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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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IV. Lieferung (Dezember 1913)
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Aus dem Semmeringgebiet, [1]: (das naturbild, die Besiedelung, Verkehrswege, alte malerische Ansichten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0111
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die vieien Viadukte, Schutzmauern, die breit ausiaufenden Schutthaiden bei
den Tunneis. Jahre lang stachen die Schuttkege! des ausgesprengten und
ausgebohrten Gesteins in ihrer heiien Färbung ganz greii vom grauen,
verwitterten Gestein ab, bis sie von Mutter Natur patiniert, übergrünt, an-
gegraut wurden, so daß es jetzt schon so aussieht, ais wäre niemais frischer
Schutt da gewesen. Wie eingreifend das Naturbiid zur Zeit des Baues
verändert wurde, entnimmt man aiten Ansichten aus jener Zeit. Es
gibt eine Ansicht des Semmerings von Rud. Ait aus dem Jahre 1844, die
einer Reihe von 16 Tuschmalereien des genannten Künstlers angehört. Bei
der Auktion Jean Krämer in Wien 1895 sind diese Blätter wieder zum
Vorschein gekommen, die damals nach freundlicher brieflicher Mitteilung
Herrn Dr. August Heymanns zum Herrn Bergrat Max Ritter von Gutmann
gelangt sind. Der Künstler hat in diesem Falle freilich manches voraus-
genommen, das erst im Projekt vorhanden war.
Wohl zu beachten sind zwei große Steindrucke, die nach Zeichnungen
des Ingenieurs Daniel hergestellt sind von dem Lithographen Czerny.
Die Aufnahmen Daniels stammen aus dem Jahre 1850, also aus der Zeit
des Bahnbaues und bringen Ansichten der beiden Tunnelmündungen von
der großen Durchgrabung des Semmeringsattels, also eine Ansicht der
nördlichen, österreichischen Mündung und der südlichen steirischen. Für
die Kenntnis dieser Blätter bin ich Herrn Notar Mor. Daniel in Gloggnitz
und Herrn Lederer Hirsch in Schottwien zu Dank verpflichtet. Hirsch
besitzt von diesen Blättern Zustände, auf denen der Zeichner »Daniel«,
der Lithograph »Czerny« und als Adresse J. Rauh in Wien vermerkt ist.
Herr Notar Mor. Daniel schreibt mir, daß er farbige Exemplare dieser
Lithographien besitze.
Weit klarere Vorstellungen von den Örtlichkeiten des Bahnbaues ge-
winnen wir aber aus den 14 großen Blättern von E. Benkert (Kertbeny).
die in künstlerisch vollkommener und dennoch naturgetreuer Weise einige
Phasen des vorgeschrittenen Baues wiedergeben, beginnend mit der Ge-
gend von Payerbach, die freilich als »Vallee de Reichenau« irrtümlicher
Weise benannt wird, und endigend mit Mürzzuschlag. Die frühesten die-
ser Blätter tragen die Adresse J. Höfelichs, die meisten sind schon bei
J. Höfelichs Witwe gedruckt. Talachini, der Hauptleiter des Baues, ver-
öffentlichte diese wertvollen Steindrucke mit einer Widmung an den Ge-
neraldirektor Karl v. Ghega. Durch die Benkert'schen Blätter lernen wir
kennen: den Krauseiviadukt, den Talachiniviadukt, den Viadukt über die
Kalte Rinne, alle mit den mächtigen Einrüstungen, wie man sie damals
brauchte. Überaus anregend sind die Bilder mit den großen Steinmetz-
plätzen in den Adlitzgräben, ferner eine Ansicht aus denselben berühmten
Tälern, die auch die damals errichtete Notkirche zu sehen gibt. Diese
wurde am 13. Juli 1854 eingeweiht und erhielt auch ein Altarbild (Maria,
auf der Weltkugel stehend, von unbekanntem Meister), das später in die
Pfarrkirche nach Schottwien gelangte, wie mir Herr Pfarrer Weninger
freundlichst mitteilte.
Neben diesen Hauptblättern treten andere Ansichten, die ich da und
dort kennen gelernt habe, mehr zurück, doch möchte ich in Bezug auf
Ansichten aus dem Semmeringgebiet überhaupt dennoch auf einiges Wei-
tere, z. B. auf ein verstecktes Bild, aufmerksam machen, das vom Münche-
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