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Veröffentlichung wird Jos. Oehlers „Beschreibung des kaiserl. Lustschlosses
Schönbrunn" von 1805 zu nennen sein. Zu beachten auch die Zeitschrift
„Paris, Wien und London" 1. Jahr (1811), Nr. V, S. 87f., Ad. Schmidt:
Wiens Umgebungen (1835—1839) 111, S. 34f., und allerlei Reisebücher aus
den folgenden Jahrzehnten. An die vielen Berichte über die „Kunstwanderung"
von 1903 sei erinnert. Aus neuester Zeit hervorzuheben der vornehm aus-
gestattete „Führer" durch das Schloß Schönbrunn von 1910, der ohne Ver-
fassernamen erschienen ist (Druck von Adolf Holzhausen, Kleinquer-Fo!., zu
unterscheiden von dem kleineren gleichzeitigen Führer in 8^). ln den Rosa-
Zimmern fällt am meisten auf die große stilisierte Landschaft mit der Habsburg.
Dr. Th. v. Fr.
KÜNSTLER DER NEUESTEN ZEIT.
(Fortsetzung.)
Ludwig Hesshaimer.
Abhold allem akademischen Wesen, doch von großem Können auf
verschiedenen Gebieten des Malens im weiteren Sinne steht Ludwig Hess-
haimer als eigenartige Künstlergestalt da. Hesshaimer ist hauptsächlich Gra-
phiker, Zeichner auf Papier, Stein, Kupfer. Seine Auffassung ist ungewöhn-
lich frisch, sanguinisch, so daß ein Unkundiger gar nicht merkt, was für
lange und ernste Studien vorhergegangen sind, ehe das leichte und sichere
Hinsetzen erreicht war. Eine Schaustellung von etwa 140 Blättern verschie-
dener Art in Wien hat in den Kreisen der Kunstfreunde einen gewissen
Eindruck hervorgebracht, und dies wird mir zum Anlaß, einiges über das
Werden des Künstlers mitzuteilen. Ich habe eigene Aufschreibungen Hess-
haimers zur Verfügung und benutze diese stellenweise wörtlich. Eine Ab-
bildung anbei deutet wenigstens das Wesen der Hesshaimerschen Kunst an,
obwohl sie davon nur eine Seite erkennen läßt, nämlich das Geschick, Bau-
formen rasch zu erfassen und eine Beleuchtungswirkung augenblicklich zu
Papier zu bringen. Die rasche Auffassung von bewegten Figuren und die
Wiedergabe stillebenartiger Einzelheiten in zielbewußten, festen Zügen, die
so manche der neueren Blätter Hesshaimers auszeichnet, läßt sich nach dem
vorgeführten Werk nicht einmal ahnen. Indes ist es das einzige Werk,
über das ich augenblicklich für die KHschierung an dieser Stelle ver-
fügen kann.
Hesshaimers Entwicklungsgang ist durchaus ein selbständiger, sehr
eigenartiger. Die Vorliebe Hesshaimers fürs Zeichnen reicht in die Kinder-
jahre zurück, die er in Kronstadt verbrachte (dort ist der Künstler am
10. März 1872 geboren). In den Schulen, die er in Kronstadt, Triest und Wien
besuchte, war er nach der Ansicht seiner Lehrer ein mittelmäßiger Zeichner.
Die Vorlagen und die Gipse sagten ihm wenig. Aber außerhalb der Schule
wurde die Natur schon damals seine Lehrmeisterin. Als Hesshaimer, zum
Jüngling herangewachsen, in der Kadettenschule zu Budapest einen einsichtigen
Zeichenlehrer über sich hatte, der dem jungen Talent mehr Freiheit ließ,
wurde Hesshaimer alsbald der beste Zeichner der Klasse. Die militärische
Laufbahn, die nun weiter verfolgt wurde, bot manche Gelegenheit, sich im
Zeichnen nach der Natur zu üben. Namentlich die Manöver in Bosnien
Veröffentlichung wird Jos. Oehlers „Beschreibung des kaiserl. Lustschlosses
Schönbrunn" von 1805 zu nennen sein. Zu beachten auch die Zeitschrift
„Paris, Wien und London" 1. Jahr (1811), Nr. V, S. 87f., Ad. Schmidt:
Wiens Umgebungen (1835—1839) 111, S. 34f., und allerlei Reisebücher aus
den folgenden Jahrzehnten. An die vielen Berichte über die „Kunstwanderung"
von 1903 sei erinnert. Aus neuester Zeit hervorzuheben der vornehm aus-
gestattete „Führer" durch das Schloß Schönbrunn von 1910, der ohne Ver-
fassernamen erschienen ist (Druck von Adolf Holzhausen, Kleinquer-Fo!., zu
unterscheiden von dem kleineren gleichzeitigen Führer in 8^). ln den Rosa-
Zimmern fällt am meisten auf die große stilisierte Landschaft mit der Habsburg.
Dr. Th. v. Fr.
KÜNSTLER DER NEUESTEN ZEIT.
(Fortsetzung.)
Ludwig Hesshaimer.
Abhold allem akademischen Wesen, doch von großem Können auf
verschiedenen Gebieten des Malens im weiteren Sinne steht Ludwig Hess-
haimer als eigenartige Künstlergestalt da. Hesshaimer ist hauptsächlich Gra-
phiker, Zeichner auf Papier, Stein, Kupfer. Seine Auffassung ist ungewöhn-
lich frisch, sanguinisch, so daß ein Unkundiger gar nicht merkt, was für
lange und ernste Studien vorhergegangen sind, ehe das leichte und sichere
Hinsetzen erreicht war. Eine Schaustellung von etwa 140 Blättern verschie-
dener Art in Wien hat in den Kreisen der Kunstfreunde einen gewissen
Eindruck hervorgebracht, und dies wird mir zum Anlaß, einiges über das
Werden des Künstlers mitzuteilen. Ich habe eigene Aufschreibungen Hess-
haimers zur Verfügung und benutze diese stellenweise wörtlich. Eine Ab-
bildung anbei deutet wenigstens das Wesen der Hesshaimerschen Kunst an,
obwohl sie davon nur eine Seite erkennen läßt, nämlich das Geschick, Bau-
formen rasch zu erfassen und eine Beleuchtungswirkung augenblicklich zu
Papier zu bringen. Die rasche Auffassung von bewegten Figuren und die
Wiedergabe stillebenartiger Einzelheiten in zielbewußten, festen Zügen, die
so manche der neueren Blätter Hesshaimers auszeichnet, läßt sich nach dem
vorgeführten Werk nicht einmal ahnen. Indes ist es das einzige Werk,
über das ich augenblicklich für die KHschierung an dieser Stelle ver-
fügen kann.
Hesshaimers Entwicklungsgang ist durchaus ein selbständiger, sehr
eigenartiger. Die Vorliebe Hesshaimers fürs Zeichnen reicht in die Kinder-
jahre zurück, die er in Kronstadt verbrachte (dort ist der Künstler am
10. März 1872 geboren). In den Schulen, die er in Kronstadt, Triest und Wien
besuchte, war er nach der Ansicht seiner Lehrer ein mittelmäßiger Zeichner.
Die Vorlagen und die Gipse sagten ihm wenig. Aber außerhalb der Schule
wurde die Natur schon damals seine Lehrmeisterin. Als Hesshaimer, zum
Jüngling herangewachsen, in der Kadettenschule zu Budapest einen einsichtigen
Zeichenlehrer über sich hatte, der dem jungen Talent mehr Freiheit ließ,
wurde Hesshaimer alsbald der beste Zeichner der Klasse. Die militärische
Laufbahn, die nun weiter verfolgt wurde, bot manche Gelegenheit, sich im
Zeichnen nach der Natur zu üben. Namentlich die Manöver in Bosnien