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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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IX. und X. Lieferung
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Frimmel, Theodor von: Hermannstadt und die Brukenthalsche Galerie
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Frimmel, Theodor von: Aus der Sammlung Osmitz in Preszburg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0157

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Die Brukenthalsche Galerie ist jetzt in guten Händen. Man hat sie
neu geordnet und, soweit es die ungünstigen Räumlichkeiten gestatten, zweck-
mäßig aufgestellt. Ein wissenschaftlich gearbeitetes Verzeichnis liegt vor. ln
der Zeit des Weltkrieges ist sie mit Erfolg vor dem drohenden oder ein-
dringenden Feind gerettet worden. Das Verdienst des aufopfernden Kunst-
freundes Emil Sigerus um die Rettung bleibe unvergessen. Sigerus verpackte
noch Bilder, als sich schon der Kampf näherte und die meisten anderen Be-
wohner schon aus der Stadt geflüchtet waren.
Man schätzt in Hermannstadt nunmehr die Brukenthalsche Galerie
nach Gebühr, und es ist vorauszusehen, daß in besseren Zeiten sich am
Rande der alten Stadt ein neuer Museumsbau erheben wird, der neben den
vielen wertvollen Kunstsachen anderer Art, die jetzt im Gymnasium auf-
gehäuft und zusammengepfercht sind, auch die umfangreiche, in mannig-
fachem Sinn wertvolle Brukenthalsche Galerie enthalten wird.
Frimmel.

AUS DER SAMMLUNG OSM1TZ IN PRESZBURG.
(Fortsetzung.)
Ein unvollendetes holländisches Bild. — Ein Porträt Fracastoros von Tizian.
Tafel XXXVI bringt die Abbildung eines holländischen Gruppenbild-
nisses, dessen Entstehung um 1660 sicher steht. Weniger fest bestimmt ist
der Meistername. Dieser ist deshalb nur schwierig festzustellen, weil das
Bild unvollendet ist und dadurch vieles vermissen läßt, wonach man Bilder
bestimmt, nämlich die abschließende Zeichnung und Färbung. Für die Ge-
mäldekunde sind derlei Bilder von Bedeutung. Die Entwicklungsgeschichte
alter Bilder wird dadurch gefördert. So ist z. B. an dem begonnenen Werk
ganz deutlich und mühelos zu erkennen, daß es auf dunkelgrauer Grun-
dierung sitzt Bei den meisten ungefähr gleichzeitigen Gemälden ähnlicher
Art kann nur auf Umwegen das Vorhandensein der grauen Grundierung,
des dunklen Primeursels, vermutet werden. Das Eichenbrettchen, auf dem
das Bild angefangen ist, zeigt auf der Schönseite die herkömmliche Glät-
tung. Der weiße Grund der älteren Meister war im Lauf des 17. Jahrhun-
derts außer Gebrauch gekommen. Ob im vorliegenden Fall eine helle Vor-
zeichnung, etwa eine mit weißer Kreide, vorhanden war, läßt sich nicht
feststellen. Die farbige Ausführung ist in frischen Zügen begonnen, aber
noch ohne kräftige Farben in den Lichtern. Eine Musterung des grünlichen
Schlafrocks ist nur durch etliche Tupfen angedeutet. Die Verhältnisse der
Figuren sind augenscheinlich nicht einwandfrei. Das Köpfchen der Kleinen
links im Bild scheint doch gar zu niedlich geraten zu sein. Die Frau mit
dem Kind im Hintergrund dürfte auch zu klein ausgefallen sein. So ge-
schickt die rechte Hand des sitzenden Hausherrn auch verkürzt ist, so flüch-
tig sind doch die Hände behandelt, die sonst auf dem Bild noch zu sehen
sind. Bei alledem eine ganz und gar nicht gewöhnliche Geschicklichkeit im
Anfassen der ganzen Aufgabe. Über die Gründe, warum das Gemälde nicht
vollendet wurde, wollen wir uns den Kopf nicht zerbrechen. Aber eine
Vermutung, den Urheber des Bildes betreffend, sei doch gewagt. Bei der
ersten Erwähnung des unvollendeten Werkes in den „Studien und Skizzen"
 
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