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Rom in der Renaissance.
Mund, breiter Nase, kleinen Augen und leichten Runzeln auf der Stirn. Vielleicht
mehr der Typus eines tüchtigen Handwerkers wie eines Aünstlers, aber ansprechend,
kraftvoll, selbstbewußt und bescheiden zugleich, ganz und gar das Bild eines Mannes
aus dem rührigen Quattrocento. Erzählte nicht die Inschrift schon das Lob des
hochberühmten Statuenbildners, wir würden seine Aunst an den zahllosen Werk-
zeugen, an Zirkel, Lot und Richtschnur, an
Hammer, Feile und Bohrer, erraten, die alle in
zierlichem Relief die Hilaster schmücken und die
freien Flächen um die Büste des Toten ausfüllen.
Die urkundlich beglaubigten Werke des erst
in neuerer Zeit wieder zu wohlverdientem Ruhme
gelangten Meisters, der in: Flecken Ostens am
Luganersee geboren wurde, sind drei herrliche
Marmoraltäre in Rom, Siena und Viterbo,
deren schöne Verhältnisse schon die Zeitgenossen
entzückt haben müssen, wenn Raphaels Vater,
Giovanni Santi, in seiner Reimchronik den
Meister Andrea in Rom als den großen Tom-
positeur und den Erfinder aller Schönheit preift.
Der Altar in S. Maria del Hopolo entstand im
Jahre sH73, wie uns fein Schöpfer selbst erzählt
in einer höchst originellen Inschrift, in welcher
er den Tod eines kaum achtjährigen Söhnleins
beklagt, der durch die Unachtsamkeit seiner
Wärter herbeigeführt wurde (Abb. 27). Einst
zierte das prächtige Marmorwerk, welches noch
Heute ein heiliges Marienbild aus der Sieneser
Schule unischließt, den Hochaltar der von Sixtus IV.
neu gegründeten Airche an der Horta del Hopolo,
und niemand anderes als Rodrigo Borgia Hatte
ihn angestiftet, der später als Alexander VI.
den päpstlichen Stuhl besteigen sollte. Der
ursprünglich reich vergoldete Altarschrein baut sich
ganz ähnlich wie die Hrälatengräber Ronis auf
29. S. Maria in Araceli. Andrea Bregno, hohem Sockel auf, den das von ziemlich häßlichen
Statuette des Paulus vom Grabmal Savelli. Putten gehaltene Borgia-Wappen ziert. Rechts
und links in den Nischen der zweigeteilten
Hfeiler erblickt man unten die Apostelfürsten, oben die Airchenväter Hieronymus und
Augustin. Im giebelartigen Aufbau, der das Ganze krönt, erscheint Gott-Vater in
halber Figur mit struppigem Bart und Haar, und darunter schrieb der Meister
jene Inschrift, welche den: Vaterschmerz um den Verlust eines geliebten Rindes so
rührenden Ausdruck verleiht. In der Mitte endlich prangt in gewölbtem Rahmen
das Marienbild, auf welches von oben wunderliebliche Engel in anbetender Ver-
ehrung Herniederschauen, besondere Lieblinge des Meisters, mit denen er selbst und
Rom in der Renaissance.
Mund, breiter Nase, kleinen Augen und leichten Runzeln auf der Stirn. Vielleicht
mehr der Typus eines tüchtigen Handwerkers wie eines Aünstlers, aber ansprechend,
kraftvoll, selbstbewußt und bescheiden zugleich, ganz und gar das Bild eines Mannes
aus dem rührigen Quattrocento. Erzählte nicht die Inschrift schon das Lob des
hochberühmten Statuenbildners, wir würden seine Aunst an den zahllosen Werk-
zeugen, an Zirkel, Lot und Richtschnur, an
Hammer, Feile und Bohrer, erraten, die alle in
zierlichem Relief die Hilaster schmücken und die
freien Flächen um die Büste des Toten ausfüllen.
Die urkundlich beglaubigten Werke des erst
in neuerer Zeit wieder zu wohlverdientem Ruhme
gelangten Meisters, der in: Flecken Ostens am
Luganersee geboren wurde, sind drei herrliche
Marmoraltäre in Rom, Siena und Viterbo,
deren schöne Verhältnisse schon die Zeitgenossen
entzückt haben müssen, wenn Raphaels Vater,
Giovanni Santi, in seiner Reimchronik den
Meister Andrea in Rom als den großen Tom-
positeur und den Erfinder aller Schönheit preift.
Der Altar in S. Maria del Hopolo entstand im
Jahre sH73, wie uns fein Schöpfer selbst erzählt
in einer höchst originellen Inschrift, in welcher
er den Tod eines kaum achtjährigen Söhnleins
beklagt, der durch die Unachtsamkeit seiner
Wärter herbeigeführt wurde (Abb. 27). Einst
zierte das prächtige Marmorwerk, welches noch
Heute ein heiliges Marienbild aus der Sieneser
Schule unischließt, den Hochaltar der von Sixtus IV.
neu gegründeten Airche an der Horta del Hopolo,
und niemand anderes als Rodrigo Borgia Hatte
ihn angestiftet, der später als Alexander VI.
den päpstlichen Stuhl besteigen sollte. Der
ursprünglich reich vergoldete Altarschrein baut sich
ganz ähnlich wie die Hrälatengräber Ronis auf
29. S. Maria in Araceli. Andrea Bregno, hohem Sockel auf, den das von ziemlich häßlichen
Statuette des Paulus vom Grabmal Savelli. Putten gehaltene Borgia-Wappen ziert. Rechts
und links in den Nischen der zweigeteilten
Hfeiler erblickt man unten die Apostelfürsten, oben die Airchenväter Hieronymus und
Augustin. Im giebelartigen Aufbau, der das Ganze krönt, erscheint Gott-Vater in
halber Figur mit struppigem Bart und Haar, und darunter schrieb der Meister
jene Inschrift, welche den: Vaterschmerz um den Verlust eines geliebten Rindes so
rührenden Ausdruck verleiht. In der Mitte endlich prangt in gewölbtem Rahmen
das Marienbild, auf welches von oben wunderliebliche Engel in anbetender Ver-
ehrung Herniederschauen, besondere Lieblinge des Meisters, mit denen er selbst und