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Universitätsbibliothek <Heidelberg> [Hrsg.]; Steiger, Uli [Bearb.]
Die neuzeitlichen nichtliturgischen Handschriften des Zisterzienserklosters Salem — Wiesbaden, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.25985#0011
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Einleitung

Zur Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Salem* 4 — Wie bei vielen vergleichba-
ren Klostergründungen dieser Zeit lässt sich auch lür die Bodensee-Zisterze Salem bei
Überlingen kein exaktes Gründungsdatum festlegen5; vielmehr ist von einem Gründungs-
prozess zu sprechen, der sich über mehrere Jahre zwischen 1134 und 1137/1138 erstreck-
te: 1134 stellte der Edelfreie Guntram von Adelsreute Grundbesitz im Linzgau zur Er-
richtung eines Klosters zur Verfügung. Zu Pfingsten 1137 kamen erste Mönche aus dem
Mutterkloster Lützel im Südeisass nach Salmannsweiler (Salem), die den Ort für den
nachfolgenden Gründungskonvent vorbereiten sollten, der schließlich am 15. Mai 1138,
dem Tag der Weihe, feierlich in das neue Kloster einzog. Die Neugründung widersprach
jedoch den zisterziensischen Ordensvorschriften, da es sich nicht um ein Rodungskloster
im strengen Sinne gehandelt hatte. Denn das Gründungsgut lag in bereits besiedeltem Ge-
biet und umfasste neben dem bestehenden Dorf „Salemanneswilare“ mit seiner Kirche,
die der hl. Verena und dem hl. Cyriak geweiht war, weitere Elöle in der Umgebung des
Ortes und der Stammburg Adelsreute (Stadt Ravensburg). Bald nach der Gründung des
Klosters wurde der Name des Ortes von den Mönchen in „Salem“ (Stätte des Friedens)
geändert - wohl in Erinnerung an das Reich Salem des biblischen Königs Melchisedech
(Gn 14,17-19; Ps 75,2-3; Elbr 7,2), das offensichtlich mit dem späteren Jeru-Salem gleich-
zusetzen ist6. In weltlichen Belangen blieb freilich immer der Ortsname Salmannsweiler
üblich.

hinaus wurden die Arbeitsabläufe des Salemer Skriptoriums dieser Zeit und damit auch die Beteili-
gung der Salemer Konventualen an der Buchproduktion rekonstruiert. Vgl. Väth, Handschriften.

4 Zur wichtigsten Literatur, die auch die Grundlage für den nachfolgenden Überblick liefert, sei ver-
wiesen auf: Franz Xaver Staiger, Salem oder Salmansweiler, ehemaliges Reichskloster Cistercienser-
Ordens jetzt Großh. Markgräfl. Schloß und Hauptort der Standesherrschaft Salem ..., Konstanz f 863;
Zinsmaier, Geschichtsschreibung; Rösener, Reichsabtei; Claudia Schott, Armenfürsorge, Bettel-
wesen und Vagantenbekämpfung in der Reichsabtei Salem, Bühl 1978; Helvetia Sacra III/3.1, S.
341—351; Schneider, Salem; Siwek, Salem; Hansmartin SchVarzmaier, Salem, Zisterzienserkloster,
in: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. 2. Band: Die Territorien im Alten Reich, hg.
von Meinrad Schaab u. dems., Stuttgart 1995, S. 597-600; BrüNI.ng/Knapp, Salem; Das Salemer
Münster. Befunddokumentation und Bestandssicherung an Fassaden und Dachwerk (Arbeitshefte 11,
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg), zusammengest. von Günter Eckstein u. Andreas Stibne,
Stuttgart 2002; Schlechter, Bodensee; Andrea Fleischer, Zisterzienserabt und Skriptorium. Salem
unter Eberhard I. von Rohrdorf (1191-1240) (Imagines medii aevi 19), Wiesbaden 2004; Ulrich
Knapp, Salem. Die Gebäude der ehemaligen Zisterzienserabtei und ihre Ausstattung (Forschungen
und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg 11), Stuttgart 2004; Ulrich
Knapp u. Marion Jaklin Latk, Salem. Ein Kloster gestaltet eine Landschaft. Begleitband zur Aus-
stellung des Kulturamtes Bodenseekreis und der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württem-
berg im Schloss Salem 2009 (Salemer Hefte 3), Tettnang 2009.

5 Vgl, zu den unterschiedlichen Gründungsdaten (1134, 1137 bzw. 1138) und den sich daraus ergeben-
den Schwierigkeiten hinsichtlich des Altersvorrangs innerhalb der Oberdeutschen Kongregation bzw.
der späteren Gründungsfeiern, die bereits den Zeitgenossen bewusst waren, die einleitenden Bemer-
kungen von Schneider, Salem, S. 9f.

6 Vgl. LThK3 8, Sp. 1482. - Zu den Namensableitungen bzw. -formen RösENER, Reichsabtei, S. 231.;
Väth, Handschriften, S. 9f. Eine gute Zusammenstellung der verschiedenen Namensformen bietet
Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 2. Band, Heidelberg
21905, Sp. 7221. - Der Name Salem fand erstmals 1140 in der päpstlichen Bestätigungsbulle von Inno-

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