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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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III. und IV. Lieferung
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Bentz, F.: Über Zelluloidlack
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0055

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ÜBER ZELLULOIDLACK.
Von F. Bentz, Restaurator der Öffentlichen Kunstsammlung in Basei.
Im Jahre 1908 machte ich viele Experimente mit Zellamyl auf seine
Eigenschaften hin als Firnis und als Fixativ für lose Farbpartikel an Ge-
mälden auf Leinwand und auf Holz. Ich machte verschiedene Zelluloid-
lösungen von ganz klaren Zelluloidabfällen nach dem folgenden Rezept:
Farblose, klare Zelluloidabfälle 20 (7 -j- Azeton 200 (7 -}- Amylazetat
780 (/, zusammen 1000 <7.
Die Zelluloidabfälle werden zuerst mit dem Azeton übergossen und
nach öfterem Umrühren einige Tage in bedecktem Glas beiseite gestellt, bis
alles zu einer klaren, dicken Masse gelöst ist. Nun mische man das Amyl-
azetat hinzu und läßt durch Absetzen völlig klären. Je nach der Beschaffen-
heit der Zelluloidabfälle dauert die Klärung wenige Tage bis mehrere
Wochen
Als Fixativ mit einem Zerstäuber, zu benutzen auf Pastell, Zeichnungen,
Aquarelle, Manuskripte, muß man 1000 (7 anstatt 780 <7 Amylazetat nehmen.
Wenn die Lösung dick gebraucht werden soll, um Farbe zu befestigen oder
um die Rückseite von Holztafeln wasserdicht zu machen, ist etwa 500 <7
Amylazetat die richtige Quantität.
Die dünnere Lösung entspricht dem „FixativeVibert pourAquarelles"
und ihr Verdünnungsmittel ist einfach Amylazetat. Die Firma empfiehlt es
als ein Schutzmittel für alle Gegenstände aus Tuch, Seide, Papier etc., z. B.
Paravents, Fächer, Kartons, Geschäftspapiere, Manuskripte u. dgl., welche
nach Behandlung mit „Fixative", ohne Schaden zu nehmen, gewaschen
werden können.
Ich habe den Fixative Vibert sowie meinen eigenen und noch einen
dritten, von einem Chemiker hergestellten, gründlichen Prüfungen unter-
zogen, und zwar 1. auf Pastellbildern, 2. Handzeichnungen, 3. Aquarellen,
4. auf Rückseite von Ölgemälden als Schutz gegen Feuchtigkeit, 5. zur Be-
festigung loser Farbe in Tempera- und Ölgemälden, 6. auf Kartons, um sie
wasserdicht, das heißt schimmelsicher zu machen, wenn sie beim Einrahmen
von Stichen und Aquarellen als Rückwand zur Verwendung kamen, 7. als
Firnis auf Öl- und Temperagemälde.
Um den Einfluß des Lichtes zu beobachten, hielt ich die Lösung in
Flaschen von klarem, braunem und grünem Glas. Das Dunkelwerden wird
offenbar durch zwei Faktoren verursacht, und zwar 1. durch den Einfluß
des Lichtes auf die Lösung und 2. durch den Einfluß von Azeton auf
Zelluloid oder auch durch einen unbekannten Bestandteil des Zelluloids.
Die Lösung dunkelte in allen Flaschen etwas nach, nachdem sie starkem
Licht ausgesetzt waren, am wenigsten in der braunen Glasflasche; das farbige
Glas war, wie vorauszusehen, ein Schutz gegen die Verfärbung, ln den
klaren Flaschen veränderte sich die Farbe der Lösung je nach der Licht-
stärke, der sie ausgesetzt waren, und wahrscheinlich ist sie auch teilweise
auf den oben erwähnten unbekannten Bestandteil des Zelluloids zurückzu-
führen. In einer Flasche ist die Flüssigkeit dunkelbraun geworden, in einer
anderen hellbraun und in noch anderen grünlich.

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