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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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IX. und X. Lieferung
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Frimmel, Theodor von: Über Joseph Rosa und die Rosa-Zimmer in Schönbrunn
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0164

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ÜBER JOSEPH ROSA UND DIE ROSA-ZIMMER IN SCHÖNBRUNN.
Die „Rosa-Zimmer" im kaiserlichen Lustschloß Schönbrunn sind nicht
nach dem berühmten italienischen Maler Salvator Rosa benannt, wie es jüngst
wieder einmal zu lesen stand und oft herum geredet wird, sondern nach
dem wenig genannten Wiener Maler Joseph Rosa, der um 1761 durch die
Kaiserin Maria Theresia für Schönbrunn beschäftigt wurde und von dem sich
noch heute viele Bilder im genannten kaiserlichen Schloß befinden. Später
war er Direktor der Beivederegalerie. Er ist den Kunstgeschichtlern auch
bekannt als Verfasser eines Kataloges jener Galerie, der 1796 erschienen ist.*)
Gegenwärtig ist der Name Joseph Rosa nur mehr Einzelnen geläufig, so
angesehen er auch zu seiner Zeit gewesen, im Ausland und in seiner Wiener
Heimat. Rosa war Mitglied der Kunstakademien von Rom, Florenz, Bologna,
Madrid und einer Akademie in London.**) 1801 wurde er Mitglied der Wiener
Akademie der bildenden Künste.***)
Rosas Gemälde verdienen in der Tat einige Beachtung, nicht zuletzt
bei uns in Wien. Der Künstler (er lebte von 1726—1805) ist Wiener von
Geburt und hat auch seine Tage in der alten Kaiserstadt beschlossen. Sein
Lebensweg führte ihn übrigens vielfach auf Reisen, die er zum Teil für die
Zwecke der Neuordnung der kaiserlichen Galerie unternahm. Seine Tätigkeit
für den österreichischen Adel ist noch nicht studiert. Ich mache nur darauf
aufmerksam, daß Jos. Rosa u. a. für den Grafen Anton Lamberg gemalt zu
haben scheint, und zwar für dessen Landsitz in Nußdorf. (Vergl. meine
Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen IV. Kapit., S. 52 und 127.) Über-
haupt ist der Mann von der bisherigen Forschung so stiefmütterlich behandelt,
daß es nicht schaden kann, über ihn einige Zeilen zu veröffentlichen. Was
die Rosa-Zimmer in Schönbrunn betrifft, sei an die Literatur über Schönbrunn
zu und seit Rosas Zeiten erinnert, also an die „Descrizione della citä di
Vienna" von De Freddy von 1800, andiebekanntenBüchervonF.C. Weid-
mann und Fr. v. P. Gaheis über die Umgebungen Wiens. Als hauptsächliche

*) Näheres zu diesem Katalog in meiner „Geschichte der Wiener Gemälde-
sammlungen" I. Bd., 1899.
**) Hiezu die Schriften auf Colom. Fetners Stich nach P. Haubenstrickers Bildnis
des Jos. Rosa von 1789. Die Titei Rosas sind aufgezähit bei Ab. Andres: „Lettera suiia
tetteratura di Vienna" von 1795 (S. 58). — In der Accademia di San Luca zu Rom
befindet sich ein Bild von ihm, Nr. 95, eine große Rosasche Landschaft hängt in der
Wiener Akademie. Ein signiertes Werk mit der Jahreszahl 1765 in der Dresdener, eines
von 1771 in der Darmstädter Gaierie. — In alten Wiener Galerien befanden sich Werke
von ihm z. B. bei Battaglia (vergl. Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen Bd. I), in
der ältesten Galerie Jäger (ebendort Bd. II), in der gräflich Lambergschen Neben-
sammlung zu Nußdorf bei Wien. — Jos. Rosas Bildnis, ein Werk Martin KnoIIers,
befindet sich in der kaiserlichen Galerie.
***) Vergl. Lott: Bericht über die Studienjahre (Akademie der bildenden Künste)
und Katalog der Galerie in der Wiener Akademie. — Zu Jos. Rosa ist von Bedeutung
die frühe Stelle in Hagedorns „Lettre ä un amateur de lapeinture" (1755), S. 342. Siehe
auch die Nachträge zu Füßlis großem Allgem. Künstlerlexikon. In Naglers Künstler-
lexikon sind auch die Radierungen des Künstlers berücksichtigt, sowie mehrere Stiche
nach seinen Bildern. Siehe auch C. v. Wurzbach: Biographisches Lexikon und die
neueren Künstlerlexika Ein kurzer Lebensabriß ohne Quellenangabe bei E. v. Engerth
imlll. Bd. des Kataloges der kais. Gemäldegalerie S. 149 im Zusammenhang mit KnoIIers
Rosa-Bildnis. In Engerths Katalog findet sich von Jos. Rosa selbst kein Werk ver-
zeichnet.
 
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