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Staehlin, Rudolf
Das Motiv der Mantik im antiken Drama — Giessen: Toepelmann, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.74897#0209
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Das Motiv der Mantik im antiken Drama

199

Der Traum und seine Rolle im Intriguenspiel wird auch
in diesem Einzelfall auf die eine der beiden griechischen
Vorlagen h die hier kontaminiert sind, zurückgehen; wir würden
wohl die schöpferische Kraft des Plautus überschätzen, wenn
wir ihm selbst die Erfindung zutrauen wollten. Dieser Schluß
wird ferner durch die evidente Parallele mit dem gleichen
Motiv in der „Mostellaria" 2 wahrscheinlich gemacht; denn
in dieser letzteren Komödie können wir das Motiv mit Sicher-
heit auf ein griechisches Vorbild zurückführen. Höchstens
könnte Plautus den Traum im „Miles" nach dem Traum in
der „Mostellaria" kopiert haben.
§ 55. Mostellaria
Hier zeigt sich uns eine auffallende Parallele zum „Miles" :
das Traummotiv wird gleich wie dort zur Unterstützung einer
Intrigue verwendet.
Tranio will den Theopropides am Betreten seines Hauses
verhindern und macht geltend, das Haus sei schon sieben
Monate nicht mehr bewohnt (470), weil Blutschuld auf ihm
laste (475 ff.). Um dem Theopropides die Existenz eines
solchen Frevels plausibel zu machen — er hat all die langen
Jahre her das Haus, ohne etwas von der Bluttat zu erfahren,
bewohnt —, erzählt der Sklave unter dem nötigen geheimnis-
vollen Hokuspokus einen von ihm fingierten Traum. Einstmals
erwachte Philolaches schreckerfüllt und teilte ihm, dem Tranio,
mit, was er soeben geträumt. Es erschien ihm ein Toter, der
ihn folgendermaßen anredete (497 ff.):
Ego transmarinus hospes sum Diapontius.
Hic habito, haec mihi deditast habitatio:

vor, daß etwas Geträumtes Wahrheit sei, wie Philocomasium, sondern daß
etwas Wirkliches — der Ehebruch — bloß ein Traumbild sei.

1 Siehe über die Kontamination Leo aaO. 161 ff. Darin stimmen alle
Gelehrten überein, daß der ganze zweite Akt, also auch unsere Szene, aus
der zweiten Vorlage stammt. Vgl. darüber Hasper De compositione Militis
Gloriosi commentatio, Gymn. Progr. Dresden 1897, 11.

2 Siehe unten S. 199f.
 
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