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Sprockhoff, Ernst; Römisch-Germanisches Zentralmuseum
Kataloge des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (Band 12): Jungbronzezeitliche Hortfunde Norddeutschlands (Periode IV) — Mainz, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41444#0050
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sehen Spirale durch tangentiale Linien mit-
einander verbunden (11, 11), während mit
der V. Periode alle Geraden gebogen wer-
den. Im mitteleuropäischen Hallstattgebiet,
in das diese Fibel zahlreich eingedrungen
ist, tritt sie nur in der Urnenfelderzeit auf,
doch reicht ihre heimische Lebensdauer
mindestens bis in eine Zeit, die der Stufe
Hallstatt C entspricht.
Das Verbreitungsgebiet der altbronze-
zeitlichen Spindlersfelder Fibel ist die
Mittelmark, die jungbronzezeitliche Form
herrscht dagegen auf einer schmalen Zone
östlich der Oder, südlich des baltischen
Höhenrückens (Karte 14), die größten
Exemplare finden sich in dem Landstrich
am weitesten östlich. Die Verbreitungidieser
beiden Fibelgruppen zeigt, wie eine kleine
selbständige Gruppe der Mark von den
Germanen des Elbgebietes und den Lau-
sitzern, die beide im Wettlauf nach Osten
drängen, auf einer Kontaktzone mitgerissen
wird.
Mitteleuropäischen Einfluß verrät auch
die zweigliederige Fibel, deren Bügel aus
aneinander gereihten Achterschleifen be-
steht (11,6). Sie entsteht in einer Zeit, die
der III. Periode Montelius entspricht, ihre
Lebensdauer weist aber bis in die Periode
IV (Hort Elsterwerda). Ihr Auftreten in
Mittel- und Ostdeutschland steht offenbar
mit dem Beginn der Urnenfelderzeit in ur-
sächlichem Zusammenhang.
In einem kleinen Teil ihrer Heimat, im
südlichen Mecklenburg und der Prignitz,
bleibt die alte kleine Fibel in unveränder-
ter Größe bestehen. Bei der Form mit
spitzovalem Bügel wachsen die Spiralen zu
festen Platten zusammen (11,4), der Bügel
verkürzt sich und erhält Rautenform (11,
3, 8—10) oder wird bogenförmig erweitert
(11,1). Randleisten und einfache Bogen-
reihen ergreifen als bescheidene Muster
von den Flächen Besitz (11,1—4,8—10).
Die andere, ursprünglich häufigere Art mit
doppelkreuzförmigem Kopf behält meist
ihren Schnurbügel. Auch bei ihr wachsen
die Spiralen zu Platten zusammen, doch
wird dabei die alte Unterlage für den
Nadelkopf zum Nadelkopf selbst (11,5),
der dann häufig den Nadelkopf seiner nun

größeren Brüder mit doppeltem oder drei-
fachem Querbalken oder den Scheibenkopf
als eingeritztes Wahrzeichen trägt. Die
kleine Plattenfibel mit Scheibennadelkopf
findet sich schon mit Typen der III.Periode
zusammen. Sie stellt einen ausgesproche-
nen mecklenburgischen Typ dar, doch
dürfte sie hier vielfach die Fibel der
IV. Periode ersetzen. Die kleine Platten-
fibel mit rhombischem oder bogenförmig
erweitertem Bügel (11,1—4, 8—10) gehört
nach Ausweis der Beifunde vor allem der
IV., vielleicht auch noch der V. Periode
an. Ihr gemeinsames Vorkommen mit ge-
triebenen Bronzeschalen stellt ihre Gleich-
zeitigkeit mit der früheren Hallstattzeit
dar. Sie ist ein Typ der Havelmündungs-
gruppe. Das Havelland ist dann auch das
einzige Gebiet, wo sich, beginnend in
Periode IV (12,8) diese eigenartige Fibel
in Periode V weiter entwickelt.
Kleine Plattenfibeln dieser norddeutschen
Form sind sonst aus dem nordischen Kreise
nur von den dänischen Inseln und Nord-
jütland bekannt (Karte 15). Ihr Verbrei-
tungsgebiet vom Limfjord über den großen
Belt zum Havelland weist auf Kulturver-
bindungen innerhalb des nordischen
Kreises, denen bisher noch keine genügende
Beachtung geschenkt worden ist.
In den Fibelformen der älteren Bronze-
zeit waren noch zwei andere Wege vor-
gezeichnet, die im Laufe der jüngeren
Bronzezeit zu reicher Entfaltung gelangten.
Der eine Weg wurde durch die am Ende
der III. Periode entstehende Spiralplatten-
fibel mit Schnurbügel und Ringkopfnadel
angebahnt, der andere bestand schon seit
Urbeginn der Fibeln überhaupt in der
Form mit längs geripptem Bügel.
Die Spiralplattenfibel mit Ringkopfnadel
aus Periode III besitzt schon einen höheren
Bügel als die mit Kreuzbalkenkopf; mit
Beginn der jüngeren Bronzezeit krümmt
sich der Bügel immer stärker, er wird
kürzer, dafür aber kräftiger gewölbt. Aus
den runden Drahtspiralen werden platte
Umgänge, die zu einer flachen Scheibe zu-
sammenwachsen, und nur die äußere Win-
dung bleibt frei und erhält eine Quer-
kerbung. Hier schon spaltet sich aber die
 
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