Altatlische Skulpturen.
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Reliefbilder. Die Wugenlenkerin z. B. (Fig. 173), die im Begriff steht, den Wagen zu be-
steigen (nach anderen ein jugendlicher Wagenlenker), giebt den verschiedenen Stoff des Unter-
gewandes und Mantels deutlich wieder und zeigt das Nackte fein und zierlich behandelt.
Um die Wende des 6. und 5. Jahrhunderts gewannen peloponnesische Künstler (Argos)
großen Einfluß auf die attische Plastik; Erz statt des Marmors, die nackte Männergestalt statt
der ionischen Roccocofrau wurden herrschend. Hierher gehören die Statuen der beiden Tyrannen-
mörder Harmodios und Aristogeiton (Fig. 174, 176) in Neapel,
wenn wir auch nicht mit voller Sicherheit wissen, ob als das
Vorbild die bald nach 510 v. Chr. von Antenor geschaffene,
von Lerxes geraubte Gruppe oder die um mehr als dreißig
Jahre jüngere der Künstler Kritios und Nesiotes zu be-
trachten sei. Wir mutmaßen das letztere; sicher steht die durch
Miinzen, Reliefs und Vasenbilder bezeugte Thatsache, daß die
beiden Freunde nebeneinander vorwärts stürmcn, der jüngere
zum Angriffe ausholend, der ältere den Genosscn durch den
vorgehaltenen Mantel deckend. (Die beiden einzelncn Figuren
unserer Abbildung hat nian sich so wie in der beigefügten kleincn
Skizze eines Marmorreliefs vereimgt zu denken.)' Die heftige
Bewegung erscheint mit Kraft und Freiheit wiedergegeben, nur
zu Fig. 172 a.
F-ig. 173. Wagenbesteigmde Frau. Relief Vvn Athen.
in Einzelheiten ist noch eine gewisse Härte erkennbar. Vortrefflich gelungen ist die schwierige
Aufgabe, zwei Personen in gemeinsamer Handlung begriffen zu einer von allen Seiten gleich
übersichtlichen und wirksamen Gruppe zu verbinden.
Von der neben Athen, Argos, Sikyon im 6. und 5. Jahrhundert hochgerühmten Kunst-
stätte von Aegina hat sich ein glänzendes Denkmal in den Giebelgruppen des Athenetempels
von Aegina und in diesen eines der hervorragendsten Werke der archaischen Kunst überhaupt er-
halten. Sowohl der Ost- wie der Westgiebel des Tempels waren mit Statuen geschmückt, die
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Reliefbilder. Die Wugenlenkerin z. B. (Fig. 173), die im Begriff steht, den Wagen zu be-
steigen (nach anderen ein jugendlicher Wagenlenker), giebt den verschiedenen Stoff des Unter-
gewandes und Mantels deutlich wieder und zeigt das Nackte fein und zierlich behandelt.
Um die Wende des 6. und 5. Jahrhunderts gewannen peloponnesische Künstler (Argos)
großen Einfluß auf die attische Plastik; Erz statt des Marmors, die nackte Männergestalt statt
der ionischen Roccocofrau wurden herrschend. Hierher gehören die Statuen der beiden Tyrannen-
mörder Harmodios und Aristogeiton (Fig. 174, 176) in Neapel,
wenn wir auch nicht mit voller Sicherheit wissen, ob als das
Vorbild die bald nach 510 v. Chr. von Antenor geschaffene,
von Lerxes geraubte Gruppe oder die um mehr als dreißig
Jahre jüngere der Künstler Kritios und Nesiotes zu be-
trachten sei. Wir mutmaßen das letztere; sicher steht die durch
Miinzen, Reliefs und Vasenbilder bezeugte Thatsache, daß die
beiden Freunde nebeneinander vorwärts stürmcn, der jüngere
zum Angriffe ausholend, der ältere den Genosscn durch den
vorgehaltenen Mantel deckend. (Die beiden einzelncn Figuren
unserer Abbildung hat nian sich so wie in der beigefügten kleincn
Skizze eines Marmorreliefs vereimgt zu denken.)' Die heftige
Bewegung erscheint mit Kraft und Freiheit wiedergegeben, nur
zu Fig. 172 a.
F-ig. 173. Wagenbesteigmde Frau. Relief Vvn Athen.
in Einzelheiten ist noch eine gewisse Härte erkennbar. Vortrefflich gelungen ist die schwierige
Aufgabe, zwei Personen in gemeinsamer Handlung begriffen zu einer von allen Seiten gleich
übersichtlichen und wirksamen Gruppe zu verbinden.
Von der neben Athen, Argos, Sikyon im 6. und 5. Jahrhundert hochgerühmten Kunst-
stätte von Aegina hat sich ein glänzendes Denkmal in den Giebelgruppen des Athenetempels
von Aegina und in diesen eines der hervorragendsten Werke der archaischen Kunst überhaupt er-
halten. Sowohl der Ost- wie der Westgiebel des Tempels waren mit Statuen geschmückt, die