Anhänger und mußten sich noch dazu vor den Verfolgungen der Heiden
verbergen. Sie hatten nicht einmal ein Haus, um die Gemeinde zu ver-
sammeln, sondern benutzten dazu die Gänge und die Räume der unter-
irdischen Grabstätte. Gerade diese Ärmsten jedoch waren es, die zum
Schmuck ihrer Gräber und zum Schmuck ihres Gerätes christliche Bilder
und christliche Symbole darstellen ließen. Selbstverständlich standen
ihnen für diesen Zweck keine Künstler, sondern nur Handwerker, und
zwar Handwerker niederen Grades zur Verfügung. Wir wissen jetzt, daß
sich diese Entwicklung nicht zuerst in Rom, sondern im Orient vollzogen
hat. Aber das ist nur wichtig für die Entstehung der Typen, nicht der
Form. Denn das syrische Handwerk war nicht wesentlich von dem
römischen verschieden.
Da war denn auch von einem schwächsten Versuch eines neuen Ge-
staltens nicht die Rede. Diese Handwerker konnten, wie ihre Genossen in
allen Zeiten, nichts machen, als was in ihren Musterbüchern stand. So
können wir an ihren Arbeiten verfolgen, wie sie für die verlangten neuen
Darstellungen, übrigens meistens Bilder aus dem Alten Testament und
den Propheten, die Figuren von den Darstellungen der antiken Mythen
entliehen. Um Christus in dem Symbol des „Guten Hirten“ darzustellen,
gebrauchten sie die Gestalt des widdertragenden Hermes, für David, den
königlichen Hirten und Sänger, wurde das Bild des Orpheus entlehnt, der
mit seinem Spiele die Tiere meistert, für den Walfisch des Jonas das Un-
geheuer, das die Andromeda bedrohte. Meistens ging man nicht einmal
so weit, in Bildern die neue Lehre auszusprechen, sondern man begnügte
sich mit Symbolen, wie dem Monogramm Christi und dem Fische, der als
geheimnisvolle Andeutung für den Namen Christi gebraucht wurde, weil
das griechische Wort für Fisch die Anfangsbuchstaben dieses Namens
enthält. Daneben wurden dann freilich allmählich Darstellungen der
heiligen Gestalten und Ereignisse der christlichen Legende versucht. Nur
einmal fällt schon in den Katakomben eine merkwürdig frische Dar-
stellung der Madonna mit dem Kinde auf.
Diese ganze Kunst der frühesten Zeit ist äußerlich von der heidnischen
gar nicht zu unterscheiden. Der neue Inhalt ist durchaus in alte Formen
gekleidet, und man müßte diesen Anfang der christlichen Kunst durchaus
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verbergen. Sie hatten nicht einmal ein Haus, um die Gemeinde zu ver-
sammeln, sondern benutzten dazu die Gänge und die Räume der unter-
irdischen Grabstätte. Gerade diese Ärmsten jedoch waren es, die zum
Schmuck ihrer Gräber und zum Schmuck ihres Gerätes christliche Bilder
und christliche Symbole darstellen ließen. Selbstverständlich standen
ihnen für diesen Zweck keine Künstler, sondern nur Handwerker, und
zwar Handwerker niederen Grades zur Verfügung. Wir wissen jetzt, daß
sich diese Entwicklung nicht zuerst in Rom, sondern im Orient vollzogen
hat. Aber das ist nur wichtig für die Entstehung der Typen, nicht der
Form. Denn das syrische Handwerk war nicht wesentlich von dem
römischen verschieden.
Da war denn auch von einem schwächsten Versuch eines neuen Ge-
staltens nicht die Rede. Diese Handwerker konnten, wie ihre Genossen in
allen Zeiten, nichts machen, als was in ihren Musterbüchern stand. So
können wir an ihren Arbeiten verfolgen, wie sie für die verlangten neuen
Darstellungen, übrigens meistens Bilder aus dem Alten Testament und
den Propheten, die Figuren von den Darstellungen der antiken Mythen
entliehen. Um Christus in dem Symbol des „Guten Hirten“ darzustellen,
gebrauchten sie die Gestalt des widdertragenden Hermes, für David, den
königlichen Hirten und Sänger, wurde das Bild des Orpheus entlehnt, der
mit seinem Spiele die Tiere meistert, für den Walfisch des Jonas das Un-
geheuer, das die Andromeda bedrohte. Meistens ging man nicht einmal
so weit, in Bildern die neue Lehre auszusprechen, sondern man begnügte
sich mit Symbolen, wie dem Monogramm Christi und dem Fische, der als
geheimnisvolle Andeutung für den Namen Christi gebraucht wurde, weil
das griechische Wort für Fisch die Anfangsbuchstaben dieses Namens
enthält. Daneben wurden dann freilich allmählich Darstellungen der
heiligen Gestalten und Ereignisse der christlichen Legende versucht. Nur
einmal fällt schon in den Katakomben eine merkwürdig frische Dar-
stellung der Madonna mit dem Kinde auf.
Diese ganze Kunst der frühesten Zeit ist äußerlich von der heidnischen
gar nicht zu unterscheiden. Der neue Inhalt ist durchaus in alte Formen
gekleidet, und man müßte diesen Anfang der christlichen Kunst durchaus
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