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Staehlin, Rudolf
Das Motiv der Mantik im antiken Drama — Giessen: Toepelmann, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.74897#0210
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200 Rudolf Staehlin

Nam me Acheruntem recipere Orcus noluit
500 Quia praemature vita careo. per fidem
Deceptus sum: hospes + hic me necavit, isque me
Defodit insepultum clam in hisce aedibus,
Scelestus, auri causa, nunc tu hinc emigra:
Scelestae hae sunt aedes, impiast habitatio.
Diese Erzählung hat auf Theopropides den beabsichtigten
Eindruck nicht verfehlt; sein Schrecken wird noch größer,
als Tranio geschickt ihm die Anwesenheit des Gespenstes im
Hause noch deutlicher vor Augen führt, indem er ein Pochen
an der Tür zu einem Geräusch des umgehenden Toten macht
und das Gespenst zudem noch direkt anruft. Da ist Theo-
propides genug eingeschüchtert und eilt entsetzt davon.
Die Verwendung des Traummotivs zeigt, wie gesagt, eine
evidente Übereinstimmung mit dem Traum im „Miles": ein
fingierter Traum soll einer gleichfalls fingierten Tatsache
(Existenz zweier Zwillingsschwestern — Existenz eines Ge-
spenstes), deren Annahme zur Ausführung einer Intrigue
nötig ist, Glaubwürdigkeit und Gewißheit verleihen.
Die Bedeutung des Traumes für den Gang der Handlung
ist in der „Mostellaria" höher einzuschätzen als im „Miles",
und auch seine Form ist ungleich packender, schon deswegen,
weil darin ein Gespenst eine Rolle spielt, dessen Erwähnung
das abergläubische Publikum des Plautus gewiß gruseln
machte. Der Traum der Philocomasium ist auch deshalb
schwächer, weil der Schlafenden ihre Zwillingsschwester nicht
wirklich erscheint, dagegen das Erscheinen des ungerächten
Toten am Lager des Schlafenden nach antiker Vorstellung
Realität ist. Das kommt am deutlichsten zum Ausdruck etwa
in den „Eumeniden", der euripideischen „Hekabe" und ebenso
in der „Octavia", wo die im Traum geschauten Gestalten
noch ungerächter Verstorbener auch dem Publikum sinnen-
fällig vor Augen gestellt werden.
Wenn Theopropides dem Traum so ohne weiteres Glauben
schenkt und aus ihm auf das wirkliche Vorhandensein eines
Hausgespenstes schließt, obgleich in den sechzig Jahren, in
denen er schon das Haus bewohnt, das Gespenst sich noch
 
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