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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Risse und Sprünge in Gemälden, [2]
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Frimmel, Theodor von: Ein unveröffentlichtes Bild von Lorenz Strauch
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0094

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Ähnlich so wie um die Altwiener steht es uni die sorgfältig gemalten
Altberliner. Einige Bilder von Karl Begas in der Nationalgalerie zu Berlin
waren schon in der Zeit um 1900 voller Risse und Sprünge verschiedener
Art, z. B. die Mohrenwäsche von 1843 und die Cromwellschen Reiter
von 1846.
Ähnliche Beobachtungen ergeben sich bei den Belgiern und Holländern
des 19. Jahrhunderts. Doch wechselt, wie sonst, der Zeitraum glatter Er-
haltung mit der Art der Ausführung, und in manchen Fällen ist auch der
mehrmalige Aufenthaltswechsel in verschiedenen Klimaten zu beachten.
Augenscheinlich von der Technik abhängig ist die bessere Erhaltung eines
Hendr. Lys von 1847 in der Berliner Nationalgalerie in Vergleichung mit
einem auffallend pastös gemalten H. Lys aus dem Jahr 1857 ebendort. Schon
um 1900 war das pastös gemalte Bild durch Sprünge verschiedener Tiefe
und Breite ganz tüchtig zerrissen. Das jüngere Bild war also früher gealtert
als das ältere. Der „Angelus“ von J. F. Millet (1867 vollendet) dürfte den
schlechten Zustand seiner Farben der Reise nach Amerika und wieder zurück
zu verdanken haben. Die bösen Lasurenrisse in J. F. Millets „Bucheron et
la mort“ (1859 vollendet) dürften ebenfalls vom Klimawechsel herrühren.
Das Bild ist ja nach Dänemark in die Jacobsensche Pinakothek gelangt. Dort
habe ich schon vor Jahren die Risse notiert.
(Wird fortgesetzt.)

EIN UNVERÖFFENTLICHTES BILD VON LORENZ STRAUCH.
Eben jetzt ergibt sich die Gelegenheit, ein Werk von Lorenz Strauch
abzubilden, das für seine Malweise und Auffassung überaus bezeichnend ist.
Es wurde vor kurzem aus Wiener Privatbesitz durch Herrn Buchhändler
F. Malota erworben, der mir die Nachbildung freundlichst gestattete. Weiter
zurück befand es sich in den Sammlungen Höch zu München und Rost in
Dessau.
Lorenz Strauch war um 1600 einer der besten mitteldeutschen Bild-
nismaler. Eine gewisse altertümliche Strenge der Zeichnung kommt ihm in
erster Linie zu und ganz gute Färbung, die freilich neben der von be-
rühmten gleichzeitigen Italienern und Niederländern etwas abfällt. Er war
eben mehr Zeichner als Kolorist. Seine Radierungen, die in allen großen
Sammlungen von Kunstdrucken zu finden sind, werden geschätzt. Nach
allem, was man von diesem Nürnberger Künstler (er ist 1554 geboren und
ebendort gestorben 1630*) weiß, läßt sich schließen, daß er jahrelang ein
gesuchter Porträtist war. Man lernt ihn kennen und schätzen nach den
Bildnissen im Germanischen Museum und in der städtischen Kunstsammlung
*) Das Todesjahr des Lorenz Strauch wird in verschiedenen Büchern verschieden
angegeben. Ich habe mich der Angabe in J. G. Doppelmayrs Historischen Nachrichten
von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern (1730, S. 217) angeschlossen.
Eine Überprüfung der Sache nach der Grabschrift und anderen Quellen unterbleibt
vorläufig der ungünstigen Zeitverhältnisse wegen. Angedeutet sei, daß Lorenz Strauch
auf dem Sankt-Rochus-Friedhof zu Nürnberg begraben wurde. — Lorenz Strauch wird
in den meisten Handbüchern für Geschichte der Malerei und Kupferstichkunde sowie
in den Künstleriexika behandelt.
 
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