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Stange, Erich
Die Miniaturen der Manessischen Liederhandschrift und ihr Kunstkreis (Königsberg, Univ., Diss.) — Greifswald, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.4041#0013
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Daraus folgt, daß Schreiber und Dichter eine verschiedene
Behandlung dicscs IBortcs aufweisen. IVie weit die Grenze
troicte-vröcle geht, und ob sich dicse nnt ei, 6c deekt, ist vor
dcr chand noch nicht zu entscheiden^). )sür unsern Lall genügt
es, daß die 5chreiber, da sie ausgiebig Gebrauch von der in
Züriä) üblichcn chchreibweise inacheu, auäi iu Zürich in Sä)ule
gegangen sind und wahrscheinlich au6) dort zu suchen sind. Da
nun au6) gerade außergewöhnlich vicl Bunnesinger in der chs.
überliefert sind, die aus ^üri6i oder dcr Nähe gebürtig sind,
und deren Lieder aller IVahrscheiulichkeit na6) in einer andern
l)s., die ni6it aus dieser Gegend stannnte, ni6si aufgenoininen
wären, da sie über das Buttelinaß ui6it herausgehen, können
wir annehmeu, daß Züri6, die cheiinat der chs. ist.

Gb uuu diese ^s. gerade die von lhadlaub erwähutcn Lieder-
bü6)er der INanesse siud oder nur aus diescn hervorgegangcn,
ist init Bestinnntheit nicht zu sagcn. Die Mrthographie'-) dieses
Godex weist auf Züri6) hiu. 5o ist jedenfalls die alte Bod-
iners6)e kjypothesc wieder zu Ghren gebra6it, und Züri6i ist als
Hciinat der L)ands6)rift zu betra6sieu^).

„Wo anders in der Osts6^weiz hätte übcrhaupt sol6) ein
Aunstwerk zustande konnneu können", sagt nnt Re6it Iakob
Bae6sihold. Zn dcr Tat nahin Aüri6, iin lo./sch Iahrhundert
ciue ganz hervorragcude 5tellung ein. b)ier ina6iten sicb die
Tiuflüsse französis6)er Aultur ain stärksten gclteud, hier kouute
das hösische Rittertuin in Runnedienst, pruukvollen /sestcn uud
Gespielen, in dcr Di6flung zur vollcn Blüte gedeiheu^). Gerade
in Aüri6) giug lhand in chaud mit der politischen Bedeutung
der Stadt das Aufblühen des geistigen Lebens, das au der Stifts-
s6)iile zuin Großinünsterö) eiu fcstcs Zcntruni bcsaß. Auch in
der Rkalerei wehte in Zürich, wovon die Aciuiaturen Zeugnis
ablegen, ein fris6ier Gcist. Nnd das Zeutruni der ritterli6)en
Gesellschaft, niit Berstäudnis für j?oesie und Aunst bildetcn die
bciden Rcauesse, Rüdiger II. auf Alanegg und sein SohnIohaunes,
Thorherr und Rustos des Stifts6)atzes, dcren Znteresse an dcin
^ammelu von Liederbü6)ern ljadlaub bezeugt. Nnd da wir von
keiner andern großen Liedersaniinlung aus dieser Zeit und dieser
Gegend Aunde haben, werden wir wohl dcn Nanien der „Rla-
nessischcn Licderhandschrift" bcibchalten könuen.

,) Die Naglcrschen Bruüistückc weisen vroäe und ei. äc uns.

-) Line genaue llntersuchiina über dic Mrthagrapbie stellt aiiacnblicklich
Ijerr can-I. xkil. Zarncr in Zürich an.

Zürich als Lieiniat anziiscbcn, vcrsochten auch Grimin: (Al. Schristen
VI, 2ö!i); Nbland: (Sü^ristcn V S. 272); Iakob Baechtold: (Gcschichtc der
dcutschen Literatur in der Sü/weiz) ^rauenseld Z887; Nbl: Borivort zu „Nn-
echtcs bci Neiscn". jdadcrborn 1888 12.

^) Paul Ganz: Gcschichte dcr bcraldisüien Aunst. ^raucnfcld 18YY.

^) Dcrsclbc: Die kirchlichcn Baudenkniiiler dcs alten Zürich.
 
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