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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Rudolf Hausleithner
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Frimmel, Theodor von: Eine musikalische Komposition Friedrich Amerlings
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0033

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RUDOLF HAUSLEITHNER.
Am 13. März des laufenden Jahres erfuhr man durch das „Neue Wiener
Tagblatt“, daß der Wiener Maler Rudolf Hausleithner am 10. des genannten
Monats gestorben ist. Bald darauf wurde mir ein ganzes Nest von guten
Arbeiten des geschickten Künstlers im Besitz des Herrn R. Wittig in Wien
bekannt, und ich benutze das freundliche Entgegenkommen von seifen des
Besitzers, um einige Werke Hausleithners abzubilden. Einige Daten aus dem
Leben des Malers mögen die Abbildungen begleiten. Ich erhalte sie durch
R. Wittigs freundliche Vermittlung aus der Familie des Künstlers.
Rudolf Hausleithner ist 1840 zu Mannswörth a. d. Donau geboren. Er
stammte aus einer Lehrerfamilie, kam mit dieser als dreijähriger Knabe nach
Wien, besuchte dort die Realschule, worauf er 1855 die Akademie der bil-
denden Künste bezog. Dort arbeitete er bei Karl Wurzinger, Joh. Nep. Geiger,
Karl Biaas. In der Meisterschule des Direktors Ruben widmete er sich der
Historienmalerei. Unter seinen Lehrern wird auch der Kunstgelehrte Rudolf
v. Eitelberger genannt. Früh begann er selbständig zu schaffen. Aus dieser
frühen Schaffenszeit stammen seine großen Gemälde mit St. Benedikt und
Sa. Scholastica, ferner Kaiser Josef II. und seine Räte, die Pläne des Josefinums
besichtigend, Friedrich der Große in Küstrin, ein Mater dolorosa und andere.
Dann ging er auf Reisen. In München hielt er sich kurze Zeit bei W. v. Kaul-
bach und Piloty auf. Einige Jahre verbrachte er zu Studienzwecken in male-
rischen Gegenden, so in Pöchlarn, Gaming, im Kamptal und in der Ramsau.
Das war seine beste Zeit. Damals blieb keines seiner Bilder unverkauft, und
er wurde mit Bestellungen geradewegs überhäuft. Eine Menge schriftlicher
Aufzeichnungen bezeugt das, wie uns die Künstlerschwägerin Frau Philomena
Hausleithner gütig mitteilt.
Unser Künstler hat auch viele Bildnisse und Sittenbilder gemalt. Seine
frische, realistische Auffassung machte ihn beliebt und er fand Eingang in
die besten Gesellschaftskreise. Kaiser Franz Josef I. erwarb drei Bilder von
unserem Künstler, der damals nicht nur in Wien, sondern auch in St. Peters-
burg, München, Düsseldorf, Bremen, Dresden, Prag und an anderen Orten
ausstellte. In seinen alten Tagen wurde er stark durch die jüngeren Talente
zurückgedrängt. Nicht wie ehedem fanden die Bilder rasch ihre Abnehmer,
und ein aufgehäufter Vorrat wurde im Jahre 1903 bei A. Kende ausgeboten
Die Versteigerung wurde am 13. Februar im Hotel „Zur Goldenen Ente“
abgehalten.*) Soweit ich mich entsinne, war das Bild „Der Quacksalber“
(Nr. 50) in jener Auktion das bedeutendste. Hausleithner schuf bis in seine
letzte Lebenszeit merkwürdig frisch und emsig weiter. Der Künstler starb
an seinem 78. Geburtstag. Fr.

EINE MUSIKALISCHE KOMPOSITION FRIEDRICH AMERLINGS.
Der berühmte Maler Amerling verfügte neben seinem bewährten Sinn
für Form und Farbe auch über eine echt musikalische Begabung. Zwar
kannte er keine Noten, doch spielte er Orgel und Klavier nicht ohne Ge-
*) August Schäffer schrieb aus diesem Anlaß ein Feuilleton über Hausleithner
für die „N. Fr. Presse“ vom 12. Februar 1903.
 
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