Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stark, Carl Bernhard; Bähr, Johann Christian Felix [Gefeierte Pers.]
Gigantomachie auf antiken Reliefs und der Tempel des Jupiter Tonans in Rom: Festschrift Herrn. Dr. J. C. F. Baehr, Geh. Hofrath, Professor und Oberbibliothekar zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums am 26. Juni 1869 ; nebst einer lithographischen Tafel — Heidelberg, 1869

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25239#0009
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gigantomacliie auf antiken Reliefs und der Tempel des

Jupiter Tonans in Rom.

In einer jener vier offenen Hallen, welche von Granitsäulen getragen, abwechselnd mit
geschlossenen Räumen den herrlichen Cortile di Belvedere, jenes Ziel der Wanderungen im Va-
tican umgeben, zwischen dem Zimmer, das die Kämpfer und den Perseus Canovas und dem,
welches den sog. Antinous von Belvedere, das herrliche Urbild eines Mercur birgt, befindet
sich in die Wand eingelassen ein antikes Relief, welches allerdings dem flüchtigen Beschauer,
der nur von Glanzpunkt zu Glanzpunkt eilt, wohl fast immer zu entgehen pflegt, für den
antiquarischen Forscher wiederum in der Ara des Tiberius Claudius Faventinus und ihren Scenen
aus troischer und römischer Ursage einen gefährlichen Nachbar besitzt. Und doch wird
jeder, welcher einmal den Blick auf jene Wand gerichtet hat, von der Grossartigkeit der
Formen wie der Bedeutsamkeit und Seltenheit der Darstellung eines Kampfes zwischen
erhabenen Frauengestalten und riesigen, zum Theil schlangenfüssigen wilden Männern über-
rascht sein. Man sagt ihm einfach, es sei ein Sarkophagrelief, wie deren fast unzählige
die römischen Kunstsammlungen erfüllen und stelle eine Gigantomachie dar.1) Man weist
ihn weiter zu einer viel besser erhaltenen Darstellung desselben Gegenstandes auf einem
Sarkophag, welcher zugleich an einer sehr markirten Stelle sich befindet, in einem der
an den Hof des Belvedere sich anschliessenden prachtvollen Sääle, am Ende des Saales
delle Statue und zwar als Postament zu der sog. Cleopatra, jener schlafenden, grossartigen
Ariadne. Und hier bietet sich dem Beschauer eine Vorderseite von starkem, hohem Relief,
ein reich gedrängtes Bild wildanstrebender, schlangenfüssiger Gestalten dar und er entdeckt
rechts und links leicht die weniger ausgeführten schmalen Nebenseiten mit Anfang und
Schluss dieser Kampfscene. Eine treffliche Erhaltung macht zugleich dieses Werk bei
aller fast beängstigenden Fülle geschwungener Linien anmuthender und verständlicher.
Ohne Weiteres werden wir nun über die Existenz zweier, freilich nur zweier Sarkophag-
platten mit Gigantenkämpfen belehrt.

') Wie allgemein als sicher angenommen diese Bezeichnung ist, ergibt zur Genüge der Text Frie-
drich Wieselers zu 0. Müller’s Denkmälern der alten Kunst. Thl. II. Heft 5. Taf. 32 n. 848, wo das Werk
bezeichnet wird: „schöne aber der letzten Hand entbehrende Beliefdarstellung von einem Sarkophag im
Vatican“.
 
Annotationen