer Streit sich erhebt, so stehen sich anf dem Gebiete der
Bildnng alte und nene Mächte seindselig gegenüber. Zwie-
spältig nnd verworren erscheinen auch namentlich die Anschau-
ungcn, von welchen die Thütigleit der Phantasie ihren Ausgang
nimmt, welchen die Künstler ihre Jdeale entlehnen.
Beispiele mangelnder Einheit und Klarheit, sowie eines
folgetvidrigcn Berfahrens bieten alle Knnstgebiete. Man sollte
meinen, daß nach eincm Bestande von mehr e^s dreihnndert
Jahren das protestantische Bekenntniß nnd die ihm cntsprcchendc
Cnltusform sich soweit gefestigt haben, daß anch der richtige
Typus für die Cnltnsstätte, das Kirchengebäude bereits gefnn-
den wnrde. Man sollte ferner überzengt sein, daß dieser Typns
wenigstens negativ lüngst begrenzt sei. Verstand nnd Gemiith
nnserer protestantischen Väter haben mit den Anschannngen des
späteren Mittelalters gebrochen. Naturgemäß dürfte das letz-
tere auch unsere Phantasie nicht vorwiegend beherrschen. Und
trotzdem wird in einslußreichen Kreisen der gothische Dom auch
als protestantisches Kirchenideal gepriesen. Diese den mittel-
alterlichen Bauformen dargebotene Huldigung erscheint um so
anffallender, als viele im siebzehnten Jahrhundert in Uebcrein-
stimmung mit dem üblichen Stile errichtete Kirchen das pro-
testantische Cnltnsbedürfniß im wesentlichen befriedigten. Wir
rühmen, um noch andere Beispiele anzuführen, die Entwickelnng
unseres Farbensinnes, wir dringen daranf, daß der Farbe ihr
volles Recht widerfahre, bemühen uns, sie anch in dem Gebiete
der Plastik einzubürgern. Ans unserer Gartenbanknnst aber