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Rudolf Staehlin
drücklichen Verbot hervor 1 (1040 f.): Ulla \.iftte ^ot %odg | ^(3'
alg edatf elg työv Granat rdcpov.
Ob Euripides bei der Bearbeitung dieses Stoffes in Ai-
schylos mit seinen 'HQaxleTdai einen Vorgänger gehabt hat,
wie Welcker2 angenommen hat, ist zum mindesten höchst
zweifelhaft und durch keine Zeugnisse zu stützen 8.
§ 19. Andromache
Das Orakelmotiv ist in der Andromache nur von geringer
Bedeutung, denn bei der Reise des Neoptolemos nach Delphi,
die eine Voraussetzung des Dramas ist, handelt es sich nicht um
ein Orakel, sondern um Leistung einer Buße an Apollon (51 ff.),
also um ein Opfer.
Das Auftreten des Orestes wird durch seine Reise nach
der dodonäischen Orakelstätte (886) motiviert4; das geschieht
mit den kurzen Worten (885 f.): "E^o^aL de ^og Jidg ^av-
rela Ewdwvala. Dies läßt den Schluß zu, daß Euripides
hier entweder etwas Bekanntes berührt oder aber, daß die
Motivierung durch Orakel in der Technik des Tragikers schon
zum stereotypen Theaterrequisit geworden ist, so gut wie der
Sebs dito fti]%avfe, mit dem unser Motiv ja unverkennbar
große Verwandtschaft hat. Diese Verwendung des Orakel-
motivs zeigt sehr starke Ähnlichkeit mit der „Medeia"; dort
ist die trozenische Reise des Aigeus, auf der er nach Korinth
kommt — so daß er im Drama auftreten kann —, ebenfalls durch
die Mantik motiviert, freilich in anderer Art: Aigeus kommt
vom Orakel zurück und bemüht sich nun noch um Auslegung
des Spruches, Orestes will erst zur Orakelstätte gehen.
Mit der Einführung des Orestes hat Euripides offenbar
der stark politischen Tendenz5 der Tragödie die Krone auf-
setzen wollen, indem er neben Hermione und Menelaos auch
1 von Wilamowitz De Euripidis Heraclidis commentatiuncula 12.
2 Aeschylische Trilogie 564 und Die griechischen Tragödien 52 Anm. 22.
3 Vgl. Ermatinger aaO. 19.
4 Scholion: 'Enel eanv ^ ddos dta rfe ®s0Ga^a^ Es ^codcor^v.
5 Schon der Scholiast (zu Vers 445) hat diesen Zweck der Tragödie
erkannt.
Rudolf Staehlin
drücklichen Verbot hervor 1 (1040 f.): Ulla \.iftte ^ot %odg | ^(3'
alg edatf elg työv Granat rdcpov.
Ob Euripides bei der Bearbeitung dieses Stoffes in Ai-
schylos mit seinen 'HQaxleTdai einen Vorgänger gehabt hat,
wie Welcker2 angenommen hat, ist zum mindesten höchst
zweifelhaft und durch keine Zeugnisse zu stützen 8.
§ 19. Andromache
Das Orakelmotiv ist in der Andromache nur von geringer
Bedeutung, denn bei der Reise des Neoptolemos nach Delphi,
die eine Voraussetzung des Dramas ist, handelt es sich nicht um
ein Orakel, sondern um Leistung einer Buße an Apollon (51 ff.),
also um ein Opfer.
Das Auftreten des Orestes wird durch seine Reise nach
der dodonäischen Orakelstätte (886) motiviert4; das geschieht
mit den kurzen Worten (885 f.): "E^o^aL de ^og Jidg ^av-
rela Ewdwvala. Dies läßt den Schluß zu, daß Euripides
hier entweder etwas Bekanntes berührt oder aber, daß die
Motivierung durch Orakel in der Technik des Tragikers schon
zum stereotypen Theaterrequisit geworden ist, so gut wie der
Sebs dito fti]%avfe, mit dem unser Motiv ja unverkennbar
große Verwandtschaft hat. Diese Verwendung des Orakel-
motivs zeigt sehr starke Ähnlichkeit mit der „Medeia"; dort
ist die trozenische Reise des Aigeus, auf der er nach Korinth
kommt — so daß er im Drama auftreten kann —, ebenfalls durch
die Mantik motiviert, freilich in anderer Art: Aigeus kommt
vom Orakel zurück und bemüht sich nun noch um Auslegung
des Spruches, Orestes will erst zur Orakelstätte gehen.
Mit der Einführung des Orestes hat Euripides offenbar
der stark politischen Tendenz5 der Tragödie die Krone auf-
setzen wollen, indem er neben Hermione und Menelaos auch
1 von Wilamowitz De Euripidis Heraclidis commentatiuncula 12.
2 Aeschylische Trilogie 564 und Die griechischen Tragödien 52 Anm. 22.
3 Vgl. Ermatinger aaO. 19.
4 Scholion: 'Enel eanv ^ ddos dta rfe ®s0Ga^a^ Es ^codcor^v.
5 Schon der Scholiast (zu Vers 445) hat diesen Zweck der Tragödie
erkannt.