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Albert und der Erzherzogin Isabella Ciara Eugenia in der Art des Otho
Veenius (beide 1869 von Weige! in Leipzig erworben), ein mono-
grammierter Oeidorp Gortzius aus dem Jahre 1606 in der gewöhn-
lichen Art des fruchtbaren Künstlers, der signierte außerordentlich gute
Franz Kessler von 1620, herkommend aus der Kölner Sammlung Weyer,
später bei Osterwald und Disch, 1881 durch Peltzer erworben (das Bild
wird ebenso wie der Gortzius als Bestandteil der Sammlung Peltzer er-
wähnt bei Firmenich-Richartz und Keussen: Kölnische Künstler). Das
Kesslersche Bildnis ist, fett und pastös gemalt, offenbar unter holländischem
Einfluß entstanden.
Zu den wertvollen altertümlichen Bildnissen in der Galerie gehört
sicher nicht in letzter Reihe auch ein etwa halblebensgroßes Brustbild, das
ich dem Frans Floris zuschreiben möchte. Kraft und Sicherheit zeichnen
das Bild aus, von dem ich den Fachgenossen eine Abbildung vorlege,
um die Überprüfung meines Vorschlages zu erleichtern. Die Inschrift rechts
in halber Höhe lautet
»AETATiS
SVA.53
1554«
(Zu Anfang A und E verbunden. Man beachte SVA statt SVAE. Schwarze
Schrift in lateinischer eleganter Kapitalis auf dem braunen Hintergründe.
Der Dargestellte ist braunhaarig. Sein Vollbart ist ergraut. (Taf. XIX.)
Eine Eva von Floris soll uns noch in anderem Zusammenhang be-
schäftigen.
Des Aufzählens und Erörterns wäre kein Ende, wenn noch alle
weiteren Bildnisse der Sammlung Peltzer besprochen werden sollten. Je
nach der Richtung der Studien, aus der einer herkommt, wird jeder da
anregende Porträte finden. Auch Porträtminiaturen sind vorhanden und
bilden in manchen Fällen gewiß mächtige Anziehungspunkte für die Sonder-
forschung auf dem angedeuteten Gebiet.
Die Sittenbilder seien sogleich an die Porträte angereiht. Ich
möchte ein Hauptwerk von Jan Steen voranstellen, das noch nicht ge-
nügend gewürdigt ist. Die Darstellung ist nahezu dieselbe wie auf dem
Bilde mit dem Dorfpoeten, das ehedem in Augsburg ausgestellt war*) und
durch Tschudi nach München gezogen wurde. Ein gekrönter Rederyker
liest seine Dichtung vor, oder er singt sie aus dem Blatt. Von einem Be-
kannten, links im Bilde, von einem zweiten rechts (dieser ist Jan Steen
selbst) und vielleicht einem dritten mitten hinter dem Vorleser wird der
Vortrag in sehr verschiedener Weise aufgenommen, wenn man dem Ge-
sichtsausdruck Glauben schenken darf. Der Herr links scheint aufmerksam
mitzulesen oder mitzusingen. Steen wird von einem unbezwinglichen
Lachkitzel befallen und der in der Mitte scheint gutmütig zu lächeln. Auf dem
großen Bild der Sammlung Peltzer (es mißt 97 in der Höhe und 80 in
der Breite) und dem kleineren (70 X61) in München stimmen diese Figuren
*) Vgl. Marggrafs Katalog Nr. 120, Rebers Katalog Nr. 592.
Albert und der Erzherzogin Isabella Ciara Eugenia in der Art des Otho
Veenius (beide 1869 von Weige! in Leipzig erworben), ein mono-
grammierter Oeidorp Gortzius aus dem Jahre 1606 in der gewöhn-
lichen Art des fruchtbaren Künstlers, der signierte außerordentlich gute
Franz Kessler von 1620, herkommend aus der Kölner Sammlung Weyer,
später bei Osterwald und Disch, 1881 durch Peltzer erworben (das Bild
wird ebenso wie der Gortzius als Bestandteil der Sammlung Peltzer er-
wähnt bei Firmenich-Richartz und Keussen: Kölnische Künstler). Das
Kesslersche Bildnis ist, fett und pastös gemalt, offenbar unter holländischem
Einfluß entstanden.
Zu den wertvollen altertümlichen Bildnissen in der Galerie gehört
sicher nicht in letzter Reihe auch ein etwa halblebensgroßes Brustbild, das
ich dem Frans Floris zuschreiben möchte. Kraft und Sicherheit zeichnen
das Bild aus, von dem ich den Fachgenossen eine Abbildung vorlege,
um die Überprüfung meines Vorschlages zu erleichtern. Die Inschrift rechts
in halber Höhe lautet
»AETATiS
SVA.53
1554«
(Zu Anfang A und E verbunden. Man beachte SVA statt SVAE. Schwarze
Schrift in lateinischer eleganter Kapitalis auf dem braunen Hintergründe.
Der Dargestellte ist braunhaarig. Sein Vollbart ist ergraut. (Taf. XIX.)
Eine Eva von Floris soll uns noch in anderem Zusammenhang be-
schäftigen.
Des Aufzählens und Erörterns wäre kein Ende, wenn noch alle
weiteren Bildnisse der Sammlung Peltzer besprochen werden sollten. Je
nach der Richtung der Studien, aus der einer herkommt, wird jeder da
anregende Porträte finden. Auch Porträtminiaturen sind vorhanden und
bilden in manchen Fällen gewiß mächtige Anziehungspunkte für die Sonder-
forschung auf dem angedeuteten Gebiet.
Die Sittenbilder seien sogleich an die Porträte angereiht. Ich
möchte ein Hauptwerk von Jan Steen voranstellen, das noch nicht ge-
nügend gewürdigt ist. Die Darstellung ist nahezu dieselbe wie auf dem
Bilde mit dem Dorfpoeten, das ehedem in Augsburg ausgestellt war*) und
durch Tschudi nach München gezogen wurde. Ein gekrönter Rederyker
liest seine Dichtung vor, oder er singt sie aus dem Blatt. Von einem Be-
kannten, links im Bilde, von einem zweiten rechts (dieser ist Jan Steen
selbst) und vielleicht einem dritten mitten hinter dem Vorleser wird der
Vortrag in sehr verschiedener Weise aufgenommen, wenn man dem Ge-
sichtsausdruck Glauben schenken darf. Der Herr links scheint aufmerksam
mitzulesen oder mitzusingen. Steen wird von einem unbezwinglichen
Lachkitzel befallen und der in der Mitte scheint gutmütig zu lächeln. Auf dem
großen Bild der Sammlung Peltzer (es mißt 97 in der Höhe und 80 in
der Breite) und dem kleineren (70 X61) in München stimmen diese Figuren
*) Vgl. Marggrafs Katalog Nr. 120, Rebers Katalog Nr. 592.