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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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III. und IV. Lieferung
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Frimmel, Theodor von: Ein raffaeleskes Bild im Besitz von Rudolf Abt
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Frimmel, Theodor von: Aus der Sammlung G. v. Osmitz in Preszburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0071

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1776 in der großen Galerie Brigo zu Padua. Füßlis Artikel: Raffael im
großen Künstierlexikon, das selten mehr aufgeschlagen wird, da es seiten-
weise gänzlich überholt ist, berichtet (auf S. 40) von einem kleinen Bild:
Venus mit Amor, „das der vortrefflichen Zeichnung wegen einem Raffael
glich" und das der Sammlung Brigo angehörte. Nach Füßlis Flinweis geht
diese Angabe auf eine Stelle in der zweiten Auflage von Giambaitista Rossettis
„Descrizione delle Pitture, Sculture ed Architetture di Padova" von 1776
zurück, ln der ersten Ausgabe von 1765 kam zwar die Sammlung Brigo
vor, die bedeutend gewesen zu sein scheint, doch ist das Venusbild damals
noch nicht erwähnt. Die dritte Auflage von 1780 nennt weder die Samm-
lung noch das Raffaeleske Bild. Daraus ist mit Wahrscheinlichkeit zu schließen,
daß es zwischen 1765 und 1776 in die Sammlung Brigo gelangt ist und
daß die Sammlung gegen 1780 schon aufgelöst war. Ich habe mehrere
hundert Sammlungskataloge und Inventare durchsucht aus verschiedenen
Ländern, ohne weiter eine Spur des Venusbildes auffinden zu können, bis
es im Besitz des hervorragenden Münchner Sammlers Hoch wieder zum
Vorschein kommt. Man darf wohl annehmen, daß Hoch dieses kostbare
Bild bei Gelegenheit einer seiner vielen Kunstreisen erworben hat. Bei der
Versteigerung von 1892 erreichte es nicht den gewünschten Preis. Es
verblieb in der Familie, kam dann an Hochs Erben. Von diesen erwarb
es der Münchner Buchhändler und Kunstfreund Richard Abt. Vielleicht
sind andere glücklicher beim Nachweis des Pedigrees. Da, wie ich ver-
mute, die Benennung von Anfang an einige Schwierigkeiten bot, mag
das Bild unter wechselndem Namen da und dort verzeichnet stehen. Eine
Liste aller Bilder mit Venus und Amor, die in alten Sammlungen vorhanden
waren, ist noch nicht ausgearbeitet worden. Trotz dem mangelnden Nach-
weis einer lückenlosen Reihe von Vorbesitzern ist das Raffaeleske Gemälde
mit Venus und Kupido dennoch eines der merkwürdigsten und der meist
wertvollen, die seit mehreren Jahren im Kunsthandel vorgekommen sind.
Deshalb nehme ich auch keinen Anstand, das Bild, trotzdem es noch zum
Verkauf angeboten wird, in den Studien und Skizzen zu besprechen, um so
mehr, als es Gelegenheit gibt zu Erörterungen, die für mehrere Gebiete der
Gemäldekunde von Belang sind. Dr. Theodor v. Frimmel.

AUS DER SAMMLUNG G. v. OSM1TZ IN PRESZBURG.
Mit wahrem Feuereifer ist der Preßburger Kunstfreund Direktor Geza
v. Osmitz darauf bedacht, anregende und wertvolle Gemälde zu erwerben.
Vor einigen Monaten berichteten die „Studien und Skizzen für Gemälde-
kunde" davon, daß Osmitz seine Sammlung fast gänzlich erneuert hat. Von
bevorstehender Veröffentlichung mehrerer Bilder aus der neu zusammen-
gebrachten Galerie wurde geredet und heute wird an jenes Versprechen
angeknüpft. Als eines der Prachtstücke im neuen Galeriebesitz sei ein kleines,
wohl nicht ganz vollendetes Bild hervorgehoben, das man in seiner Frische
der Erfindung, in der Geschicklichkeit der Zusammenstellung und in der
farbigen Anlage den besten Werken der niederländischen Malerei des
17. Jahrhunderts beizählen muß. Tafel X gibt eine Andeutung von den
künstlerischen Reizen des kleinen Brettes. Man kann nicht eigentlich sagen,
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