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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0025
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1. Die Anfänge.

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hl. Taterina so unerschütterlich ist, wenn sie überall dieselbe bleibt — lächelnd, über-
zeugungsfreudig, von Furcht und Hoffnung unberührt, wenn sie siegreich durch den
Glauben eine feindliche Welt überwindet, immer sich gleich bleibend von ihren: ersten
Auftreten als unerschrockene Zeugin wider die heidnischen Götter bis zum Tode
durch des Henkers Hand. War es nicht vielmehr tiefe künstlerische Weisheit, über die
qualvollen Aämpfe eines langsam sich vorbereitenden Martyriums den Hoffnungs-
glanz der Ewigkeit zu breiten, ist nicht gerade deshalb die Schilderung dieses Heiligen-
lebens so rührend, weil jeder Mißklang taktvoll vermieden ist, weil der Aünstler so


10. Fra Giovanni Angelico. Die Steinigung des h. Stephanus.

völlig unbewußt mit so unendlich einfachen Mitteln einer ganzen Welt von Schönheit
und Wahrheit Gestalt verliehen Hat?
Wie verschieden immerhin die Ideale gewesen sein mögen, die Masolino und
Fra Angelico in ihren Aunstbestrebungen verfolgt haben, gerade in der Grundauf-
fassung ihrer beiden Heiligenlegenden in Rom sind sie aufs engste verwandt.
Stephanus und Laurentius sind ebensotief von ihrer göttlichen Mission auf Erden
durchdrungen wie Eaterina und ebenso gleichgültig wie diese gegen ihr irdisches
Geschick. Man möchte sagen, sie haben jede Empfindung für sich selbst verloren,
sie haben ihr eigenes Ich in das Meer der Liebe zu Gott und den Nächsten in
unergründliche Tiefen versenkt. Auf dem von Märtyrerblut getränkten Boden Roms
 
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